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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 9. H. Von der Wollust
be sich in der comoedie erlustiget/ nicht aber in
Pferde- und Kühstall.

27. Gleicher weise belustiget ein Wollüsti-
ger sein Gehör mit comoedien/ fast aus gleichen
Ursachen/ als wir beym Gefichte angeführet/ er
höret gerne verliebte Lieder singen/ und solche
Instrumental Music, die ihm entweder das Hertz
zur weichen Lust/ oder zur Freude beym Wein
anreitzen/ oder toll und voll machen helffen. Er
zittert hingegen für dem donnernden Geschütze/
und für denen Trompeten und Paucken/ wenn
sie Zeichen des Krieges sind/ über welchen sich ein
Ehrgeitziger/ ingleichen über dem Lob das man
ihm giebet/ erfreuet. Ein Geldgeitziger aber
vergnügt sich/ wenn er seine Thaler klingen/ oder
sein Vieh blöcken/ oder seine Hunde heulen höret.

28. Ein Wohllüstiger labet sich/ wenn er ei-
nen Braten oder andere zugerichtete Speise rie-
chet/ er biesamt
und pudert sich ein/ daß er den
Weibern gefalle. Ein Ehrgeitziger ist nicht
ungerne wo es nach Pulver dampfft/ und einen
Geldgeitzigen wird das Geld gut anriechen/
wenn er es auch aus einen heimlichen Gemach
ausklauben solte/ wie er dann auch in dem Mist
von seinen Viehe ein sonderlich Vergnügen fin-
det.

29. Ehe wir aber weiter zu der Belustig-
ung des Verstandes eines Wollüstigen fort ge-
hen/ wird es sich am füglichsten schicken/ daß wir
vorher auch von seiner Verschwendung etwas

reden/

Das 9. H. Von der Wolluſt
be ſich in der comœdie erluſtiget/ nicht aber in
Pferde- und Kuͤhſtall.

27. Gleicher weiſe beluſtiget ein Wolluͤſti-
ger ſein Gehoͤr mit comœdien/ faſt aus gleichen
Urſachen/ als wir beym Gefichte angefuͤhret/ er
hoͤret gerne verliebte Lieder ſingen/ und ſolche
Inſtrumental Muſic, die ihm entweder das Hertz
zur weichen Luſt/ oder zur Freude beym Wein
anreitzen/ oder toll und voll machen helffen. Er
zittert hingegen fuͤr dem donnernden Geſchuͤtze/
und fuͤr denen Trompeten und Paucken/ wenn
ſie Zeichen des Krieges ſind/ uͤber welchen ſich ein
Ehrgeitziger/ ingleichen uͤber dem Lob das man
ihm giebet/ erfreuet. Ein Geldgeitziger aber
vergnuͤgt ſich/ wenn er ſeine Thaler klingen/ oder
ſein Vieh bloͤcken/ oder ſeine Hunde heulen hoͤret.

28. Ein Wohlluͤſtiger labet ſich/ wenn er ei-
nen Braten oder andere zugerichtete Speiſe rie-
chet/ er bieſamt
und pudert ſich ein/ daß er den
Weibern gefalle. Ein Ehrgeitziger iſt nicht
ungerne wo es nach Pulver dampfft/ und einen
Geldgeitzigen wird das Geld gut anriechen/
wenn er es auch aus einen heimlichen Gemach
ausklauben ſolte/ wie er dann auch in dem Miſt
von ſeinen Viehe ein ſonderlich Vergnuͤgen fin-
det.

29. Ehe wir aber weiter zu der Beluſtig-
ung des Verſtandes eines Wolluͤſtigen fort ge-
hen/ wird es ſich am fuͤglichſten ſchicken/ daß wir
vorher auch von ſeiner Verſchwendung etwas

reden/
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[198/0210] Das 9. H. Von der Wolluſt be ſich in der comœdie erluſtiget/ nicht aber in Pferde- und Kuͤhſtall. 27. Gleicher weiſe beluſtiget ein Wolluͤſti- ger ſein Gehoͤr mit comœdien/ faſt aus gleichen Urſachen/ als wir beym Gefichte angefuͤhret/ er hoͤret gerne verliebte Lieder ſingen/ und ſolche Inſtrumental Muſic, die ihm entweder das Hertz zur weichen Luſt/ oder zur Freude beym Wein anreitzen/ oder toll und voll machen helffen. Er zittert hingegen fuͤr dem donnernden Geſchuͤtze/ und fuͤr denen Trompeten und Paucken/ wenn ſie Zeichen des Krieges ſind/ uͤber welchen ſich ein Ehrgeitziger/ ingleichen uͤber dem Lob das man ihm giebet/ erfreuet. Ein Geldgeitziger aber vergnuͤgt ſich/ wenn er ſeine Thaler klingen/ oder ſein Vieh bloͤcken/ oder ſeine Hunde heulen hoͤret. 28. Ein Wohlluͤſtiger labet ſich/ wenn er ei- nen Braten oder andere zugerichtete Speiſe rie- chet/ er bieſamt und pudert ſich ein/ daß er den Weibern gefalle. Ein Ehrgeitziger iſt nicht ungerne wo es nach Pulver dampfft/ und einen Geldgeitzigen wird das Geld gut anriechen/ wenn er es auch aus einen heimlichen Gemach ausklauben ſolte/ wie er dann auch in dem Miſt von ſeinen Viehe ein ſonderlich Vergnuͤgen fin- det. 29. Ehe wir aber weiter zu der Beluſtig- ung des Verſtandes eines Wolluͤſtigen fort ge- hen/ wird es ſich am fuͤglichſten ſchicken/ daß wir vorher auch von ſeiner Verſchwendung etwas reden/

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/210>, abgerufen am 24.11.2024.