Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 10. Hauptst. von warscheinl.
geschehen/ die aus denen conceptibus vero-
similibus
entstanden. Denn die conceptus
verosimiles
können so feste mit einander
verknüpfft werden/ als die warhafftigen
ideen.

72. Jedoch geschiehet solches nicht alle-
mahl/ sondern es gründen sich zum öfftern die
propositiones intermediae, aus denen eine con-
clusion
hergeleitet wird/ auch nur in expe-
rientia aliorum,
oder einer qvasi indu-
ction.

73. Je mehr nun dergleichen proposi-
tiones intermediae
sind/ je lockerer ist die
conclusion mit dem Grunde der verosimi-
litudinum
verknüpfft/ und je mehr partici-
pirt
ein solcher Beweiß von der Natur einer
blossen Wahrscheinligkeit/ oder je weiter ent-
fernet er sich von denen unstreitigen Wahr-
heiten.

74. Und also ist ein wahrscheinlicher Be-
weiß/ wie er n. 71. beschrieben worden/ der de-
monstration
am allernähesten/ weßwegen
er auch von etlichen zur demonstration mit
gerechnet wird.

75. Wir wollen uns deßhalben mit nie-
mand in einen Wort-Streit einlassen/ sondern

es

Das 10. Hauptſt. von warſcheinl.
geſchehen/ die aus denen conceptibus vero-
ſimilibus
entſtanden. Denn die conceptus
veroſimiles
koͤnnen ſo feſte mit einander
verknuͤpfft werden/ als die warhafftigen
ideen.

72. Jedoch geſchiehet ſolches nicht alle-
mahl/ ſondern es gruͤnden ſich zum oͤfftern die
propoſitiones intermediæ, aus denen eine con-
cluſion
hergeleitet wird/ auch nur in expe-
rientia aliorum,
oder einer qvaſi indu-
ction.

73. Je mehr nun dergleichen propoſi-
tiones intermediæ
ſind/ je lockerer iſt die
concluſion mit dem Grunde der veroſimi-
litudinum
verknuͤpfft/ und je mehr partici-
pirt
ein ſolcher Beweiß von der Natur einer
bloſſen Wahrſcheinligkeit/ oder je weiter ent-
fernet er ſich von denen unſtreitigen Wahr-
heiten.

74. Und alſo iſt ein wahrſcheinlicher Be-
weiß/ wie er n. 71. beſchrieben worden/ der de-
monſtration
am allernaͤheſten/ weßwegen
er auch von etlichen zur demonſtration mit
gerechnet wird.

75. Wir wollen uns deßhalben mit nie-
mand in einen Wort-Streit einlaſſen/ ſondern

es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0256" n="238"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 10. Haupt&#x017F;t. von war&#x017F;cheinl.</hi></fw><lb/>
ge&#x017F;chehen/ die aus denen <hi rendition="#aq">conceptibus vero-<lb/>
&#x017F;imilibus</hi> ent&#x017F;tanden. Denn die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">conceptus<lb/>
vero&#x017F;imiles</hi></hi> ko&#x0364;nnen &#x017F;o fe&#x017F;te mit einander<lb/>
verknu&#x0364;pfft werden/ als die warhafftigen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ideen.</hi></hi></p><lb/>
        <p>72. Jedoch ge&#x017F;chiehet &#x017F;olches nicht alle-<lb/>
mahl/ &#x017F;ondern es gru&#x0364;nden &#x017F;ich zum o&#x0364;fftern die<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">propo&#x017F;itiones intermediæ,</hi></hi> aus denen eine <hi rendition="#aq">con-<lb/>
clu&#x017F;ion</hi> hergeleitet wird/ auch nur <hi rendition="#aq">in expe-<lb/>
rientia aliorum,</hi> oder einer <hi rendition="#aq">qva&#x017F;i indu-<lb/>
ction.</hi></p><lb/>
        <p>73. Je mehr nun dergleichen <hi rendition="#aq">propo&#x017F;i-<lb/>
tiones intermediæ</hi> &#x017F;ind/ je lockerer i&#x017F;t die<lb/><hi rendition="#aq">conclu&#x017F;ion</hi> mit dem Grunde der <hi rendition="#aq">vero&#x017F;imi-<lb/>
litudinum</hi> verknu&#x0364;pfft/ und je mehr <hi rendition="#aq">partici-<lb/>
pirt</hi> ein &#x017F;olcher Beweiß von der Natur einer<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Wahr&#x017F;cheinligkeit/ oder je weiter ent-<lb/>
fernet er &#x017F;ich von denen un&#x017F;treitigen Wahr-<lb/>
heiten.</p><lb/>
        <p>74. Und al&#x017F;o i&#x017F;t ein wahr&#x017F;cheinlicher Be-<lb/>
weiß/ wie er <hi rendition="#aq">n.</hi> 71. be&#x017F;chrieben worden/ der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de-<lb/>
mon&#x017F;tration</hi></hi> <hi rendition="#fr">am allerna&#x0364;he&#x017F;ten/</hi> weßwegen<lb/>
er auch von etlichen zur <hi rendition="#aq">demon&#x017F;tration</hi> mit<lb/>
gerechnet wird.</p><lb/>
        <p>75. Wir wollen uns deßhalben mit nie-<lb/>
mand in einen Wort-Streit einla&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0256] Das 10. Hauptſt. von warſcheinl. geſchehen/ die aus denen conceptibus vero- ſimilibus entſtanden. Denn die conceptus veroſimiles koͤnnen ſo feſte mit einander verknuͤpfft werden/ als die warhafftigen ideen. 72. Jedoch geſchiehet ſolches nicht alle- mahl/ ſondern es gruͤnden ſich zum oͤfftern die propoſitiones intermediæ, aus denen eine con- cluſion hergeleitet wird/ auch nur in expe- rientia aliorum, oder einer qvaſi indu- ction. 73. Je mehr nun dergleichen propoſi- tiones intermediæ ſind/ je lockerer iſt die concluſion mit dem Grunde der veroſimi- litudinum verknuͤpfft/ und je mehr partici- pirt ein ſolcher Beweiß von der Natur einer bloſſen Wahrſcheinligkeit/ oder je weiter ent- fernet er ſich von denen unſtreitigen Wahr- heiten. 74. Und alſo iſt ein wahrſcheinlicher Be- weiß/ wie er n. 71. beſchrieben worden/ der de- monſtration am allernaͤheſten/ weßwegen er auch von etlichen zur demonſtration mit gerechnet wird. 75. Wir wollen uns deßhalben mit nie- mand in einen Wort-Streit einlaſſen/ ſondern es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/256
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/256>, abgerufen am 02.06.2024.