Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.des Müßiggangs. unrecht sey. Heist es lange schlaffen/ so würdees grossen Streit geben; Wie lange denn ein Mensch schlaffen müsse/ wenn er für einen Faul- lentzer zu halten sey/ zu geschweigen/ daß so dann alle die wenig schlieffen und früh auffständen für keine Müßiggänger zu halten wären/ da es doch deßhalben Müßiggang zu heissen scheinet/ daß derselbige mehr in gehen als liegen kan be- gangen werden. 12. Ferner/ wo ist der Mensche anzutref- tags. Cc 2
des Muͤßiggangs. unrecht ſey. Heiſt es lange ſchlaffen/ ſo wuͤrdees groſſen Streit geben; Wie lange denn ein Menſch ſchlaffen muͤſſe/ wenn er fuͤr einen Faul- lentzer zu halten ſey/ zu geſchweigen/ daß ſo dann alle die wenig ſchlieffen und fruͤh auffſtaͤnden fuͤr keine Muͤßiggaͤnger zu halten waͤren/ da es doch deßhalben Muͤßiggang zu heiſſen ſcheinet/ daß derſelbige mehr in gehen als liegen kan be- gangen werden. 12. Ferner/ wo iſt der Menſche anzutref- tags. Cc 2
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des Muͤßiggangs.
unrecht ſey. Heiſt es lange ſchlaffen/ ſo wuͤrde
es groſſen Streit geben; Wie lange denn ein
Menſch ſchlaffen muͤſſe/ wenn er fuͤr einen Faul-
lentzer zu halten ſey/ zu geſchweigen/ daß ſo dann
alle die wenig ſchlieffen und fruͤh auffſtaͤnden fuͤr
keine Muͤßiggaͤnger zu halten waͤren/ da es doch
deßhalben Muͤßiggang zu heiſſen ſcheinet/ daß
derſelbige mehr in gehen als liegen kan be-
gangen werden.
12. Ferner/ wo iſt der Menſche anzutref-
fen der gar nichts thun ſolte Mens hominis
ſemper cogitat aliquid. Zum wenigſten wird
alſo auch ein Muͤßiggaͤnger dencken/ und den-
cken macht nicht allemahl Muͤßiggang/ denn
es kan ein gelehrter Mann in der Stille etwas
gutem und nuͤtzlichen nachdencken/ dem man un-
recht thaͤte/ wenn man ihn vor einen Muͤßiggaͤn-
ger halten wolte. Jener ſagte/ er ſchlieffe deß-
halb ſo lange/ daß er was thaͤte/ und nicht muͤßig
gienge/ und gewiß der Schlaff gehoͤret auch
zum Thun des Menſchen. Wenn es auff das
Thun ankaͤme/ duͤrffte wohl ein Muͤßiggaͤnger
offt in Thun einen andern uͤbertreffen. Z. E.
es haͤtte einer den gantzen Tag nichts gethan als
ſtudiret oder Acten durchleſen/ der andre aber
haͤtte des Morgends auff dem Ballhauſe etliche
Stunden geſpielet/ hernach ſich fein abtrucknen
und mit warmen Tuͤchern reiben laſſen/ ein gut
Fruͤhſtuͤcke zu ſich genommen/ hernach biß zu
Tiſchzeit in einen Roman geleſen/ bey der Mu-
tags.
Cc 2
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