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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 4. Hauptstück von denen
selbst gegen einander/ so nennet man es situm
oder positur am.

30. Und wenn die positurae einer substanz
mit der positur der andern conferiret werden/
so nennet man es figuram.

31. Wenn man aber die Vielheit oder We-
nigkeit der Theile einer substanz gegen die
Theile der andern hält/ so nennet man es Men-
sur am
die Masse/ die Grösse oder Kleinigkeit
einer substanz.

32. Die Bewegung einer substanz heisst
dasjenige/ Krafft welcher dieselbe von dem
Menschen mit denen Sinnen begriffen
wird.

33. Wenn nun bey dieser Bewegung die
substanz ihren Ort oder situm verändert/
so heisst es motus simpliciter oder eine Be-
wegung
in specie. Verändert sie aber ih-
ren Ort oder situm nicht/ so heisst es die Ruhe
der substanz.

34. Aus dem Unterschied dieser Bewegun-
gen und der Cörperligkeiten einer substanz
rühren alle concepte von Farben/ von Klan-
ge/
von Geruch/ von Geschmack und von der
Hitze oder Kälte/ Trockene oder Feuchte/
der substanzen her.

35. Die

Das 4. Hauptſtuͤck von denen
ſelbſt gegen einander/ ſo nennet man es ſitum
oder poſitur am.

30. Und wenn die poſituræ einer ſubſtanz
mit der poſitur der andern conferiret werden/
ſo nennet man es figuram.

31. Wenn man aber die Vielheit oder We-
nigkeit der Theile einer ſubſtanz gegen die
Theile der andern haͤlt/ ſo nennet man es Men-
ſur am
die Maſſe/ die Groͤſſe oder Kleinigkeit
einer ſubſtanz.

32. Die Bewegung einer ſubſtanz heiſſt
dasjenige/ Krafft welcher dieſelbe von dem
Menſchen mit denen Sinnen begriffen
wird.

33. Wenn nun bey dieſer Bewegung die
ſubſtanz ihren Ort oder ſitum veraͤndert/
ſo heiſſt es motus ſimpliciter oder eine Be-
wegung
in ſpecie. Veraͤndert ſie aber ih-
ren Ort oder ſitum nicht/ ſo heiſſt es die Ruhe
der ſubſtanz.

34. Aus dem Unterſchied dieſer Bewegun-
gen und der Coͤrperligkeiten einer ſubſtanz
ruͤhren alle conceptè von Farben/ von Klan-
ge/
von Geruch/ von Geſchmack und von der
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[128/0146] Das 4. Hauptſtuͤck von denen ſelbſt gegen einander/ ſo nennet man es ſitum oder poſitur am. 30. Und wenn die poſituræ einer ſubſtanz mit der poſitur der andern conferiret werden/ ſo nennet man es figuram. 31. Wenn man aber die Vielheit oder We- nigkeit der Theile einer ſubſtanz gegen die Theile der andern haͤlt/ ſo nennet man es Men- ſur am die Maſſe/ die Groͤſſe oder Kleinigkeit einer ſubſtanz. 32. Die Bewegung einer ſubſtanz heiſſt dasjenige/ Krafft welcher dieſelbe von dem Menſchen mit denen Sinnen begriffen wird. 33. Wenn nun bey dieſer Bewegung die ſubſtanz ihren Ort oder ſitum veraͤndert/ ſo heiſſt es motus ſimpliciter oder eine Be- wegung in ſpecie. Veraͤndert ſie aber ih- ren Ort oder ſitum nicht/ ſo heiſſt es die Ruhe der ſubſtanz. 34. Aus dem Unterſchied dieſer Bewegun- gen und der Coͤrperligkeiten einer ſubſtanz ruͤhren alle conceptè von Farben/ von Klan- ge/ von Geruch/ von Geſchmack und von der Hitze oder Kaͤlte/ Trockene oder Feuchte/ der ſubſtanzen her. 35. Die

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/146>, abgerufen am 19.05.2024.