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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daraus fliessenden Untug.
tet dieselben muthwillig/ und bemühet sich
entweder süsse oder saure/ anziehende delicate
Speise und Tranck zu geniessen/ welche nichts
anders als Eckel/ wenn sie stetig gebraucht wer-
den/ würcken können/ auch zu überflüßiger Ge-
nüssung anreitzen.

17. Des Menschen Magen ist so beschaf-
fen/ daß er sich mit einer einigen Speise und
Tranck
sättigen kan/ so wohl als andere Thiere.
Aber seine Unvernunfft treibt ihn an/ daß er durch
Vielfältigung seine Begierde zum Uberfluß
reitzet.

18. Diese Zubereitung gekünstelter Spei-
sen und Trancks/ und die Mannigfaltigung der-
selben gewöhnen den Menschen an/ daß er im-
mer mehr und mehr isst und trinckt/
als seine
Natur erfordert/ auch dem sonst unumgänglichen
Eckel zu entgehen/ immer auff neue Erfindun-
gen
und Vermannichfaltigung bedacht ist/
worzu ihm die exempel anderer Menschen sei-
nes gleichen/ und die wechselsweisen Anreitzun-
gen noch mehr anfrischen.

19. Was aber die Lust betrifft/ mit der
das Kinderzeugen
vergesellschafftet ist/ begreif-
fet zwar die Vernunfft des Menschen wohl/ daß
die Gedancken/ die in einem Augenblick solche Lust
als ein grosses Gut vorstellen/ falsch/ und von de-
nen ruhigen Gedancken der Vernufft/ wenn die
Lust gebüsset ist/ gantz entfernet sind. Aber sie
weiß ihr doch nicht so zu rathen/ als wie bey

der
N

und denen daraus flieſſenden Untug.
tet dieſelben muthwillig/ und bemuͤhet ſich
entweder ſuͤſſe oder ſaure/ anziehende delicate
Speiſe und Tranck zu genieſſen/ welche nichts
anders als Eckel/ wenn ſie ſtetig gebraucht wer-
den/ wuͤrcken koͤnnen/ auch zu uͤberfluͤßiger Ge-
nuͤſſung anreitzen.

17. Des Menſchen Magen iſt ſo beſchaf-
fen/ daß er ſich mit einer einigen Speiſe und
Tranck
ſaͤttigen kan/ ſo wohl als andere Thiere.
Aber ſeine Unvernunfft treibt ihn an/ daß er durch
Vielfaͤltigung ſeine Begierde zum Uberfluß
reitzet.

18. Dieſe Zubereitung gekuͤnſtelter Spei-
ſen und Trancks/ und die Mannigfaltigung der-
ſelben gewoͤhnen den Menſchen an/ daß er im-
mer mehr und mehr iſſt und trinckt/
als ſeine
Natur erfordert/ auch dem ſonſt unumgaͤnglichen
Eckel zu entgehen/ immer auff neue Erfindun-
gen
und Vermannichfaltigung bedacht iſt/
worzu ihm die exempel anderer Menſchen ſei-
nes gleichen/ und die wechſelsweiſen Anreitzun-
gen noch mehr anfriſchen.

19. Was aber die Luſt betrifft/ mit der
das Kinderzeugen
vergeſellſchafftet iſt/ begreif-
fet zwar die Vernunfft des Menſchen wohl/ daß
die Gedancken/ die in einem Augenblick ſolche Luſt
als ein groſſes Gut vorſtellen/ falſch/ und von de-
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[193/0205] und denen daraus flieſſenden Untug. tet dieſelben muthwillig/ und bemuͤhet ſich entweder ſuͤſſe oder ſaure/ anziehende delicate Speiſe und Tranck zu genieſſen/ welche nichts anders als Eckel/ wenn ſie ſtetig gebraucht wer- den/ wuͤrcken koͤnnen/ auch zu uͤberfluͤßiger Ge- nuͤſſung anreitzen. 17. Des Menſchen Magen iſt ſo beſchaf- fen/ daß er ſich mit einer einigen Speiſe und Tranck ſaͤttigen kan/ ſo wohl als andere Thiere. Aber ſeine Unvernunfft treibt ihn an/ daß er durch Vielfaͤltigung ſeine Begierde zum Uberfluß reitzet. 18. Dieſe Zubereitung gekuͤnſtelter Spei- ſen und Trancks/ und die Mannigfaltigung der- ſelben gewoͤhnen den Menſchen an/ daß er im- mer mehr und mehr iſſt und trinckt/ als ſeine Natur erfordert/ auch dem ſonſt unumgaͤnglichen Eckel zu entgehen/ immer auff neue Erfindun- gen und Vermannichfaltigung bedacht iſt/ worzu ihm die exempel anderer Menſchen ſei- nes gleichen/ und die wechſelsweiſen Anreitzun- gen noch mehr anfriſchen. 19. Was aber die Luſt betrifft/ mit der das Kinderzeugen vergeſellſchafftet iſt/ begreif- fet zwar die Vernunfft des Menſchen wohl/ daß die Gedancken/ die in einem Augenblick ſolche Luſt als ein groſſes Gut vorſtellen/ falſch/ und von de- nen ruhigen Gedancken der Vernufft/ wenn die Luſt gebuͤſſet iſt/ gantz entfernet ſind. Aber ſie weiß ihr doch nicht ſo zu rathen/ als wie bey der N

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/205>, abgerufen am 21.11.2024.