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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 2. H. von der Geschickligkeit
trachten/ denn dieses haben wir schon in der
Vernunfft-Lehre eingeräumet.

135. Wiederumb ist nichts gebräuchlicher/
als daß in dergleichen materien diejenigen/ de-
nen man die Wahrscheinligkeit zu erkennen ge-
ben will/ sich öffters einbilden/ daß sie genung Ur-
sache an der Warheit der Lehrsätze/ so man dar-
innen zu geben pflegt/ zu zweiffeln hätten/
wenn sie nur eine einige instanz geben können/
in welchen dieselbigen nicht angehen/ oder wenn
sie nur sehen/ daß es möglich sey/ daß sie dann
und wann triegen können/ welches doch gewiß
sehr unvernünfftig gehandelt heist.

136. Es ist nichts mehr übrig/ als daß wir
noch etwas weniges von denen Schrifften
absonderlich
erinnern/ von denen wir gesagt
haben/ daß man sie gemeiniglich für Gelehrte
verfertige. Wiewohl nun hierbey sehr viel
zu erinnern wäre/ wegen der vielfältigen Jrr-
thümer/ die allenthalben in Bücherschreiben
eingerissen/ so wollen wir doch jetzo nur die
vornehmsten Lectiones mit wenigen anmer-
cken.

137. Wilt du Bücher schreiben andern
die Warheit beyzubringen/ so schreibe aus
deinem eigenen Kopffe/ und nicht aus an-

dern

Das 2. H. von der Geſchickligkeit
trachten/ denn dieſes haben wir ſchon in der
Vernunfft-Lehre eingeraͤumet.

135. Wiederumb iſt nichts gebraͤuchlicher/
als daß in dergleichen materien diejenigen/ de-
nen man die Wahrſcheinligkeit zu erkennen ge-
ben will/ ſich oͤffters einbilden/ daß ſie genung Uꝛ-
ſache an der Warheit der Lehrſaͤtze/ ſo man dar-
innen zu geben pflegt/ zu zweiffeln haͤtten/
wenn ſie nur eine einige inſtanz geben koͤñen/
in welchen dieſelbigen nicht angehen/ oder weñ
ſie nur ſehen/ daß es moͤglich ſey/ daß ſie dann
und wann triegen koͤnnen/ welches doch gewiß
ſehr unvernuͤnfftig gehandelt heiſt.

136. Es iſt nichts mehr uͤbrig/ als daß wir
noch etwas weniges von denen Schrifften
abſonderlich
erinnern/ von denen wir geſagt
haben/ daß man ſie gemeiniglich fuͤr Gelehrte
verfertige. Wiewohl nun hierbey ſehr viel
zu erinnern waͤre/ wegen der vielfaͤltigen Jrr-
thuͤmer/ die allenthalben in Buͤcherſchreiben
eingeriſſen/ ſo wollen wir doch jetzo nur die
vornehmſten Lectiones mit wenigen anmer-
cken.

137. Wilt du Buͤcher ſchreiben andern
die Warheit beyzubringen/ ſo ſchreibe aus
deinem eigenen Kopffe/ und nicht aus an-

dern
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[140/0166] Das 2. H. von der Geſchickligkeit trachten/ denn dieſes haben wir ſchon in der Vernunfft-Lehre eingeraͤumet. 135. Wiederumb iſt nichts gebraͤuchlicher/ als daß in dergleichen materien diejenigen/ de- nen man die Wahrſcheinligkeit zu erkennen ge- ben will/ ſich oͤffters einbilden/ daß ſie genung Uꝛ- ſache an der Warheit der Lehrſaͤtze/ ſo man dar- innen zu geben pflegt/ zu zweiffeln haͤtten/ wenn ſie nur eine einige inſtanz geben koͤñen/ in welchen dieſelbigen nicht angehen/ oder weñ ſie nur ſehen/ daß es moͤglich ſey/ daß ſie dann und wann triegen koͤnnen/ welches doch gewiß ſehr unvernuͤnfftig gehandelt heiſt. 136. Es iſt nichts mehr uͤbrig/ als daß wir noch etwas weniges von denen Schrifften abſonderlich erinnern/ von denen wir geſagt haben/ daß man ſie gemeiniglich fuͤr Gelehrte verfertige. Wiewohl nun hierbey ſehr viel zu erinnern waͤre/ wegen der vielfaͤltigen Jrr- thuͤmer/ die allenthalben in Buͤcherſchreiben eingeriſſen/ ſo wollen wir doch jetzo nur die vornehmſten Lectiones mit wenigen anmer- cken. 137. Wilt du Buͤcher ſchreiben andern die Warheit beyzubringen/ ſo ſchreibe aus deinem eigenen Kopffe/ und nicht aus an- dern

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/166>, abgerufen am 21.05.2024.