Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].andern die Warheit beyzubringen. dir nicht schwer seyn/ auch 3. zu erweisen/ daßdie Weißheit nicht alleine nichts böses/ sondern auch würcklich was guts sey/ weil man ohne dieselbe kein lustig und freudig Leben führen/ auch nicht zu Ehren kommen könne; sondern sie die Weißheit sey es/ die den Menschen un- terweise/ wie er allezeit und stetswährend sich vergnügen und freudig machen solle/ wie er sich zu Ehren bringe/ wider die Gewalt sei- ner Feinde schütze/ und anderer Leute Her- tzen gewinne sein Glück dadurch zu beför- dern. Und hieran must du dich bey diesem An- fang begnügen lassen; denn von der wahren Gemüths-Ruhe/ die die sinnlichen Lüste und die Ehrsucht als grosse Eitelkeiten verachtet/ hat ein solcher junger Mensch noch keinen concept. 104. Was aber oben von denen Eitelkei- belu-
andern die Warheit beyzubringen. dir nicht ſchwer ſeyn/ auch 3. zu erweiſen/ daßdie Weißheit nicht alleine nichts boͤſes/ ſondern auch wuͤrcklich was guts ſey/ weil man ohne dieſelbe kein luſtig und freudig Leben fuͤhren/ auch nicht zu Ehren kommen koͤnne; ſondern ſie die Weißheit ſey es/ die den Menſchen un- terweiſe/ wie er allezeit und ſtetswaͤhrend ſich vergnuͤgen und freudig machen ſolle/ wie er ſich zu Ehren bringe/ wider die Gewalt ſei- ner Feinde ſchuͤtze/ und anderer Leute Her- tzen gewinne ſein Gluͤck dadurch zu befoͤr- dern. Und hieran muſt du dich bey dieſem An- fang begnuͤgen laſſen; denn von der wahren Gemuͤths-Ruhe/ die die ſiñlichen Luͤſte und die Ehrſucht als groſſe Eitelkeiten verachtet/ hat ein ſolcher junger Menſch noch keinen concept. 104. Was aber oben von denen Eitelkei- belu-
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andern die Warheit beyzubringen.
dir nicht ſchwer ſeyn/ auch 3. zu erweiſen/ daß
die Weißheit nicht alleine nichts boͤſes/ ſondern
auch wuͤrcklich was guts ſey/ weil man ohne
dieſelbe kein luſtig und freudig Leben fuͤhren/
auch nicht zu Ehren kommen koͤnne; ſondern
ſie die Weißheit ſey es/ die den Menſchen un-
terweiſe/ wie er allezeit und ſtetswaͤhrend ſich
vergnuͤgen und freudig machen ſolle/ wie er
ſich zu Ehren bringe/ wider die Gewalt ſei-
ner Feinde ſchuͤtze/ und anderer Leute Her-
tzen gewinne ſein Gluͤck dadurch zu befoͤr-
dern. Und hieran muſt du dich bey dieſem An-
fang begnuͤgen laſſen; denn von der wahren
Gemuͤths-Ruhe/ die die ſiñlichen Luͤſte und die
Ehrſucht als groſſe Eitelkeiten verachtet/ hat
ein ſolcher junger Menſch noch keinen concept.
104. Was aber oben von denen Eitelkei-
ten/ derer viel Gelehrte/ die nicht Pedanten
ſind/ zugethan ſeyn/ angefuͤhret worden/ dar-
auff muſtu antworten/ daß es zwar an dem
ſey/ daß diejenigen/ die ſich in denen Wiſſen-
ſchafften am meiſten vertieffen/ offt viele Thor-
heiten begehen; aber dieſe muͤſſe man abermals
nicht der Weißheit/ ſondern deren Miß-
brauch zuſchreiben/ wenn man nehmlich in der
Gelahrheit nicht ſo wohl auff die nuͤtzlichen als
belu-
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