Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

der drey Hauptlaster.
Cörper für dem andern mit mehrerer Geistig-
keit begabet sey/ und daß die mehrere Gei-
stigkeit in dem einen/ die mindere Geistigkeit
des andern überwältige/
es sey nun/ daß solche
mehrere Geistigkeit die ihr gleiche mindere Gei-
stigkeit des andern an sich ziehe und gleichsam
verschlinge/ oder daß diese mehrere Geistigkeit
die mindere widrige Geistigkeit des andern zerstö-
re und vertreibe/ und auff beyderley Weise den
Cörper von minderer Geistigkeit in gantze kleine
Partickelgen gleichsam zermalme/ hernach aber
entweder dieselben nebst der gleichen Geistigkeit
mit seinen Cörper vereinige/ und selben dadurch
nehre/ oder solche nebst der widrigen Geistigkeit
von sich stosse. Daferne aber in zweyen Cör-
pern Geistigkeiten von gleicher Krafft oder
Gewalt
anzutreffen sind/ wird die Streitig-
keit der beyden widrigen Geistigkeiten so lange
als diese Gleichheit dauret gleichsam in der

bilance stehen/ biß die eine von beyden durch ih-
res gleichen Vereinigung stärcker wird/ nicht an-
ders als wie z. e. zwey Klopfffechter von gleicher
Krafft/ wenn sie mit über den Kopff erhabenen
Armen sich fest an einander drucken in dieser po-
situr
so lange zu rammeln pflegen/ biß des einen
Stärcke mehrere Kräffte als des andern gewin-
net/ oder als wie zwey Steine von gleicher Grös-
se/ wenn sie mit gleicher force gegen einander ge-
stossen werden/ zusammen stille liegen bleiben/
biß dem einen ein neuer Druck von aussen gege-

ben

der drey Hauptlaſter.
Coͤrper fuͤr dem andern mit mehrerer Geiſtig-
keit begabet ſey/ und daß die mehrere Gei-
ſtigkeit in dem einen/ die mindere Geiſtigkeit
des andern uͤberwaͤltige/
es ſey nun/ daß ſolche
mehrere Geiſtigkeit die ihr gleiche mindere Gei-
ſtigkeit des andern an ſich ziehe und gleichſam
verſchlinge/ oder daß dieſe mehrere Geiſtigkeit
die mindere widrige Geiſtigkeit des andern zerſtoͤ-
re und vertreibe/ und auff beyderley Weiſe den
Coͤrper von minderer Geiſtigkeit in gantze kleine
Partickelgen gleichſam zermalme/ hernach aber
entweder dieſelben nebſt der gleichen Geiſtigkeit
mit ſeinen Coͤrper vereinige/ und ſelben dadurch
nehre/ oder ſolche nebſt der widrigen Geiſtigkeit
von ſich ſtoſſe. Daferne aber in zweyen Coͤr-
pern Geiſtigkeiten von gleicher Krafft oder
Gewalt
anzutreffen ſind/ wird die Streitig-
keit der beyden widrigen Geiſtigkeiten ſo lange
als dieſe Gleichheit dauret gleichſam in der

bilance ſtehen/ biß die eine von beyden durch ih-
res gleichen Vereinigung ſtaͤrcker wird/ nicht an-
ders als wie z. e. zwey Klopfffechter von gleicher
Krafft/ wenn ſie mit uͤber den Kopff erhabenen
Armen ſich feſt an einander drucken in dieſer po-
ſitur
ſo lange zu rammeln pflegen/ biß des einen
Staͤrcke mehrere Kraͤffte als des andern gewin-
net/ oder als wie zwey Steine von gleicher Groͤſ-
ſe/ wenn ſie mit gleicher force gegen einander ge-
ſtoſſen werden/ zuſammen ſtille liegen bleiben/
biß dem einen ein neuer Druck von auſſen gege-

ben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0391" n="379"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der drey Hauptla&#x017F;ter.</hi></fw><lb/>
Co&#x0364;rper fu&#x0364;r dem andern mit <hi rendition="#fr">mehrerer</hi> G<hi rendition="#fr">ei&#x017F;tig-<lb/>
keit begabet &#x017F;ey/ und daß die mehrere Gei-<lb/>
&#x017F;tigkeit in dem einen/ die mindere Gei&#x017F;tigkeit<lb/>
des andern u&#x0364;berwa&#x0364;ltige/</hi> es &#x017F;ey nun/ daß &#x017F;olche<lb/>
mehrere Gei&#x017F;tigkeit die ihr gleiche mindere Gei-<lb/>
&#x017F;tigkeit des andern an &#x017F;ich ziehe und gleich&#x017F;am<lb/>
ver&#x017F;chlinge/ oder daß die&#x017F;e mehrere Gei&#x017F;tigkeit<lb/>
die mindere widrige Gei&#x017F;tigkeit des andern zer&#x017F;to&#x0364;-<lb/>
re und vertreibe/ und auff beyderley Wei&#x017F;e den<lb/>
Co&#x0364;rper von minderer Gei&#x017F;tigkeit in gantze kleine<lb/>
Partickelgen gleich&#x017F;am zermalme/ hernach aber<lb/>
entweder die&#x017F;elben neb&#x017F;t der gleichen Gei&#x017F;tigkeit<lb/>
mit &#x017F;einen Co&#x0364;rper vereinige/ und &#x017F;elben dadurch<lb/>
nehre/ oder &#x017F;olche neb&#x017F;t der widrigen Gei&#x017F;tigkeit<lb/>
von &#x017F;ich &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e. Daferne aber in zweyen Co&#x0364;r-<lb/>
pern <hi rendition="#fr">Gei&#x017F;tigkeiten von gleicher Krafft oder<lb/>
Gewalt</hi> anzutreffen &#x017F;ind/ wird die Streitig-<lb/>
keit der beyden widrigen Gei&#x017F;tigkeiten <hi rendition="#fr">&#x017F;o lange<lb/>
als die&#x017F;e Gleichheit dauret gleich&#x017F;am in der</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">bilance</hi></hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;tehen/</hi> biß die eine von beyden durch ih-<lb/>
res gleichen Vereinigung &#x017F;ta&#x0364;rcker wird/ nicht an-<lb/>
ders als wie z. e. zwey Klopfffechter von gleicher<lb/>
Krafft/ wenn &#x017F;ie mit u&#x0364;ber den Kopff erhabenen<lb/>
Armen &#x017F;ich fe&#x017F;t an einander drucken in die&#x017F;er <hi rendition="#aq">po-<lb/>
&#x017F;itur</hi> &#x017F;o lange zu rammeln pflegen/ biß des einen<lb/>
Sta&#x0364;rcke mehrere Kra&#x0364;ffte als des andern gewin-<lb/>
net/ oder als wie zwey Steine von gleicher Gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e/ wenn &#x017F;ie mit gleicher <hi rendition="#aq">force</hi> gegen einander ge-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en werden/ zu&#x017F;ammen &#x017F;tille liegen bleiben/<lb/>
biß dem einen ein neuer Druck von au&#x017F;&#x017F;en gege-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0391] der drey Hauptlaſter. Coͤrper fuͤr dem andern mit mehrerer Geiſtig- keit begabet ſey/ und daß die mehrere Gei- ſtigkeit in dem einen/ die mindere Geiſtigkeit des andern uͤberwaͤltige/ es ſey nun/ daß ſolche mehrere Geiſtigkeit die ihr gleiche mindere Gei- ſtigkeit des andern an ſich ziehe und gleichſam verſchlinge/ oder daß dieſe mehrere Geiſtigkeit die mindere widrige Geiſtigkeit des andern zerſtoͤ- re und vertreibe/ und auff beyderley Weiſe den Coͤrper von minderer Geiſtigkeit in gantze kleine Partickelgen gleichſam zermalme/ hernach aber entweder dieſelben nebſt der gleichen Geiſtigkeit mit ſeinen Coͤrper vereinige/ und ſelben dadurch nehre/ oder ſolche nebſt der widrigen Geiſtigkeit von ſich ſtoſſe. Daferne aber in zweyen Coͤr- pern Geiſtigkeiten von gleicher Krafft oder Gewalt anzutreffen ſind/ wird die Streitig- keit der beyden widrigen Geiſtigkeiten ſo lange als dieſe Gleichheit dauret gleichſam in der bilance ſtehen/ biß die eine von beyden durch ih- res gleichen Vereinigung ſtaͤrcker wird/ nicht an- ders als wie z. e. zwey Klopfffechter von gleicher Krafft/ wenn ſie mit uͤber den Kopff erhabenen Armen ſich feſt an einander drucken in dieſer po- ſitur ſo lange zu rammeln pflegen/ biß des einen Staͤrcke mehrere Kraͤffte als des andern gewin- net/ oder als wie zwey Steine von gleicher Groͤſ- ſe/ wenn ſie mit gleicher force gegen einander ge- ſtoſſen werden/ zuſammen ſtille liegen bleiben/ biß dem einen ein neuer Druck von auſſen gege- ben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/391
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/391>, abgerufen am 24.11.2024.