Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Liebe aller Menschen. auch eben diesen Nahmen der friedfertigkeit derGedult geben kanst/ indem der nicht allein fried- fertig ist/ der andern nichts zu Leyde thut/ sondern auch der sich von andern viel übersich gehen läft; Und eben also ist es auch mit Benennung der La- ster/ die diesen beyden Tugenden entgegen gesetzet werden/ beschaffen/ indem Zancksucht/ Gewalt/ Krieg/ Schaden/ u. s. w. so wohl von einen unver- träglichen/ als ungeduldigen Menschen gesaget/ werden können. Die Leutseligkeit kanftu Barmhertzigkeit nennen/ weil die Unbarmher- tzigkeit/ der Neyd/ u. s. w. verursachen/ daß ein Mensch die Leutseligkeit nicht ausübet. Endlich stehet dir es frey/ die Wahrhafftigkeit Treue zu heissen/ weil ein Betrieger und Lügner der sein Versprechen nicht hält/ würcklich untreu ist. Das 6. Hauptstück. Von der absonderlichen ver- nünfftigen Liebe überhaupt. Jnnhalt. Ohne Abhandlung der absonderlichen Liebe ist die Sit- ten-Lehre unvollkommen/ und doch handelt man ins- gemein nicht davon. n. 1. Beschreibung der vernünffti- gen adsouderlichen Liebe. n. 2. Sie ist eine Vereini- gung zweyer tugendliebenden Seelen n. 3. worum zweyer Seelen und nicht zweyer Leiber? n. 4. Vernünftige Liebe kan auch zwischen zweyen Personen von Q 5
Liebe aller Menſchen. auch eben dieſen Nahmen der friedfertigkeit derGedult geben kanſt/ indem der nicht allein fried- fertig iſt/ der andern nichts zu Leyde thut/ ſondern auch der ſich von andern viel uͤberſich gehen laͤft; Und eben alſo iſt es auch mit Benennung der La- ſter/ die dieſen beyden Tugenden entgegen geſetzet werden/ beſchaffen/ indem Zanckſucht/ Gewalt/ Krieg/ Schaden/ u. ſ. w. ſo wohl von einen unver- traͤglichen/ als ungeduldigen Menſchen geſaget/ werden koͤnnen. Die Leutſeligkeit kanftu Barmhertzigkeit nennen/ weil die Unbarmher- tzigkeit/ der Neyd/ u. ſ. w. verurſachen/ daß ein Menſch die Leutſeligkeit nicht ausuͤbet. Endlich ſtehet dir es frey/ die Wahrhafftigkeit Treue zu heiſſen/ weil ein Betrieger und Luͤgner der ſein Verſprechen nicht haͤlt/ wuͤrcklich untreu iſt. Das 6. Hauptſtuͤck. Von der abſonderlichen ver- nuͤnfftigen Liebe uͤberhaupt. Jnnhalt. Ohne Abhandlung der abſonderlichen Liebe iſt die Sit- ten-Lehre unvollkommen/ und doch handelt man ins- gemein nicht davon. n. 1. Beſchreibung der vernuͤnffti- gen adſouderlichen Liebe. n. 2. Sie iſt eine Vereini- gung zweyer tugendliebenden Seelen n. 3. worum zweyer Seelen uñ nicht zweyer Leiber? n. 4. Vernuͤnftige Liebe kan auch zwiſchen zweyen Perſonẽ von Q 5
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Liebe aller Menſchen.
auch eben dieſen Nahmen der friedfertigkeit der
Gedult geben kanſt/ indem der nicht allein fried-
fertig iſt/ der andern nichts zu Leyde thut/ ſondern
auch der ſich von andern viel uͤberſich gehen laͤft;
Und eben alſo iſt es auch mit Benennung der La-
ſter/ die dieſen beyden Tugenden entgegen geſetzet
werden/ beſchaffen/ indem Zanckſucht/ Gewalt/
Krieg/ Schaden/ u. ſ. w. ſo wohl von einen unver-
traͤglichen/ als ungeduldigen Menſchen geſaget/
werden koͤnnen. Die Leutſeligkeit kanftu
Barmhertzigkeit nennen/ weil die Unbarmher-
tzigkeit/ der Neyd/ u. ſ. w. verurſachen/ daß ein
Menſch die Leutſeligkeit nicht ausuͤbet. Endlich
ſtehet dir es frey/ die Wahrhafftigkeit Treue
zu heiſſen/ weil ein Betrieger und Luͤgner der ſein
Verſprechen nicht haͤlt/ wuͤrcklich untreu iſt.
Das 6. Hauptſtuͤck.
Von der abſonderlichen ver-
nuͤnfftigen Liebe uͤberhaupt.
Jnnhalt.
Ohne Abhandlung der abſonderlichen Liebe iſt die Sit-
ten-Lehre unvollkommen/ und doch handelt man ins-
gemein nicht davon. n. 1. Beſchreibung der vernuͤnffti-
gen adſouderlichen Liebe. n. 2. Sie iſt eine Vereini-
gung zweyer tugendliebenden Seelen n. 3. worum
zweyer Seelen uñ nicht zweyer Leiber?
n. 4. Vernuͤnftige Liebe kan auch zwiſchen zweyen Perſonẽ
von
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