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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 4. H. Von der Geschickligkeit
von Dingen die seiner Profession sind/ zu ur-
theilen.

20. Dannenhero so wenig man bey denen
Handwerckern es verstattet/ daß die Lehr-Jun-
gen oder Gesellen ihre Urtheil von einem Mei-
sterstücke geben/ so unförmlich ist es auch/ wenn
einer der eine Disciplin noch nicht ausgelernet/
von gelehrten Schrifften die diese Disciplin an-
gehen/ sein einfältig Judicium sagen wil.

21. Jedoch wird wider diese beyde Regeln
ins gemein gröblich angestossen/ in dem jeder-
man von andern ihren Schrifften
judici-
ren wil/ da doch ein sehr geringes und kleines
Häufflein/ auch unter denen Gelehrten selbst/
die Vernunfft-Lehre recht verstehen/ und in ih-
rem Kopffe auffgeräumet haben/ auch zum öff-
tern man von Büchern urtheilet/ die zu einer
Disciplin gehören/ die man gar nicht/ oder doch
sehr confus verstehet/ und man sich beredet/ man
habe das Recht zu urtheilen erlanget/ wenn man
in einer Facultät promoviret hat/ da doch heut
zu Tage fast durchgehends der gröste Miß-
brauch mit denen Promotionibus vorzugehen
pfleget.

22. Ja es ist leyder insgemein dahin kom-
men/ daß ihrer viele die Gelahrheit fast eintzig

und

Das 4. H. Von der Geſchickligkeit
von Dingen die ſeiner Profeſſion ſind/ zu ur-
theilen.

20. Dannenhero ſo wenig man bey denen
Handwerckern es verſtattet/ daß die Lehr-Jun-
gen oder Geſellen ihre Urtheil von einem Mei-
ſterſtuͤcke geben/ ſo unfoͤrmlich iſt es auch/ wenn
einer der eine Diſciplin noch nicht ausgelernet/
von gelehrten Schrifften die dieſe Diſciplin an-
gehen/ ſein einfaͤltig Judicium ſagen wil.

21. Jedoch wird wider dieſe beyde Regeln
ins gemein groͤblich angeſtoſſen/ in dem jeder-
man von andern ihren Schrifften
judici-
ren wil/ da doch ein ſehr geringes und kleines
Haͤufflein/ auch unter denen Gelehrten ſelbſt/
die Vernunfft-Lehre recht verſtehen/ und in ih-
rem Kopffe auffgeraͤumet haben/ auch zum oͤff-
tern man von Buͤchern urtheilet/ die zu einer
Diſciplin gehoͤren/ die man gar nicht/ oder doch
ſehr confus verſtehet/ und man ſich beredet/ man
habe das Recht zu urtheilen erlanget/ wenn man
in einer Facultaͤt promoviret hat/ da doch heut
zu Tage faſt durchgehends der groͤſte Miß-
brauch mit denen Promotionibus vorzugehen
pfleget.

22. Ja es iſt leyder insgemein dahin kom-
men/ daß ihrer viele die Gelahrheit faſt eintzig

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[240/0266] Das 4. H. Von der Geſchickligkeit von Dingen die ſeiner Profeſſion ſind/ zu ur- theilen. 20. Dannenhero ſo wenig man bey denen Handwerckern es verſtattet/ daß die Lehr-Jun- gen oder Geſellen ihre Urtheil von einem Mei- ſterſtuͤcke geben/ ſo unfoͤrmlich iſt es auch/ wenn einer der eine Diſciplin noch nicht ausgelernet/ von gelehrten Schrifften die dieſe Diſciplin an- gehen/ ſein einfaͤltig Judicium ſagen wil. 21. Jedoch wird wider dieſe beyde Regeln ins gemein groͤblich angeſtoſſen/ in dem jeder- man von andern ihren Schrifften judici- ren wil/ da doch ein ſehr geringes und kleines Haͤufflein/ auch unter denen Gelehrten ſelbſt/ die Vernunfft-Lehre recht verſtehen/ und in ih- rem Kopffe auffgeraͤumet haben/ auch zum oͤff- tern man von Buͤchern urtheilet/ die zu einer Diſciplin gehoͤren/ die man gar nicht/ oder doch ſehr confus verſtehet/ und man ſich beredet/ man habe das Recht zu urtheilen erlanget/ wenn man in einer Facultaͤt promoviret hat/ da doch heut zu Tage faſt durchgehends der groͤſte Miß- brauch mit denen Promotionibus vorzugehen pfleget. 22. Ja es iſt leyder insgemein dahin kom- men/ daß ihrer viele die Gelahrheit faſt eintzig und

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/266>, abgerufen am 26.11.2024.