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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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anderer Jrrthümer zu widerlegen.
und Betrug bestehet/ wie wolte es möglich
seyn/ daß dadurch bey dem andern die Erkänt-
niß und Benehmung eines Jrrthums erwe-
cket werden könte/ in Ansehen der Menschli-
che Verstand keiner Gewalt unterworffen
ist/ der Betrug aber offenbahre Jrrthümer zu
wege zu bringen trachtet.

8. Wie nun bey allen friedlichen Gesell-
schafften ein jeder trachten soll nach seinem
Vermögen dem andern beyzustehen und ihm
zu helffen/ daß der allgemeine Endzweck von
beyden Seiten desto besser erhalten werden
möge; Also folget auch ferner nothwendig/
daß in disputiren/ man möge nun gleich
seine eigene Meinung zu erweisen oder den
gegenseitigen Jrrthum darzu thun trachten/
ein jeder den anderen/ da er strauchelt/ o-
der auf Abwege geräthet/ bey Zeiten zu
rechte weisen und auffrichten/ oder wenn
er seine Meinung nicht deutlich genung
vorbringen kan/ ihn auch hierinnen nach
Vermögen helffen solle.

9. So solte es nun zwar wohl nach Anlei-
tung der gesunden Vernunfft mit denen Di-
sputationibus
beschaffen seyn. Betrachtet
man aber wie es insgemein unter denen

Gelehr-

anderer Jrrthuͤmer zu widerlegen.
und Betrug beſtehet/ wie wolte es moͤglich
ſeyn/ daß dadurch bey dem andern die Erkaͤnt-
niß und Benehmung eines Jrrthums erwe-
cket werden koͤnte/ in Anſehen der Menſchli-
che Verſtand keiner Gewalt unterworffen
iſt/ der Betrug aber offenbahre Jrrthuͤmer zu
wege zu bringen trachtet.

8. Wie nun bey allen friedlichen Geſell-
ſchafften ein jeder trachten ſoll nach ſeinem
Vermoͤgen dem andern beyzuſtehen und ihm
zu helffen/ daß der allgemeine Endzweck von
beyden Seiten deſto beſſer erhalten werden
moͤge; Alſo folget auch ferner nothwendig/
daß in diſputiren/ man moͤge nun gleich
ſeine eigene Meinung zu erweiſen oder den
gegenſeitigen Jrrthum darzu thun trachten/
ein jeder den anderen/ da er ſtrauchelt/ o-
der auf Abwege geraͤthet/ bey Zeiten zu
rechte weiſen und auffrichten/ oder wenn
er ſeine Meinung nicht deutlich genung
vorbringen kan/ ihn auch hierinnen nach
Vermoͤgen helffen ſolle.

9. So ſolte es nun zwar wohl nach Anlei-
tung der geſunden Vernunfft mit denen Di-
ſputationibus
beſchaffen ſeyn. Betrachtet
man aber wie es insgemein unter denen

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[269/0295] anderer Jrrthuͤmer zu widerlegen. und Betrug beſtehet/ wie wolte es moͤglich ſeyn/ daß dadurch bey dem andern die Erkaͤnt- niß und Benehmung eines Jrrthums erwe- cket werden koͤnte/ in Anſehen der Menſchli- che Verſtand keiner Gewalt unterworffen iſt/ der Betrug aber offenbahre Jrrthuͤmer zu wege zu bringen trachtet. 8. Wie nun bey allen friedlichen Geſell- ſchafften ein jeder trachten ſoll nach ſeinem Vermoͤgen dem andern beyzuſtehen und ihm zu helffen/ daß der allgemeine Endzweck von beyden Seiten deſto beſſer erhalten werden moͤge; Alſo folget auch ferner nothwendig/ daß in diſputiren/ man moͤge nun gleich ſeine eigene Meinung zu erweiſen oder den gegenſeitigen Jrrthum darzu thun trachten/ ein jeder den anderen/ da er ſtrauchelt/ o- der auf Abwege geraͤthet/ bey Zeiten zu rechte weiſen und auffrichten/ oder wenn er ſeine Meinung nicht deutlich genung vorbringen kan/ ihn auch hierinnen nach Vermoͤgen helffen ſolle. 9. So ſolte es nun zwar wohl nach Anlei- tung der geſunden Vernunfft mit denen Di- ſputationibus beſchaffen ſeyn. Betrachtet man aber wie es insgemein unter denen Gelehr-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/295>, abgerufen am 26.11.2024.