Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.vernünfftigen Liebe überhaupt. die lieber jenes als dieses wehlen würden/ abersie würden gantz offenbahrlich hierdurch ihr un- vernünfftiger Weise interessirtes Gemüthe zu er- kennen geben. 97. So ist es dann dein rechter Ernst/ fährest dem U
vernuͤnfftigen Liebe uͤberhaupt. die lieber jenes als dieſes wehlen wuͤrden/ aberſie wuͤrden gantz offenbahrlich hierdurch ihr un- vernuͤnfftiger Weiſe intereſſirtes Gemuͤthe zu er- kennen geben. 97. So iſt es dann dein rechter Ernſt/ faͤhreſt dem U
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vernuͤnfftigen Liebe uͤberhaupt.
die lieber jenes als dieſes wehlen wuͤrden/ aber
ſie wuͤrden gantz offenbahrlich hierdurch ihr un-
vernuͤnfftiger Weiſe intereſſirtes Gemuͤthe zu er-
kennen geben.
97. So iſt es dann dein rechter Ernſt/ faͤhreſt
du endlich fort/ daß man das Eigenthum auff-
heben/ und die Gemeinſchafft der Guͤter ein-
fuͤhren ſolte/ damit die Liebe deſto beſſer unter
den Menſchen eingefuͤhret und ausgebreitet wer-
de? Mein was iſt dieſes fuͤr eine gefaͤhrliche und
haͤmiſche Frage? Du Heuchler denckſt du/ daß
du mich durch dieſe Frage fangen wolleſt? Wol-
teſt du wohl einem Ziprianer rathen/ er ſolle ſo lan-
ge er das Zipperle hat/ ſeine Kruͤcken weglegen/
und in der Stube herum tantzen/ deß er fein ge-
ſund und ſtarck auff den Schenckeln wuͤrde? Des-
halben iſt doch wohl gewiß/ daß die Kruͤcken einen
geſunden Menſchen nichts nuͤtze ſeyn. Das er-
ſte Capitel hat allbereit erinnert/ daß dasjenige
was einem Menſchen/ der im ordentlichen Zu-
ſtande lebet/ gut iſt/ dem andern der Mangelhafft
iſt boͤſe ſey. Pedanten und Heuchler fangen
bey der Beſſerung des Menſchen von dem
letzten zu erſt an/ aber ein weiſer Mann ſu-
chet den Grund des Ubels zuvorher auszu-
rotten. Die Gemeinſchafft der Guͤter gebie-
ret nothwendig tauſend Ungelegenheiten unter
Leuten die keine Liebe haben. Bringe erſt die
Liebe in die Leute/ darnach wird es ſich mit
dem
U
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