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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 5. Hauptst. von der Warheit
sondern die harmonie von beyden zugleich
praesupponiret wird/ ausser daß die euserli-
chen Dinge gleichsam den Anfang zu dersel-
ben machen.

15. Denn die Dinge sind so beschaffen/ daß
sie von dem Menschen begriffen werden kön-
nen/ und der Verstand ist so beschaffen/ daß er
die euserlichen Dinge begreiffen kan.

16. Die euserlichen Dinge rühren die
Empfindligkeit des menschlichen Verstandes.
Dieser aber betrachtet diese Berührungen/
theilet sie ab/ und setzt sie zusammen/ sondert sie
voneinander/ und hält sie gegeneinander.

17. Wenn aber zwischen denen euserli-
chen Dingen und denen Gedancken keine

harmonie ist/ so entstehet daraus das Fal-
sche/
oder das nicht wahr ist.

18. Giebt man nun dasselbige aus ernstli-
cher Meinung für wahr aus/ so nennet man es
einen Jrrthum; lässt man es aber für eine
blosse Würckung des Verstandes passiren/ so
nennet man es eine fiction oder Gedichte.

19. Ob aber gleich bey dem Falschen so wohl
die euserlichen Dinge mit denen Gedancken/
als die Gedancken mit denen euserlichen Din-
gen nicht überein kommen/ so ist doch die

Schuld

Das 5. Hauptſt. von der Warheit
ſondern die harmonie von beyden zugleich
præſupponiret wird/ auſſer daß die euſerli-
chen Dinge gleichſam den Anfang zu derſel-
ben machen.

15. Denn die Dinge ſind ſo beſchaffen/ daß
ſie von dem Menſchen begriffen werden koͤn-
nen/ und der Verſtand iſt ſo beſchaffen/ daß er
die euſerlichen Dinge begreiffen kan.

16. Die euſerlichen Dinge ruͤhren die
Empfindligkeit des menſchlichen Verſtandes.
Dieſer aber betrachtet dieſe Beruͤhrungen/
theilet ſie ab/ und ſetzt ſie zuſammen/ ſondert ſie
voneinander/ und haͤlt ſie gegeneinander.

17. Wenn aber zwiſchen denen euſerli-
chen Dingen und denen Gedancken keine

harmonie iſt/ ſo entſtehet daraus das Fal-
ſche/
oder das nicht wahr iſt.

18. Giebt man nun daſſelbige aus ernſtli-
cher Meinung fuͤr wahr aus/ ſo nennet man es
einen Jrrthum; laͤſſt man es aber fuͤr eine
bloſſe Wuͤrckung des Verſtandes paſſiren/ ſo
nennet man es eine fiction oder Gedichte.

19. Ob aber gleich bey dem Falſchen ſo wohl
die euſerlichen Dinge mit denen Gedancken/
als die Gedancken mit denen euſerlichen Din-
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Schuld
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[140/0158] Das 5. Hauptſt. von der Warheit ſondern die harmonie von beyden zugleich præſupponiret wird/ auſſer daß die euſerli- chen Dinge gleichſam den Anfang zu derſel- ben machen. 15. Denn die Dinge ſind ſo beſchaffen/ daß ſie von dem Menſchen begriffen werden koͤn- nen/ und der Verſtand iſt ſo beſchaffen/ daß er die euſerlichen Dinge begreiffen kan. 16. Die euſerlichen Dinge ruͤhren die Empfindligkeit des menſchlichen Verſtandes. Dieſer aber betrachtet dieſe Beruͤhrungen/ theilet ſie ab/ und ſetzt ſie zuſammen/ ſondert ſie voneinander/ und haͤlt ſie gegeneinander. 17. Wenn aber zwiſchen denen euſerli- chen Dingen und denen Gedancken keine harmonie iſt/ ſo entſtehet daraus das Fal- ſche/ oder das nicht wahr iſt. 18. Giebt man nun daſſelbige aus ernſtli- cher Meinung fuͤr wahr aus/ ſo nennet man es einen Jrrthum; laͤſſt man es aber fuͤr eine bloſſe Wuͤrckung des Verſtandes paſſiren/ ſo nennet man es eine fiction oder Gedichte. 19. Ob aber gleich bey dem Falſchen ſo wohl die euſerlichen Dinge mit denen Gedancken/ als die Gedancken mit denen euſerlichen Din- gen nicht uͤberein kommen/ ſo iſt doch die Schuld

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/158>, abgerufen am 21.11.2024.