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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daher rührenden Unt.
mige Tollkühnheit. Der verächtliche
Hochmuth ist ein Laster welches einen Ehr-
geitzigen beweget sich selbsten höher als alle
andere Menschen zu achten und also andere
Menschen geringer zu achten/ auch diese
seine Verachtung zwar nicht eben allemahl
und bey jeden durch eußerliche Verachtun-
gen/ aber doch gemeiniglich durch Unterlas-
sung gleichmüthiger freundlichkeit zu erken-
nen zu geben.

34. Dieses heist mit einem Worte stoltz/
und zwar ein solcher stoltz/ der von der Welt nicht
für so gar irraisonnable gehalten wird/ weil
Ehrgeitzige Leute insgemein einen grossen Ver-
stand und ungemeines Hertze haben/ und also
auch von Wohllüstigen und Geldgeitzigen/
weil diese ihrer Hülffe benöthiget sind/ pflegen
hochgeachtet zu werden/ und weil andre Ehrgei-
tzige ob sie sie schon warhafftig nicht hoch halten/
(weil sie sich allemahl an höchsten aestimiren/) sie
doch höher als andre (Wohllüstige/ Geldgeitzige/
auch nach Gelegenheit Ehrgeitzige) aestimiren.

35. Dieser stoltz pfleget selten in eine
offentliche Verachtung ohne gegebene Ur-
sache aus zu brechen/
theils weil diese gemei-
niglich Ursache zur collision giebt/ ein Ehrgei-
tziger aber nicht leichte einen jeden so gut achtet/
daß er sich mit ihm collidiren solte/ zumahl da
nach den Regeln des Ehrgeitzigen auch hierinnen
eine Ehre bestehet/ wenn man sich mit einem

an-
Q 2

und denen daher ruͤhrenden Unt.
mige Tollkuͤhnheit. Der veraͤchtliche
Hochmuth iſt ein Laſter welches einen Ehr-
geitzigen beweget ſich ſelbſten hoͤher als alle
andere Menſchen zu achten und alſo andere
Menſchen geringer zu achten/ auch dieſe
ſeine Verachtung zwar nicht eben allemahl
und bey jeden durch eußerliche Verachtun-
gen/ aber doch gemeiniglich durch Unterlaſ-
ſung gleichmuͤthiger freundlichkeit zu erken-
nen zu geben.

34. Dieſes heiſt mit einem Worte ſtoltz/
und zwar ein ſolcher ſtoltz/ der von der Welt nicht
fuͤr ſo gar irraiſonnable gehalten wird/ weil
Ehrgeitzige Leute insgemein einen groſſen Ver-
ſtand und ungemeines Hertze haben/ und alſo
auch von Wohlluͤſtigen und Geldgeitzigen/
weil dieſe ihrer Huͤlffe benoͤthiget ſind/ pflegen
hochgeachtet zu werden/ und weil andre Ehrgei-
tzige ob ſie ſie ſchon warhafftig nicht hoch halten/
(weil ſie ſich allemahl an hoͤchſten æſtimiren/) ſie
doch hoͤher als andre (Wohlluͤſtige/ Geldgeitzige/
auch nach Gelegenheit Ehrgeitzige) æſtimiren.

35. Dieſer ſtoltz pfleget ſelten in eine
offentliche Verachtung ohne gegebene Ur-
ſache aus zu brechen/
theils weil dieſe gemei-
niglich Urſache zur colliſion giebt/ ein Ehrgei-
tziger aber nicht leichte einen jeden ſo gut achtet/
daß er ſich mit ihm collidiren ſolte/ zumahl da
nach den Regeln des Ehrgeitzigen auch hierinnen
eine Ehre beſtehet/ wenn man ſich mit einem

an-
Q 2
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[243/0255] und denen daher ruͤhrenden Unt. mige Tollkuͤhnheit. Der veraͤchtliche Hochmuth iſt ein Laſter welches einen Ehr- geitzigen beweget ſich ſelbſten hoͤher als alle andere Menſchen zu achten und alſo andere Menſchen geringer zu achten/ auch dieſe ſeine Verachtung zwar nicht eben allemahl und bey jeden durch eußerliche Verachtun- gen/ aber doch gemeiniglich durch Unterlaſ- ſung gleichmuͤthiger freundlichkeit zu erken- nen zu geben. 34. Dieſes heiſt mit einem Worte ſtoltz/ und zwar ein ſolcher ſtoltz/ der von der Welt nicht fuͤr ſo gar irraiſonnable gehalten wird/ weil Ehrgeitzige Leute insgemein einen groſſen Ver- ſtand und ungemeines Hertze haben/ und alſo auch von Wohlluͤſtigen und Geldgeitzigen/ weil dieſe ihrer Huͤlffe benoͤthiget ſind/ pflegen hochgeachtet zu werden/ und weil andre Ehrgei- tzige ob ſie ſie ſchon warhafftig nicht hoch halten/ (weil ſie ſich allemahl an hoͤchſten æſtimiren/) ſie doch hoͤher als andre (Wohlluͤſtige/ Geldgeitzige/ auch nach Gelegenheit Ehrgeitzige) æſtimiren. 35. Dieſer ſtoltz pfleget ſelten in eine offentliche Verachtung ohne gegebene Ur- ſache aus zu brechen/ theils weil dieſe gemei- niglich Urſache zur colliſion giebt/ ein Ehrgei- tziger aber nicht leichte einen jeden ſo gut achtet/ daß er ſich mit ihm collidiren ſolte/ zumahl da nach den Regeln des Ehrgeitzigen auch hierinnen eine Ehre beſtehet/ wenn man ſich mit einem an- Q 2

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/255>, abgerufen am 22.11.2024.