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Thomasius, Christian: Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen im gemeinen Leben und Wandel nachahmen solle. [Leipzig], [1690].

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neues Testaments und deren Gelegenheit/ absonderli[c]h aber
von denen Jrrungen so nach der Reformation entstanden
genauer und deutlicher zusagen wüste; wenn sie von denen
besten
Autoren, zu förderst aber von denen neuesten gute
Kundschafft hätte
und in deren Schrifften nicht frembde wäre
u. s. w. Jch dächte wer dieses alles praestirte, dörffte noch
wohl sich unter die Gelehrten machen. Jedoch weiß ich nicht/ ob
wir so balde unter jungen Leuten/ und die nicht unter dem stu-
diren
fast veraltet sind/ dergleichen antreffen würden/ ob wir sie
schon nicht unter denen/ die in denen hohen und niedern Schu-
len an statt der Bücher Wohllust und Ergetzlichkeit geliebet/ son-
dern vielmehr unter denen/ die die freyen Künste in denen trivial
Schulen wohl begriffen/ auch ihre cursus auff denen Acade-
mien absolviret
und die Discurs und Dictata ihrer Lehrer an
einem Schnürgen herzusagen wissen/ hervor suchen wolten.
Und dennoch könte gar deutlich dargethan werden/ daß man die-
ses alles einem erwachsenen jungen Menschen/ der mit einem
guten natürlichen Verstand versehen wäre und nebst seiner Mut-
tersprache einen Frantzösischen Autoren verstünde/ es möge
ein Frauenzimmer oder Mannsperson seyn/ so fer-
ne selbige nur rechtschaffene und keine laulichte Begierde hätte
solches zu lernen/ mit der leichtesten und angenehmsten Art in
sehr wenig Jahren/ nachdem der Fleiß mehr oder minder wäre/
ich wil nicht sagen hauptsächlich beybringen/ doch zum wenigsten
dergleichen Anleitung darzu geben könte/ daß sie hernach ohne fer-
nere Handleitung und für sich selbst nach belieben zu ihrer Ver-
gnügung ohne Anstoß fort studiren/ oder in der Welt gebraucht
werden könte/ auch allbereit in Gesellschafft/ wann sie nur die
Regeln zu rechter Zeit zu reden und zu schweigen wohl in acht
nähme; für geschickt und nicht ungelehrt passiren solte. Es
kan seyn/ daß man mir es für eine Thorheit oder extravagance

deuten

neues Teſtaments und deren Gelegenheit/ abſonderli[c]h aber
von denen Jrrungen ſo nach der Reformation entſtanden
genauer und deutlicher zuſagen wuͤſte; wenn ſie von denen
beſten
Autoren, zu foͤrderſt aber von denen neueſten gute
Kundſchafft haͤtte
und in deren Schrifften nicht frembde waͤre
u. ſ. w. Jch daͤchte wer dieſes alles præſtirte, doͤrffte noch
wohl ſich unter die Gelehrten machen. Jedoch weiß ich nicht/ ob
wir ſo balde unter jungen Leuten/ und die nicht unter dem ſtu-
diren
faſt veraltet ſind/ dergleichen antreffen wuͤrden/ ob wir ſie
ſchon nicht unter denen/ die in denen hohen und niedern Schu-
len an ſtatt der Buͤcher Wohlluſt und Ergetzlichkeit geliebet/ ſon-
dern vielmehr unter denen/ die die freyen Kuͤnſte in denen trivial
Schulen wohl begriffen/ auch ihre curſus auff denen Acade-
mien abſolviret
und die Diſcurs und Dictata ihrer Lehrer an
einem Schnuͤrgen herzuſagen wiſſen/ hervor ſuchen wolten.
Und dennoch koͤnte gar deutlich dargethan werden/ daß man die-
ſes alles einem erwachſenen jungen Menſchen/ der mit einem
guten natuͤrlichen Verſtand verſehen waͤre und nebſt ſeiner Mut-
terſprache einen Frantzoͤſiſchen Autoren verſtuͤnde/ es moͤge
ein Frauenzimmer oder Mannsperſon ſeyn/ ſo fer-
ne ſelbige nur rechtſchaffene und keine laulichte Begierde haͤtte
ſolches zu lernen/ mit der leichteſten und angenehmſten Art in
ſehr wenig Jahren/ nachdem der Fleiß mehr oder minder waͤre/
ich wil nicht ſagen hauptſaͤchlich beybringen/ doch zum wenigſten
dergleichen Anleitung darzu geben koͤnte/ daß ſie hernach ohne fer-
nere Handleitung und fuͤr ſich ſelbſt nach belieben zu ihrer Ver-
gnuͤgung ohne Anſtoß fort ſtudiren/ oder in der Welt gebraucht
werden koͤnte/ auch allbereit in Geſellſchafft/ wann ſie nur die
Regeln zu rechter Zeit zu reden und zu ſchweigen wohl in acht
naͤhme; fuͤr geſchickt und nicht ungelehrt paſſiren ſolte. Es
kan ſeyn/ daß man mir es fuͤr eine Thorheit oder extravagance

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[26/0028] neues Teſtaments und deren Gelegenheit/ abſonderlich aber von denen Jrrungen ſo nach der Reformation entſtanden genauer und deutlicher zuſagen wuͤſte; wenn ſie von denen beſten Autoren, zu foͤrderſt aber von denen neueſten gute Kundſchafft haͤtte und in deren Schrifften nicht frembde waͤre u. ſ. w. Jch daͤchte wer dieſes alles præſtirte, doͤrffte noch wohl ſich unter die Gelehrten machen. Jedoch weiß ich nicht/ ob wir ſo balde unter jungen Leuten/ und die nicht unter dem ſtu- diren faſt veraltet ſind/ dergleichen antreffen wuͤrden/ ob wir ſie ſchon nicht unter denen/ die in denen hohen und niedern Schu- len an ſtatt der Buͤcher Wohlluſt und Ergetzlichkeit geliebet/ ſon- dern vielmehr unter denen/ die die freyen Kuͤnſte in denen trivial Schulen wohl begriffen/ auch ihre curſus auff denen Acade- mien abſolviret und die Diſcurs und Dictata ihrer Lehrer an einem Schnuͤrgen herzuſagen wiſſen/ hervor ſuchen wolten. Und dennoch koͤnte gar deutlich dargethan werden/ daß man die- ſes alles einem erwachſenen jungen Menſchen/ der mit einem guten natuͤrlichen Verſtand verſehen waͤre und nebſt ſeiner Mut- terſprache einen Frantzoͤſiſchen Autoren verſtuͤnde/ es moͤge ein Frauenzimmer oder Mannsperſon ſeyn/ ſo fer- ne ſelbige nur rechtſchaffene und keine laulichte Begierde haͤtte ſolches zu lernen/ mit der leichteſten und angenehmſten Art in ſehr wenig Jahren/ nachdem der Fleiß mehr oder minder waͤre/ ich wil nicht ſagen hauptſaͤchlich beybringen/ doch zum wenigſten dergleichen Anleitung darzu geben koͤnte/ daß ſie hernach ohne fer- nere Handleitung und fuͤr ſich ſelbſt nach belieben zu ihrer Ver- gnuͤgung ohne Anſtoß fort ſtudiren/ oder in der Welt gebraucht werden koͤnte/ auch allbereit in Geſellſchafft/ wann ſie nur die Regeln zu rechter Zeit zu reden und zu ſchweigen wohl in acht naͤhme; fuͤr geſchickt und nicht ungelehrt paſſiren ſolte. Es kan ſeyn/ daß man mir es fuͤr eine Thorheit oder extravagance deuten

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen im gemeinen Leben und Wandel nachahmen solle. [Leipzig], [1690], S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_discours_1690/28>, abgerufen am 21.11.2024.