Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Das 1. H. von der Geschickligkeit
Erkentniß von der Göttlichen Offenbah-
rung
herrühret/ die wir oben erinnert haben/
daß man sie mit dem natürlichen Licht nicht
vermischen solle/ als stehet uns auch nicht zu/
in der Vernunfft-Lehre davon etwas weiter
zu erwehnen/ sondern müssen solches einer hö-
hern Lehre anheim gestellet seyn lassen.

112. Die zeitliche Glückseligkeit des Men-
schen bestehet in seiner Gemüths-Ruhe/
und in der Gesundheit seines Leibes/ ohne
deren keiner zwar der Mensch vollkommen
glücklich zu achten ist/ iedoch aber ans viel-
fältigen Ursachen/ die zu seiner Zeit schon sol-
len erwiesen werdeu/ gar leichte dargethan
werden kan/ daß wenn ja der Mensch eine
von diesen beyden Glückseligkeiten wissen
solte/ die Gemüths-Ruhe der Gesundheit
deßwegen vorzuziehen sey/ weil ein gesunder
Mensch ohne die Gemüths-Ruhe recht mi-
ser abel;
ein ungesunder aber/ der die wahre
Gemüths-Ruhe besitzet nur nicht vollkommen
glücklich seyn würde.

113. Derowegen fließet wiederum hieraus
nothwendig/ daß unter denen Wissenschaff-
ten/ die aus der gesunden Vernunfft hergelei-
tet werden/ die jenige die alleredelste und vor-

nehm-

Das 1. H. von der Geſchickligkeit
Erkentniß von der Goͤttlichen Offenbah-
rung
herruͤhret/ die wir oben erinnert haben/
daß man ſie mit dem natuͤrlichen Licht nicht
vermiſchen ſolle/ als ſtehet uns auch nicht zu/
in der Vernunfft-Lehre davon etwas weiter
zu erwehnen/ ſondern muͤſſen ſolches einer hoͤ-
hern Lehre anheim geſtellet ſeyn laſſen.

112. Die zeitliche Gluͤckſeligkeit des Men-
ſchen beſtehet in ſeiner Gemuͤths-Ruhe/
und in der Geſundheit ſeines Leibes/ ohne
deren keiner zwar der Menſch vollkommen
gluͤcklich zu achten iſt/ iedoch aber ans viel-
faͤltigen Urſachen/ die zu ſeiner Zeit ſchon ſol-
len erwieſen werdeu/ gar leichte dargethan
werden kan/ daß wenn ja der Menſch eine
von dieſen beyden Gluͤckſeligkeiten wiſſen
ſolte/ die Gemuͤths-Ruhe der Geſundheit
deßwegen vorzuziehen ſey/ weil ein geſunder
Menſch ohne die Gemuͤths-Ruhe recht mi-
ſer abel;
ein ungeſunder aber/ der die wahre
Gemuͤths-Ruhe beſitzet nur nicht vollkom̃en
gluͤcklich ſeyn wuͤrde.

113. Derowegen fließet wiederum hieraus
nothwendig/ daß unter denen Wiſſenſchaff-
ten/ die aus der geſunden Vernunfft hergelei-
tet werden/ die jenige die alleredelſte und vor-

nehm-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0080" n="54"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 1. H. von der Ge&#x017F;chickligkeit</hi></fw><lb/>
Erkentniß von der <hi rendition="#fr">Go&#x0364;ttlichen Offenbah-<lb/>
rung</hi> herru&#x0364;hret/ die wir oben erinnert haben/<lb/>
daß man &#x017F;ie mit dem natu&#x0364;rlichen Licht nicht<lb/>
vermi&#x017F;chen &#x017F;olle/ als &#x017F;tehet uns auch nicht zu/<lb/>
in der Vernunfft-Lehre davon etwas weiter<lb/>
zu erwehnen/ &#x017F;ondern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olches einer ho&#x0364;-<lb/>
hern Lehre anheim ge&#x017F;tellet &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>112. Die <hi rendition="#fr">zeitliche Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit</hi> des Men-<lb/>
&#x017F;chen be&#x017F;tehet in &#x017F;einer <hi rendition="#fr">Gemu&#x0364;ths-Ruhe/</hi><lb/>
und in der <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;undheit &#x017F;eines Leibes/</hi> ohne<lb/>
deren keiner zwar der Men&#x017F;ch vollkommen<lb/>
glu&#x0364;cklich zu achten i&#x017F;t/ iedoch aber ans viel-<lb/>
fa&#x0364;ltigen Ur&#x017F;achen/ die zu &#x017F;einer Zeit &#x017F;chon &#x017F;ol-<lb/>
len erwie&#x017F;en werdeu/ gar leichte dargethan<lb/>
werden kan/ daß wenn ja der Men&#x017F;ch eine<lb/>
von die&#x017F;en beyden Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeiten wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;olte/ die <hi rendition="#fr">Gemu&#x0364;ths-Ruhe</hi> der <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;undheit</hi><lb/>
deßwegen vorzuziehen &#x017F;ey/ weil ein ge&#x017F;under<lb/>
Men&#x017F;ch ohne die Gemu&#x0364;ths-Ruhe recht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">mi-<lb/>
&#x017F;er abel;</hi></hi> ein unge&#x017F;under aber/ der die wahre<lb/>
Gemu&#x0364;ths-Ruhe be&#x017F;itzet nur nicht vollkom&#x0303;en<lb/>
glu&#x0364;cklich &#x017F;eyn wu&#x0364;rde.</p><lb/>
        <p>113. Derowegen fließet wiederum hieraus<lb/>
nothwendig/ daß unter denen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaff-<lb/>
ten/ die aus der ge&#x017F;unden Vernunfft hergelei-<lb/>
tet werden/ die jenige die <hi rendition="#fr">alleredel&#x017F;te</hi> und vor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nehm-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0080] Das 1. H. von der Geſchickligkeit Erkentniß von der Goͤttlichen Offenbah- rung herruͤhret/ die wir oben erinnert haben/ daß man ſie mit dem natuͤrlichen Licht nicht vermiſchen ſolle/ als ſtehet uns auch nicht zu/ in der Vernunfft-Lehre davon etwas weiter zu erwehnen/ ſondern muͤſſen ſolches einer hoͤ- hern Lehre anheim geſtellet ſeyn laſſen. 112. Die zeitliche Gluͤckſeligkeit des Men- ſchen beſtehet in ſeiner Gemuͤths-Ruhe/ und in der Geſundheit ſeines Leibes/ ohne deren keiner zwar der Menſch vollkommen gluͤcklich zu achten iſt/ iedoch aber ans viel- faͤltigen Urſachen/ die zu ſeiner Zeit ſchon ſol- len erwieſen werdeu/ gar leichte dargethan werden kan/ daß wenn ja der Menſch eine von dieſen beyden Gluͤckſeligkeiten wiſſen ſolte/ die Gemuͤths-Ruhe der Geſundheit deßwegen vorzuziehen ſey/ weil ein geſunder Menſch ohne die Gemuͤths-Ruhe recht mi- ſer abel; ein ungeſunder aber/ der die wahre Gemuͤths-Ruhe beſitzet nur nicht vollkom̃en gluͤcklich ſeyn wuͤrde. 113. Derowegen fließet wiederum hieraus nothwendig/ daß unter denen Wiſſenſchaff- ten/ die aus der geſunden Vernunfft hergelei- tet werden/ die jenige die alleredelſte und vor- nehm-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/80
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/80>, abgerufen am 21.11.2024.