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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 1. H. von der Geschickligkeit
Erfrischung gebrauchen. Die Seele hat so
wohl ihren Müßiggang als der Leib. Und
wie nun derjenige seinen Leib zu aller Arbeit
ungeschickt macht/ der nichts thut als Spielen/
Tantzen/ Trincken und seine Sinnligkeiten
belustigen; also macht auch derjenige sich un-
tüchtig die rechte Weißheit zu erforschen/ der
stets über den Historien liegt/ der alle seine
Zeit zu Mathematischen Erquick-Sunden
macht/ der alle seine Sorgen nur dahin rich-
tet/ wie er galant und höfflich seyn möge/ der
nur dahin bemühet ist/ wie er z. e. durch das
Feuer die Verwandelung natürlicher Cörper
betrachte/ oder durch die Microscopia den klei-
nesten Würmern ihre Haare oder Beinezeh-
le u. s. w.

123. Und zwar erwege diese Anmerckung
desto fleißiger/ weil du befinden wirst/ daß sehr
viel von denen vornehmsten und berühm-
testen Leuten und Gelehrten solche Müs-
siggänger
sind/ ja dieses Ubel nicht einmahl
erkennen/ noch sich einbilden/ daß ein Müs-
siggang der Seelen sey/
weil sie vielleicht die
irrige Meinung hegen/ daß dieses ein Müßig-
gang sey/ wenn man gar nichts thue.

124. Bey denen übrigen und auff eine un-

ver-

Das 1. H. von der Geſchickligkeit
Erfriſchung gebrauchen. Die Seele hat ſo
wohl ihren Muͤßiggang als der Leib. Und
wie nun derjenige ſeinen Leib zu aller Arbeit
ungeſchickt macht/ der nichts thut als Spielen/
Tantzen/ Trincken und ſeine Sinnligkeiten
beluſtigen; alſo macht auch derjenige ſich un-
tuͤchtig die rechte Weißheit zu erforſchen/ der
ſtets uͤber den Hiſtorien liegt/ der alle ſeine
Zeit zu Mathematiſchen Erquick-Sunden
macht/ der alle ſeine Sorgen nur dahin rich-
tet/ wie er galant und hoͤfflich ſeyn moͤge/ der
nur dahin bemuͤhet iſt/ wie er z. e. durch das
Feuer die Verwandelung natuͤrlicher Coͤrper
betrachte/ oder durch die Microſcopia den klei-
neſten Wuͤrmern ihre Haare oder Beinezeh-
le u. ſ. w.

123. Und zwar erwege dieſe Anmerckung
deſto fleißiger/ weil du befinden wirſt/ daß ſehr
viel von denen vornehmſten und beruͤhm-
teſten Leuten und Gelehrten ſolche Muͤſ-
ſiggaͤnger
ſind/ ja dieſes Ubel nicht einmahl
erkennen/ noch ſich einbilden/ daß ein Muͤſ-
ſiggang der Seelen ſey/
weil ſie vielleicht die
irrige Meinung hegen/ daß dieſes ein Muͤßig-
gang ſey/ wenn man gar nichts thue.

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[60/0086] Das 1. H. von der Geſchickligkeit Erfriſchung gebrauchen. Die Seele hat ſo wohl ihren Muͤßiggang als der Leib. Und wie nun derjenige ſeinen Leib zu aller Arbeit ungeſchickt macht/ der nichts thut als Spielen/ Tantzen/ Trincken und ſeine Sinnligkeiten beluſtigen; alſo macht auch derjenige ſich un- tuͤchtig die rechte Weißheit zu erforſchen/ der ſtets uͤber den Hiſtorien liegt/ der alle ſeine Zeit zu Mathematiſchen Erquick-Sunden macht/ der alle ſeine Sorgen nur dahin rich- tet/ wie er galant und hoͤfflich ſeyn moͤge/ der nur dahin bemuͤhet iſt/ wie er z. e. durch das Feuer die Verwandelung natuͤrlicher Coͤrper betrachte/ oder durch die Microſcopia den klei- neſten Wuͤrmern ihre Haare oder Beinezeh- le u. ſ. w. 123. Und zwar erwege dieſe Anmerckung deſto fleißiger/ weil du befinden wirſt/ daß ſehr viel von denen vornehmſten und beruͤhm- teſten Leuten und Gelehrten ſolche Muͤſ- ſiggaͤnger ſind/ ja dieſes Ubel nicht einmahl erkennen/ noch ſich einbilden/ daß ein Muͤſ- ſiggang der Seelen ſey/ weil ſie vielleicht die irrige Meinung hegen/ daß dieſes ein Muͤßig- gang ſey/ wenn man gar nichts thue. 124. Bey denen uͤbrigen und auff eine un- ver-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/86>, abgerufen am 24.11.2024.