Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Das 2. H. von der Geschickligkeit
dadurch denen andern nicht verboten/ solches
zu andern Zeiten in privat Zusammen-
kunfften
zu verrichten/ so wenig als es vor
verboten zu achten/ andern/ um welche Zeit
es an der Uhr sey nachricht zu geben/ obschon
gewisse Stundenruffer bestellet sind/ die solches
öffentlich ausruffen müßen.

10. Ja es es scheinet/ daß da man angefangen
durch Mittheilung Academischer Würden
denen so solche erhalten/ unter andern Privi-
legien
auch die Macht zu Lehren zugeben/
man nicht so wohl dahin sein Absehen gerich-
tet/ daß man ihnen das Vermögen und die
Freyheit geben wolte/ die Weißheit andern
mitzutheilen/ (denn das Vermögen muß man
selbst mitbringen/ und kan niemand von eini-
gen Menschen gegeben werden/ wie schon zu
seiner Zeit der Römische Keyser Hadrianus er-
wogen; die Freyheit aber giebt einem iedwe-
den das Recht der Natur) als daß man ihnen
ein öffentliches Zeugniß von ihrer Tüch-
tigkeit
zum Lehren geben wollen/ weil doch
dem gemeinen Wesen etwas daran gelegen
ist/ daß sich des Lehrens nicht iederman unter-
fange/ der die Weißheit selbst nicht gelernet hat.
Deßwegen aber ist andern unverboten/ derer

Tüch-

Das 2. H. von der Geſchickligkeit
dadurch denen andern nicht verboten/ ſolches
zu andern Zeiten in privat Zuſammen-
kunfften
zu verrichten/ ſo wenig als es vor
verboten zu achten/ andern/ um welche Zeit
es an der Uhr ſey nachricht zu geben/ obſchon
gewiſſe Stundenruffer beſtellet ſind/ die ſolches
oͤffentlich ausruffen muͤßen.

10. Ja es es ſcheinet/ daß da man angefangen
durch Mittheilung Academiſcher Wuͤrden
denen ſo ſolche erhalten/ unter andern Privi-
legien
auch die Macht zu Lehren zugeben/
man nicht ſo wohl dahin ſein Abſehen gerich-
tet/ daß man ihnen das Vermoͤgen und die
Freyheit geben wolte/ die Weißheit andern
mitzutheilen/ (denn das Vermoͤgen muß man
ſelbſt mitbringen/ und kan niemand von eini-
gen Menſchen gegeben werden/ wie ſchon zu
ſeiner Zeit der Roͤmiſche Keyſer Hadrianus er-
wogen; die Freyheit aber giebt einem iedwe-
den das Recht der Natur) als daß man ihnen
ein oͤffentliches Zeugniß von ihrer Tuͤch-
tigkeit
zum Lehren geben wollen/ weil doch
dem gemeinen Weſen etwas daran gelegen
iſt/ daß ſich des Lehrens nicht iederman unter-
fange/ der die Weißheit ſelbſt nicht gelernet hat.
Deßwegen aber iſt andern unverboten/ derer

Tuͤch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0104" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 2. H. von der Ge&#x017F;chickligkeit</hi></fw><lb/>
dadurch denen <hi rendition="#fr">andern</hi> nicht verboten/ &#x017F;olches<lb/><hi rendition="#fr">zu andern Zeiten in</hi> <hi rendition="#aq">privat</hi> <hi rendition="#fr">Zu&#x017F;ammen-<lb/>
kunfften</hi> zu verrichten/ &#x017F;o wenig als es vor<lb/>
verboten zu achten/ andern/ um welche Zeit<lb/>
es an der Uhr &#x017F;ey nachricht zu geben/ ob&#x017F;chon<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Stundenruffer be&#x017F;tellet &#x017F;ind/ die &#x017F;olches<lb/>
o&#x0364;ffentlich ausruffen mu&#x0364;ßen.</p><lb/>
        <p>10. Ja es es &#x017F;cheinet/ daß da man angefangen<lb/>
durch Mittheilung <hi rendition="#aq">Academi</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;cher Wu&#x0364;rden</hi><lb/>
denen &#x017F;o &#x017F;olche erhalten/ unter andern <hi rendition="#aq">Privi-<lb/>
legien</hi> auch <hi rendition="#fr">die Macht zu Lehren</hi> zugeben/<lb/>
man nicht &#x017F;o wohl dahin &#x017F;ein Ab&#x017F;ehen gerich-<lb/>
tet/ daß man ihnen das <hi rendition="#fr">Vermo&#x0364;gen</hi> und die<lb/><hi rendition="#fr">Freyheit</hi> geben wolte/ die Weißheit andern<lb/>
mitzutheilen/ (denn das Vermo&#x0364;gen muß man<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t mitbringen/ und kan niemand von eini-<lb/>
gen Men&#x017F;chen gegeben werden/ wie &#x017F;chon zu<lb/>
&#x017F;einer Zeit der Ro&#x0364;mi&#x017F;che Key&#x017F;er <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hadrianus</hi></hi> er-<lb/>
wogen; die Freyheit aber giebt einem iedwe-<lb/>
den das Recht der Natur) als daß man ihnen<lb/>
ein <hi rendition="#fr">o&#x0364;ffentliches Zeugniß von ihrer Tu&#x0364;ch-<lb/>
tigkeit</hi> zum Lehren geben wollen/ weil doch<lb/>
dem gemeinen We&#x017F;en etwas daran gelegen<lb/>
i&#x017F;t/ daß &#x017F;ich des Lehrens nicht iederman unter-<lb/>
fange/ der die Weißheit &#x017F;elb&#x017F;t nicht gelernet hat.<lb/>
Deßwegen aber i&#x017F;t andern unverboten/ derer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Tu&#x0364;ch-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0104] Das 2. H. von der Geſchickligkeit dadurch denen andern nicht verboten/ ſolches zu andern Zeiten in privat Zuſammen- kunfften zu verrichten/ ſo wenig als es vor verboten zu achten/ andern/ um welche Zeit es an der Uhr ſey nachricht zu geben/ obſchon gewiſſe Stundenruffer beſtellet ſind/ die ſolches oͤffentlich ausruffen muͤßen. 10. Ja es es ſcheinet/ daß da man angefangen durch Mittheilung Academiſcher Wuͤrden denen ſo ſolche erhalten/ unter andern Privi- legien auch die Macht zu Lehren zugeben/ man nicht ſo wohl dahin ſein Abſehen gerich- tet/ daß man ihnen das Vermoͤgen und die Freyheit geben wolte/ die Weißheit andern mitzutheilen/ (denn das Vermoͤgen muß man ſelbſt mitbringen/ und kan niemand von eini- gen Menſchen gegeben werden/ wie ſchon zu ſeiner Zeit der Roͤmiſche Keyſer Hadrianus er- wogen; die Freyheit aber giebt einem iedwe- den das Recht der Natur) als daß man ihnen ein oͤffentliches Zeugniß von ihrer Tuͤch- tigkeit zum Lehren geben wollen/ weil doch dem gemeinen Weſen etwas daran gelegen iſt/ daß ſich des Lehrens nicht iederman unter- fange/ der die Weißheit ſelbſt nicht gelernet hat. Deßwegen aber iſt andern unverboten/ derer Tuͤch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/104
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/104>, abgerufen am 21.11.2024.