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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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von anderer Meinungen zu urtheilen.
länglich ist von einer Schrifft insonderheit ein
gegründet Urtheil zu fällen.

33. Die Profession eines Scribenten
macht nicht weniger die Urtheile der Menschen
von der Güte seiner Bücher partheyisch. Vie-
le sind der Meinung/ es könne kein gut Juristisch
oder Medicinisch Buch ausser von einem Juri-
sten
oder Medico und so weiter geschrieben wer-
den; Andere aber admiriren desto mehr/ und
fallen blindlings als zu was guten zu/ wenn ein
Mann in einer andern Facultät als der er sich
absonderlich gewidmet/ sich hervor thut. Da
sich doch beyde gemeiniglich betriegen/ weil die
äusserliche Profession eines gelehrten Mannes
der Güte und Wahrheit seiner Schrifften so
wohl binnen als ausser derselben Profession
nichts giebet und nimmet.

34. Noch viel mehr und bey nahe die aller-
meisten und gefährlichsten Vorurtheile gehen in
Ansehen derer Secten/ die sich bey allen Facul-
täten befinden/ vor. Denn mehrentheils mei-
net man/ man werde nur bey denen Autoren/
die mit uns einerley Secte nachfolgen/ Wahr-
heit/ bey denen andern aber lauter Jrrthümer
antreffen; Da doch die Wahrheit und die Jrr-
thümer zum Theil allen Menschen von allen
Secten gemein sind.

35. Wie-

von anderer Meinungen zu urtheilen.
laͤnglich iſt von einer Schrifft inſonderheit ein
gegruͤndet Urtheil zu faͤllen.

33. Die Profeſſion eines Scribenten
macht nicht weniger die Urtheile der Menſchen
von der Guͤte ſeiner Buͤcher partheyiſch. Vie-
le ſind der Meinung/ es koͤnne kein gut Juriſtiſch
oder Mediciniſch Buch auſſer von einem Juri-
ſten
oder Medico und ſo weiter geſchrieben wer-
den; Andere aber admiriren deſto mehr/ und
fallen blindlings als zu was guten zu/ wenn ein
Mann in einer andern Facultaͤt als der er ſich
abſonderlich gewidmet/ ſich hervor thut. Da
ſich doch beyde gemeiniglich betriegen/ weil die
aͤuſſerliche Profeſſion eines gelehrten Mannes
der Guͤte und Wahrheit ſeiner Schrifften ſo
wohl binnen als auſſer derſelben Profeſſion
nichts giebet und nimmet.

34. Noch viel mehr und bey nahe die aller-
meiſten und gefaͤhrlichſten Vorurtheile gehen in
Anſehen derer Secten/ die ſich bey allen Facul-
taͤten befinden/ vor. Denn mehrentheils mei-
net man/ man werde nur bey denen Autoren/
die mit uns einerley Secte nachfolgen/ Wahr-
heit/ bey denen andern aber lauter Jrrthuͤmer
antreffen; Da doch die Wahrheit und die Jrr-
thuͤmer zum Theil allen Menſchen von allen
Secten gemein ſind.

35. Wie-
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[247/0273] von anderer Meinungen zu urtheilen. laͤnglich iſt von einer Schrifft inſonderheit ein gegruͤndet Urtheil zu faͤllen. 33. Die Profeſſion eines Scribenten macht nicht weniger die Urtheile der Menſchen von der Guͤte ſeiner Buͤcher partheyiſch. Vie- le ſind der Meinung/ es koͤnne kein gut Juriſtiſch oder Mediciniſch Buch auſſer von einem Juri- ſten oder Medico und ſo weiter geſchrieben wer- den; Andere aber admiriren deſto mehr/ und fallen blindlings als zu was guten zu/ wenn ein Mann in einer andern Facultaͤt als der er ſich abſonderlich gewidmet/ ſich hervor thut. Da ſich doch beyde gemeiniglich betriegen/ weil die aͤuſſerliche Profeſſion eines gelehrten Mannes der Guͤte und Wahrheit ſeiner Schrifften ſo wohl binnen als auſſer derſelben Profeſſion nichts giebet und nimmet. 34. Noch viel mehr und bey nahe die aller- meiſten und gefaͤhrlichſten Vorurtheile gehen in Anſehen derer Secten/ die ſich bey allen Facul- taͤten befinden/ vor. Denn mehrentheils mei- net man/ man werde nur bey denen Autoren/ die mit uns einerley Secte nachfolgen/ Wahr- heit/ bey denen andern aber lauter Jrrthuͤmer antreffen; Da doch die Wahrheit und die Jrr- thuͤmer zum Theil allen Menſchen von allen Secten gemein ſind. 35. Wie-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/273>, abgerufen am 26.11.2024.