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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Das 2. Hauptst. von der grösten
vergnügt ist/ ob er gleich nicht in einen so ho-
hen
grad glücklich ist/ als wenn er nebst sei-
ner Weißheit und Tugend auch gesund wäre.

43.

Ferner unter denen Gütern der mensch-
lichen Seele müssen wir uns wohl in acht
nehmen/ daß wir in Gegeneinanderhaltung
der Erkäntnüß des wahren und falschen/
die
in Verstande ihren Sitz hat/ und denen von
des Menschen Willen, herrührenden tugend-
hafften Thaten
nicht einen unvernünfftigen
Ausschlag geben. Zwar können diese Letztern
ohne vernünfftige Einrichtung des Wahns in
dem Menschlichen Verstande nicht bestehen;
alleine wenn sonst nichts wäre/so sind sie doch des-
wegen viel vortrefflicher als jene/ weil der
Verstand/
so ferne er mit dem Guten zu thun
hat/ dasselbige nur erkennet/ niemahlen aber
dasselbige erlanget/ sondern das Gute in Anse-
hen des Verstandes nur allezeit als ein entfer-
netes und zukünfftiges Ding betrachtet werden
muß/ welches der Verstand niemahlen ergreif-
fet noch ergreiffen kan; da hingegen der Wille
so ferne er dem äusserlichen Thun und Lassen
anbefiehlet/ dem Guten nachzujagen/ dasselbige
auch erhält/ und dardurch der Mensch des Gu-
ten geniesset.

44.

Wir wollen/ dieses desto besser zu verste-
hen/ noch nicht einmahl ein Exempel von der grö-
sten Glückseeligkeit des Menschen/ sondern nur
von denen bisher erzehlten andern Gütern ge-

ben.

Das 2. Hauptſt. von der groͤſten
vergnuͤgt iſt/ ob er gleich nicht in einen ſo ho-
hen
grad gluͤcklich iſt/ als wenn er nebſt ſei-
ner Weißheit und Tugend auch geſund waͤre.

43.

Ferner unter denen Guͤtern der menſch-
lichen Seele muͤſſen wir uns wohl in acht
nehmen/ daß wir in Gegeneinanderhaltung
der Erkaͤntnuͤß des wahren und falſchen/
die
in Verſtande ihren Sitz hat/ und denen von
des Menſchen Willen, herruͤhrenden tugend-
hafften Thaten
nicht einen unvernuͤnfftigen
Ausſchlag geben. Zwar koͤnnen dieſe Letztern
ohne vernuͤnfftige Einrichtung des Wahns in
dem Menſchlichen Verſtande nicht beſtehen;
alleine wenn ſonſt nichts waͤꝛe/ſo ſind ſie doch des-
wegen viel vortrefflicher als jene/ weil der
Verſtand/
ſo ferne er mit dem Guten zu thun
hat/ daſſelbige nur erkennet/ niemahlen aber
daſſelbige erlanget/ ſondern das Gute in Anſe-
hen des Verſtandes nur allezeit als ein entfer-
netes und zukuͤnfftiges Ding betrachtet werden
muß/ welches der Verſtand niemahlen ergreif-
fet noch ergreiffen kan; da hingegen der Wille
ſo ferne er dem aͤuſſerlichen Thun und Laſſen
anbefiehlet/ dem Guten nachzujagen/ daſſelbige
auch erhaͤlt/ und dardurch der Menſch des Gu-
ten genieſſet.

44.

Wir wollen/ dieſes deſto beſſer zu verſte-
hen/ noch nicht einmahl ein Exempel von der groͤ-
ſten Gluͤckſeeligkeit des Menſchen/ ſondern nur
von denen bisher erzehlten andern Guͤtern ge-

ben.
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[74/0106] Das 2. Hauptſt. von der groͤſten vergnuͤgt iſt/ ob er gleich nicht in einen ſo ho- hen grad gluͤcklich iſt/ als wenn er nebſt ſei- ner Weißheit und Tugend auch geſund waͤre. 43. Ferner unter denen Guͤtern der menſch- lichen Seele muͤſſen wir uns wohl in acht nehmen/ daß wir in Gegeneinanderhaltung der Erkaͤntnuͤß des wahren und falſchen/ die in Verſtande ihren Sitz hat/ und denen von des Menſchen Willen, herruͤhrenden tugend- hafften Thaten nicht einen unvernuͤnfftigen Ausſchlag geben. Zwar koͤnnen dieſe Letztern ohne vernuͤnfftige Einrichtung des Wahns in dem Menſchlichen Verſtande nicht beſtehen; alleine wenn ſonſt nichts waͤꝛe/ſo ſind ſie doch des- wegen viel vortrefflicher als jene/ weil der Verſtand/ ſo ferne er mit dem Guten zu thun hat/ daſſelbige nur erkennet/ niemahlen aber daſſelbige erlanget/ ſondern das Gute in Anſe- hen des Verſtandes nur allezeit als ein entfer- netes und zukuͤnfftiges Ding betrachtet werden muß/ welches der Verſtand niemahlen ergreif- fet noch ergreiffen kan; da hingegen der Wille ſo ferne er dem aͤuſſerlichen Thun und Laſſen anbefiehlet/ dem Guten nachzujagen/ daſſelbige auch erhaͤlt/ und dardurch der Menſch des Gu- ten genieſſet. 44. Wir wollen/ dieſes deſto beſſer zu verſte- hen/ noch nicht einmahl ein Exempel von der groͤ- ſten Gluͤckſeeligkeit des Menſchen/ ſondern nur von denen bisher erzehlten andern Guͤtern ge- ben.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/106>, abgerufen am 24.11.2024.