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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Beschluß.
Lehren nicht infallibel seyn/ und daß man diesel-
bigen niemand aufdringen müste/ (QVIA)
weil sie mit GOttes Wort übereinkommen/ son-
dern nur dieselben zu dulden oder anzunehmen
seyn/ (QVATENUS) so ferne sie mit GOttes
Wort übereinstimmen. Und wie das vorige
Capitel weiset: daß meine Sitten-Lehre haupt-
sächlich vor die Verführte geschrieben sey; Also
werden diejenigen/ die schon einen lebendigen
Geschmack am Wort GOttes finden/ und mit
einer lebendigen Erkäntnüß desselben begabet
sind/ wohl thun/ wenn sie diese meine Sitten-
Lehre nicht lesen; Denn sie werden so wenig
Geschmack daran finden/ als ein Erwachsener/
wenn er in einer Banck eingesperret gehen solte/
darinnen man Kinder gehen lernet: Die vorhin
Verführten aber/ und absonderlich meine bishe-
rigen Auditores, müssen ebenfalls nach der Er-
käntnüß der hierinnen demonstrirten Warhei-
ten/ dieses mein Buch wegschmeissen/ und
sich einig und alleine an GOttes Wort halten:
Wie etwan ein Krancker die Krücken/ durch die
er sich das Gehen angewehnet/ hernach weg-
wirfft. Denn alle meine Lehre gehet nicht wei-
ter/ als die Gelahrten und Studirenden zu über-
zeugen/
wie alles voll Mist und Unflat in der
überall herrschenden Gelahrheit sey/ und wie
dieser weggeschafft werden solle. Wie er
aber weggeschafft werden könne/ und wie was
Gutes an dessen Statt angeschafft werden

müsse/

Beſchluß.
Lehren nicht infallibel ſeyn/ und daß man dieſel-
bigen niemand aufdringen muͤſte/ (QVIA)
weil ſie mit GOttes Wort uͤbereinkommen/ ſon-
dern nur dieſelben zu dulden oder anzunehmen
ſeyn/ (QVATENUS) ſo ferne ſie mit GOttes
Wort uͤbereinſtimmen. Und wie das vorige
Capitel weiſet: daß meine Sitten-Lehre haupt-
ſaͤchlich vor die Verfuͤhrte geſchrieben ſey; Alſo
werden diejenigen/ die ſchon einen lebendigen
Geſchmack am Wort GOttes finden/ und mit
einer lebendigen Erkaͤntnuͤß deſſelben begabet
ſind/ wohl thun/ wenn ſie dieſe meine Sitten-
Lehre nicht leſen; Denn ſie werden ſo wenig
Geſchmack daran finden/ als ein Erwachſener/
wenn er in einer Banck eingeſperret gehen ſolte/
darinnen man Kinder gehen lernet: Die vorhin
Verfuͤhrten aber/ und abſonderlich meine bishe-
rigen Auditores, muͤſſen ebenfalls nach der Er-
kaͤntnuͤß der hierinnen demonſtrirten Warhei-
ten/ dieſes mein Buch wegſchmeiſſen/ und
ſich einig und alleine an GOttes Wort halten:
Wie etwan ein Krancker die Kruͤcken/ durch die
er ſich das Gehen angewehnet/ hernach weg-
wirfft. Denn alle meine Lehre gehet nicht wei-
ter/ als die Gelahrten und Studirenden zu uͤber-
zeugen/
wie alles voll Miſt und Unflat in der
uͤberall herrſchenden Gelahrheit ſey/ und wie
dieſer weggeſchafft werden ſolle. Wie er
aber weggeſchafft werden koͤnne/ und wie was
Gutes an deſſen Statt angeſchafft werden

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[527/0539] Beſchluß. Lehren nicht infallibel ſeyn/ und daß man dieſel- bigen niemand aufdringen muͤſte/ (QVIA) weil ſie mit GOttes Wort uͤbereinkommen/ ſon- dern nur dieſelben zu dulden oder anzunehmen ſeyn/ (QVATENUS) ſo ferne ſie mit GOttes Wort uͤbereinſtimmen. Und wie das vorige Capitel weiſet: daß meine Sitten-Lehre haupt- ſaͤchlich vor die Verfuͤhrte geſchrieben ſey; Alſo werden diejenigen/ die ſchon einen lebendigen Geſchmack am Wort GOttes finden/ und mit einer lebendigen Erkaͤntnuͤß deſſelben begabet ſind/ wohl thun/ wenn ſie dieſe meine Sitten- Lehre nicht leſen; Denn ſie werden ſo wenig Geſchmack daran finden/ als ein Erwachſener/ wenn er in einer Banck eingeſperret gehen ſolte/ darinnen man Kinder gehen lernet: Die vorhin Verfuͤhrten aber/ und abſonderlich meine bishe- rigen Auditores, muͤſſen ebenfalls nach der Er- kaͤntnuͤß der hierinnen demonſtrirten Warhei- ten/ dieſes mein Buch wegſchmeiſſen/ und ſich einig und alleine an GOttes Wort halten: Wie etwan ein Krancker die Kruͤcken/ durch die er ſich das Gehen angewehnet/ hernach weg- wirfft. Denn alle meine Lehre gehet nicht wei- ter/ als die Gelahrten und Studirenden zu uͤber- zeugen/ wie alles voll Miſt und Unflat in der uͤberall herrſchenden Gelahrheit ſey/ und wie dieſer weggeſchafft werden ſolle. Wie er aber weggeſchafft werden koͤnne/ und wie was Gutes an deſſen Statt angeſchafft werden muͤſſe/

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/539>, abgerufen am 22.11.2024.