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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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der vern. Kunst/ die Affecten zu dämpffen.
nüß so lange als die Begierde tobet/ vor thöricht/
und die gegenwärtige/ so von dem bösen Affect
dirigir
et wird/ vor klug und weise gehalten wer-
den. Und also ist alles vergebens/ was wir im
vorigen Hauptstück (o) weitläufftig von der
Ausforschung der herrschenden Passion, für
Lehr-Sätze gegeben haben/ indem der Mensch
selten/ oder niemahlen geschickt seyn wird/ selbi-
ge zu practiciren/ zumahl wir selbst oben (p) ge-
standen haben/ daß in Untersuchung des herr-
schenden Affects derselbe uns leichtlich hinterge-
hen werde/ und stehet also dahin/ ob die Regel
von der gewöhnlichen Belustigung unserer Ge-
dancken (q) ihm zu seinem Vorhaben viel helffen
werde.

8. Gehet es aber so schwer mit der blossen
Erkäntnüs im Verstande zu/ den herrschenden
Affect zu untersuchen/ wie wil es erst mit der
Attaque desselben selbst werden/ und wie wil
ein Mensch/ der von seinen Begierden beherr-
schet wird/ vermögend seyn/ sich eines solchen zu
unterfangen? Wie wil er die Regeln/ die wir
wider die Vorurtheile der Nachahmung
und Uberlegung gegeben haben/
(r) recht-
schaffen ins Werck setzen? Muß er nicht allemal
gewärtig seyn/ daß er denenselben nicht weiter
Statt geben werde/ als/ so ferne dieselbigen
nur andere Menschen/ aber ihn nicht selbst an-

ge-
(o) n. 8. & seqq.
(p) cap. praeced. n. 14.
(q) ibid.
n. 15.
(r) cap. praeced. n. 17. & seqq.
J i 4

der vern. Kunſt/ die Affecten zu daͤmpffen.
nuͤß ſo lange als die Begierde tobet/ vor thoͤricht/
und die gegenwaͤrtige/ ſo von dem boͤſen Affect
dirigir
et wird/ vor klug und weiſe gehalten wer-
den. Und alſo iſt alles vergebens/ was wir im
vorigen Hauptſtuͤck (o) weitlaͤufftig von der
Ausforſchung der herrſchenden Paſſion, fuͤr
Lehr-Saͤtze gegeben haben/ indem der Menſch
ſelten/ oder niemahlen geſchickt ſeyn wird/ ſelbi-
ge zu practiciren/ zumahl wir ſelbſt oben (p) ge-
ſtanden haben/ daß in Unterſuchung des herr-
ſchenden Affects derſelbe uns leichtlich hinterge-
hen werde/ und ſtehet alſo dahin/ ob die Regel
von der gewoͤhnlichen Beluſtigung unſerer Ge-
dancken (q) ihm zu ſeinem Vorhaben viel helffen
werde.

8. Gehet es aber ſo ſchwer mit der bloſſen
Erkaͤntnuͤs im Verſtande zu/ den herrſchenden
Affect zu unterſuchen/ wie wil es erſt mit der
Attaque deſſelben ſelbſt werden/ und wie wil
ein Menſch/ der von ſeinen Begierden beherr-
ſchet wird/ vermoͤgend ſeyn/ ſich eines ſolchen zu
unterfangen? Wie wil er die Regeln/ die wir
wider die Vorurtheile der Nachahmung
und Uberlegung gegeben haben/
(r) recht-
ſchaffen ins Werck ſetzen? Muß er nicht allemal
gewaͤrtig ſeyn/ daß er denenſelben nicht weiter
Statt geben werde/ als/ ſo ferne dieſelbigen
nur andere Menſchen/ aber ihn nicht ſelbſt an-

ge-
(o) n. 8. & ſeqq.
(p) cap. præced. n. 14.
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(r) cap. præced. n. 17. & ſeqq.
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[503/0515] der vern. Kunſt/ die Affecten zu daͤmpffen. nuͤß ſo lange als die Begierde tobet/ vor thoͤricht/ und die gegenwaͤrtige/ ſo von dem boͤſen Affect dirigiret wird/ vor klug und weiſe gehalten wer- den. Und alſo iſt alles vergebens/ was wir im vorigen Hauptſtuͤck (o) weitlaͤufftig von der Ausforſchung der herrſchenden Paſſion, fuͤr Lehr-Saͤtze gegeben haben/ indem der Menſch ſelten/ oder niemahlen geſchickt ſeyn wird/ ſelbi- ge zu practiciren/ zumahl wir ſelbſt oben (p) ge- ſtanden haben/ daß in Unterſuchung des herr- ſchenden Affects derſelbe uns leichtlich hinterge- hen werde/ und ſtehet alſo dahin/ ob die Regel von der gewoͤhnlichen Beluſtigung unſerer Ge- dancken (q) ihm zu ſeinem Vorhaben viel helffen werde. 8. Gehet es aber ſo ſchwer mit der bloſſen Erkaͤntnuͤs im Verſtande zu/ den herrſchenden Affect zu unterſuchen/ wie wil es erſt mit der Attaque deſſelben ſelbſt werden/ und wie wil ein Menſch/ der von ſeinen Begierden beherr- ſchet wird/ vermoͤgend ſeyn/ ſich eines ſolchen zu unterfangen? Wie wil er die Regeln/ die wir wider die Vorurtheile der Nachahmung und Uberlegung gegeben haben/ (r) recht- ſchaffen ins Werck ſetzen? Muß er nicht allemal gewaͤrtig ſeyn/ daß er denenſelben nicht weiter Statt geben werde/ als/ ſo ferne dieſelbigen nur andere Menſchen/ aber ihn nicht ſelbſt an- ge- (o) n. 8. & ſeqq. (p) cap. præced. n. 14. (q) ibid. n. 15. (r) cap. præced. n. 17. & ſeqq. J i 4

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/515>, abgerufen am 21.11.2024.