Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.Menschl. Vern. u. deren Wirckung. 19. Du giebst zur Antwort/ du habest nicht 20. Wenn die Gedancken ausser uns wä- 21. Jch weiß aber meine Gedancken an be- schafft G 3
Menſchl. Vern. u. deren Wirckung. 19. Du giebſt zur Antwort/ du habeſt nicht 20. Wenn die Gedancken auſſer uns waͤ- 21. Jch weiß aber meine Gedancken an be- ſchafft G 3
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Menſchl. Vern. u. deren Wirckung.
19. Du giebſt zur Antwort/ du habeſt nicht
daran gedacht/ weil du deine Gedancken wo
anders gehabt. Jch nehme es an. So ſieheſt
du demnach und hoͤreſt nicht/ wenn du nicht
dran denckſt. Und du ſprichſt doch/ die Thie-
re ſehen/ hoͤreten u. ſ. w. und koͤnten doch nicht
gedencken/ laſt uns zuvor ein wenig genauer
beſehen/ was die Gedancken des Menſchen
ſeyn.
20. Wenn die Gedancken auſſer uns waͤ-
ren/ wolten wir uns uͤber die Beſchreibung
nicht ſehr bekuͤmmern/ ſondern ich wolte dir
dieſelbige nur zeigen/ als wie ich dir etwan ei-
nen Loͤwen/ oder Triangel oder eine Bewe-
gung zeige. Aber ſo ſtecken ſie in uns drin-
nen/ und wir koͤnnen auch nicht einmahl ver-
mittelſt der anatomie darzu kom̃en. Dem-
nach iſt es noͤthig/ daß wir einander von unſern
Gedancken eine deutliche Beſchreibung geben/
damit wir nicht in der Blindheit herumb tap-
pen.
21. Jch weiß aber meine Gedancken an be-
ſten/ und du die deinigen. Dannenhero kan
auch ich dir beſſer beſchreiben wie ich dencke/
als wie du gedenckeſt/ und du hingegen kanſt
mir von deinen Gedancken die beſte Rechen-
ſchafft
G 3
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