Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.und denen daher rührenden Unt. werden. Durch dieses Laster ist der Ehrgeitzi-ge von vernünfftiger Liebe und von der Wol- lust entfernet/ indem ein Tugendhaffter nur das jenige was Widerwärtigkeit ist/ z. e. recht em- findlichen Schmertz/ vor Widerwärtigkeit hält/ und daran seine gedultige Hertzhafftigkeit ausübet/ über die Entziehung aber eiteler Ehre/ oder zärt- licher Dinge gar nicht beweget wird/ ein Wohl- lüstiger hingegen über Entziehung eiteler Ehre sich wenig beweget/ wenn er nur seine Sinne belustigen kan/ ein Ehrgeitziger aber ärgert sich eben nicht/ wenn er nicht delicat leben kan/ ja er trägt auch wohl die grösten Schmertzen mit Gedult/ wenn er sich beredet dadurch einen merck- lichen Zusatz von eiteler Ehre zu erlangen/ wenn aber seine eingebildete Ehre nur auf das geringste verletzet wird/ will er aus Ungedult aus der Haut fahren. 38. Darinnen kommet der Ehrgeitz zwar die Q 3
und denen daher ruͤhrenden Unt. werden. Durch dieſes Laſter iſt der Ehrgeitzi-ge von vernuͤnfftiger Liebe und von der Wol- luſt entfernet/ indem ein Tugendhaffter nur das jenige was Widerwaͤrtigkeit iſt/ z. e. recht em- findlichen Schmertz/ vor Widerwaͤrtigkeit haͤlt/ uñ daran ſeine gedultige Heꝛtzhafftigkeit ausuͤbet/ uͤber die Entziehung aber eiteler Ehre/ oder zaͤrt- licher Dinge gar nicht beweget wird/ ein Wohl- luͤſtiger hingegen uͤber Entziehung eiteler Ehre ſich wenig beweget/ wenn er nur ſeine Sinne beluſtigen kan/ ein Ehrgeitziger aber aͤrgert ſich eben nicht/ wenn er nicht delicat leben kan/ ja er traͤgt auch wohl die groͤſten Schmertzen mit Gedult/ wenn er ſich beredet daduꝛch einen merck- lichen Zuſatz von eiteler Ehre zu erlangen/ wenn aber ſeine eingebildete Ehre nur auf das geringſte verletzet wird/ will er aus Ungedult aus der Haut fahren. 38. Darinnen kommet der Ehrgeitz zwar die Q 3
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und denen daher ruͤhrenden Unt.
werden. Durch dieſes Laſter iſt der Ehrgeitzi-
ge von vernuͤnfftiger Liebe und von der Wol-
luſt entfernet/ indem ein Tugendhaffter nur das
jenige was Widerwaͤrtigkeit iſt/ z. e. recht em-
findlichen Schmertz/ vor Widerwaͤrtigkeit haͤlt/
uñ daran ſeine gedultige Heꝛtzhafftigkeit ausuͤbet/
uͤber die Entziehung aber eiteler Ehre/ oder zaͤrt-
licher Dinge gar nicht beweget wird/ ein Wohl-
luͤſtiger hingegen uͤber Entziehung eiteler Ehre
ſich wenig beweget/ wenn er nur ſeine Sinne
beluſtigen kan/ ein Ehrgeitziger aber aͤrgert ſich
eben nicht/ wenn er nicht delicat leben kan/ ja
er traͤgt auch wohl die groͤſten Schmertzen mit
Gedult/ wenn er ſich beredet daduꝛch einen merck-
lichen Zuſatz von eiteler Ehre zu erlangen/ wenn
aber ſeine eingebildete Ehre nur auf das geringſte
verletzet wird/ will er aus Ungedult aus der Haut
fahren.
38. Darinnen kommet der Ehrgeitz zwar
mit der Wohlluſt uͤberein und iſt von der Tu-
gend entſchieden/ daß er uͤber die ihm entſtehende
Widerwaͤrtigkeiten ungedultig iſt/ aber darin-
nen iſt er von der Wohlluſt unterſchieden/ daß
die Ungedult den Wolluͤſtigen zu einer groͤſſern
Empfindlichkeit antreibet/ bey einen Ehrgeitzigen
aber verurſachet/ daß er uͤber die Widerwaͤrtigkeit
ergrimmet. Dannenhero ob ſchon die Unge-
dult auff beyden Seiten den Wohlluͤſtigen und
Ehrgeitzigen ihres Verſtandes und der Bedacht-
ſamkeit beraubet die Mittel wohl zu uͤberlegen/
die
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