Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.Menschl. Vern. u. deren Wirckung. 46. Betrachte nur die Augen eines jeden 47. Ja sprichst du/ die Thiere können doch 48. Aber du fährest fort; die Erlernung 49. Hier
Menſchl. Vern. u. deren Wirckung. 46. Betrachte nur die Augen eines jeden 47. Ja ſprichſt du/ die Thiere koͤnnen doch 48. Aber du faͤhreſt fort; die Erlernung 49. Hier
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Menſchl. Vern. u. deren Wirckung.
46. Betrachte nur die Augen eines jeden
Thieres/ ja auch eines Affens/ der dem Men-
ſchen am naͤheſten koͤmt: Sie ſehen gantz todt
und tum̃ aus. Siehe aber die Augen eines
Menſchen an/ du findeſt nicht alleine vielmehr
Lebhafftigkeit drinnen/ ſondern man ſiehet es
ihme auch oͤffters an Augen an/ daß er geden-
cket/ weil man daraus erkennet/ was er ge-
dencket.
47. Ja ſprichſt du/ die Thiere koͤnnen doch
gleichwohl viel Kuͤnſte/ wie ſolten ſie denn
gantz ohne Gedancken ſeyn. Das iſt aber
gleichwohl nicht ohnmoͤglich. Ein guter Lau-
teniſt zum Exempel ſpielet oͤffters/ wenn er
ſeine Gedancken wo anders hat/ die artigſten
Stuͤckgen weg/ ohne daß er dran denckt.
Und alſo ſieheſt du/ daß es nicht ohnmoͤglich
ſey etwas kuͤnſtliches zu treiben/ ohne daß man
dran denckt.
48. Aber du faͤhreſt fort; die Erlernung
der Kuͤnſte koͤnnen doch nicht ohne Gedan-
cken ſeyn. Denn wenn ein Menſch nicht
attent ſey/ werde er die Zeit ſeines Lebens nichts
lernen; und folglich wuͤrden auch die Thiere
bey Erlernung der Kuͤnſte muͤſſen attent
ſeyn.
49. Hier
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/127>, abgerufen am 16.07.2024. |