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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Menschl. Vern. u. deren Wirckung.
fen/ der nicht bey seinen Gedancken die Em-
pfindligkeit bey sich gehabt/ die er hat/ wenn ein
anderer mit ihn redet. Es ist wahr/ Kinder
und von Natur taube Leute können nicht mit
sich selbst reden. Aber frage doch auch ein
Kind/ und einen solchen tauben Menschen/ was
es damahls gedacht habe oder noch dencke?
Und mit was für Gründen/ die den Stich hal-
ten/ wilst du einen einzigen Menschen bereden/
daß dergleichen Leute gedencken. Sie sind ja
wohl Menschen/ aber du hast noch nicht er-
wiesen/ daß ein Mensch allezeit gedencken müsse.

25. Diese innerliche Reden halte ich mit
mir selbsten. Jch der ich hier für dir stehe
mit Haut und Haaren/ Fleisch und Beine/ und
alles was in und an mir ist.

26. Jch rede mit mir selbst von denen Bil-
dungen.
Durch diese verstehe alle Eindru-
ckungen der euserlichen Cörper oder derselben
Eigenschafften und Bewegungen in unser Ge-
hirne; Sie mögen nun vermittelst der Augen
oder der Ohren/ oder der Nase/ oder der Zun-
ge/ oder anderer Gliedmassen und denen da-
bey befindlichen Sennadern/ die alle in dem
Gehirne zusammen kommen/ daselbst einge-
druckt werden. Und also verstehe ich über

die
G 4

Menſchl. Vern. u. deren Wirckung.
fen/ der nicht bey ſeinen Gedancken die Em-
pfindligkeit bey ſich gehabt/ die er hat/ wenn ein
anderer mit ihn redet. Es iſt wahr/ Kinder
und von Natur taube Leute koͤnnen nicht mit
ſich ſelbſt reden. Aber frage doch auch ein
Kind/ und einen ſolchen tauben Menſchen/ was
es damahls gedacht habe oder noch dencke?
Und mit was fuͤr Gruͤnden/ die den Stich hal-
ten/ wilſt du einen einzigen Menſchen bereden/
daß dergleichen Leute gedencken. Sie ſind ja
wohl Menſchen/ aber du haſt noch nicht er-
wieſen/ daß ein Menſch allezeit gedencken muͤſſe.

25. Dieſe innerliche Reden halte ich mit
mir ſelbſten. Jch der ich hier fuͤr dir ſtehe
mit Haut und Haaren/ Fleiſch und Beine/ und
alles was in und an mir iſt.

26. Jch rede mit mir ſelbſt von denen Bil-
dungen.
Durch dieſe verſtehe alle Eindru-
ckungen der euſerlichen Coͤrper oder derſelben
Eigenſchafften und Bewegungen in unſer Ge-
hirne; Sie moͤgen nun vermittelſt der Augen
oder der Ohren/ oder der Naſe/ oder der Zun-
ge/ oder anderer Gliedmaſſen und denen da-
bey befindlichen Sennadern/ die alle in dem
Gehirne zuſammen kommen/ daſelbſt einge-
druckt werden. Und alſo verſtehe ich uͤber

die
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[103/0121] Menſchl. Vern. u. deren Wirckung. fen/ der nicht bey ſeinen Gedancken die Em- pfindligkeit bey ſich gehabt/ die er hat/ wenn ein anderer mit ihn redet. Es iſt wahr/ Kinder und von Natur taube Leute koͤnnen nicht mit ſich ſelbſt reden. Aber frage doch auch ein Kind/ und einen ſolchen tauben Menſchen/ was es damahls gedacht habe oder noch dencke? Und mit was fuͤr Gruͤnden/ die den Stich hal- ten/ wilſt du einen einzigen Menſchen bereden/ daß dergleichen Leute gedencken. Sie ſind ja wohl Menſchen/ aber du haſt noch nicht er- wieſen/ daß ein Menſch allezeit gedencken muͤſſe. 25. Dieſe innerliche Reden halte ich mit mir ſelbſten. Jch der ich hier fuͤr dir ſtehe mit Haut und Haaren/ Fleiſch und Beine/ und alles was in und an mir iſt. 26. Jch rede mit mir ſelbſt von denen Bil- dungen. Durch dieſe verſtehe alle Eindru- ckungen der euſerlichen Coͤrper oder derſelben Eigenſchafften und Bewegungen in unſer Ge- hirne; Sie moͤgen nun vermittelſt der Augen oder der Ohren/ oder der Naſe/ oder der Zun- ge/ oder anderer Gliedmaſſen und denen da- bey befindlichen Sennadern/ die alle in dem Gehirne zuſammen kommen/ daſelbſt einge- druckt werden. Und alſo verſtehe ich uͤber die G 4

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/121>, abgerufen am 24.11.2024.