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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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andern die Warheit beyzubringen.

15. Leidet es aber deine Gelegenheit wegen
vieler Umbständt nicht diese resolution zu fas-
sen/ verzage deßwegen nicht. Die Unter-
weisung anderer Leute in der Tugend und
Warheit ist nicht daran gebunden/ daß man
solches in Schrifften oder in Collegiis thue.
Sie erfordert kein auditorium, oder daß man
die/ so man unterweisen will/ umb eine gewisse
Stunde zu sich bestelle/ ihnen Bäncke setzen
lasse/ und einen gewissen Autorem erkläre/
oder eine disciplin ordentlich nacheinander
durchgehe. Es wird dir doch nicht verboten
seyn mit andern Leuten umzugehen. Da
hastu nun tausend Gelegenheiten für eine/ in
Spazierengehen/ bey der Mahlzeit/ auff
der Börse/ in Buchläden// in Gewölben/
bey visiten/ und in Summa bey allen Con-
versationen,
sie mögen weit oder enge seyn/
ohne einige affectirung oder pedanterey dei-
ne Erkentniß andern mitzutheilen/ und ihnen
ihre eigene oder allgemeine Jrrthümer zu er-
kennen zu geben. So machte es Socrates, der
doch viel vortrefflicher gewesen/ als alle Philo-
sophi
nach ihm.

16. Jch habe hiernechst nicht ohne Ursache
oben gesagt/ du soltest andern Leuten etwas bey-

zubrin-
F
andern die Warheit beyzubringen.

15. Leidet es aber deine Gelegenheit wegen
vieler Umbſtaͤndt nicht dieſe reſolution zu faſ-
ſen/ verzage deßwegen nicht. Die Unter-
weiſung anderer Leute in der Tugend und
Warheit iſt nicht daran gebunden/ daß man
ſolches in Schrifften oder in Collegiis thue.
Sie erfordert kein auditorium, oder daß man
die/ ſo man unterweiſen will/ umb eine gewiſſe
Stunde zu ſich beſtelle/ ihnen Baͤncke ſetzen
laſſe/ und einen gewiſſen Autorem erklaͤre/
oder eine diſciplin ordentlich nacheinander
durchgehe. Es wird dir doch nicht verboten
ſeyn mit andern Leuten umzugehen. Da
haſtu nun tauſend Gelegenheiten fuͤr eine/ in
Spazierengehen/ bey der Mahlzeit/ auff
der Boͤrſe/ in Buchlaͤden// in Gewoͤlben/
bey viſiten/ und in Summa bey allen Con-
verſationen,
ſie moͤgen weit oder enge ſeyn/
ohne einige affectirung oder pedanterey dei-
ne Erkentniß andern mitzutheilen/ und ihnen
ihre eigene oder allgemeine Jrrthuͤmer zu er-
kennen zu geben. So machte es Socrates, der
doch viel vortrefflicher geweſen/ als alle Philo-
ſophi
nach ihm.

16. Jch habe hiernechſt nicht ohne Urſache
oben geſagt/ du ſolteſt andern Leuten etwas bey-

zubrin-
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[81/0107] andern die Warheit beyzubringen. 15. Leidet es aber deine Gelegenheit wegen vieler Umbſtaͤndt nicht dieſe reſolution zu faſ- ſen/ verzage deßwegen nicht. Die Unter- weiſung anderer Leute in der Tugend und Warheit iſt nicht daran gebunden/ daß man ſolches in Schrifften oder in Collegiis thue. Sie erfordert kein auditorium, oder daß man die/ ſo man unterweiſen will/ umb eine gewiſſe Stunde zu ſich beſtelle/ ihnen Baͤncke ſetzen laſſe/ und einen gewiſſen Autorem erklaͤre/ oder eine diſciplin ordentlich nacheinander durchgehe. Es wird dir doch nicht verboten ſeyn mit andern Leuten umzugehen. Da haſtu nun tauſend Gelegenheiten fuͤr eine/ in Spazierengehen/ bey der Mahlzeit/ auff der Boͤrſe/ in Buchlaͤden// in Gewoͤlben/ bey viſiten/ und in Summa bey allen Con- verſationen, ſie moͤgen weit oder enge ſeyn/ ohne einige affectirung oder pedanterey dei- ne Erkentniß andern mitzutheilen/ und ihnen ihre eigene oder allgemeine Jrrthuͤmer zu er- kennen zu geben. So machte es Socrates, der doch viel vortrefflicher geweſen/ als alle Philo- ſophi nach ihm. 16. Jch habe hiernechſt nicht ohne Urſache oben geſagt/ du ſolteſt andern Leuten etwas bey- zubrin- F

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/107>, abgerufen am 21.11.2024.