Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
Jn dieser hat der Verfertiger alle terminos
technicos
deutsch geben wollen/ welches
öffters so anmuthig und tunckel heraus kömmt/
daß man sich des Lachens unmöglich enthal-
ten kan. Jch will nur itzo das vornehmste in
Gestalt eines kurtzen Brieffs/ den ein Sohn
an seinen Vater geschrieben/ den Leser zugefal-
len vorstellen. Geliebter Vater: Jch habe nun
nach angewendeten sauren Fleiß die Verstand-
Lehre
gelernet/ und habe zu dessen Beweiß ohn-
längst öffentlich eine aus die ser Lehre hergenom-
mene Streit-Schrifft als ein Beantworter
vertheidiget: Unsers Nachbars Söhne sind Ge-
gen-Setzer
gewesen; der älteste hat folgende
Fragen auffgeworffen: 1. Ob der Mensch eine un-
terste Art
sey/ und ob er nicht vielmehr zu denen
Geschlechten oder doch zum wenigsten zu denen
untergeordneten Arten gehöre. 2. Was die
Ursache sey daß alleine die Menschen und etliche
Thiere nicht aber alle Dinge eigentliche einzele
wären. 3. Ob das rernünfftliche in der Be-
schreibung des Menschen ein theilender oder
artmachender Unterscheid sey. 4. Ob Va-
ter und Sohn zu dem Orden des Selbständi-
gen
oder des Gegenblicks gehöre. 5. Ob der
Frost und Hitze wiederwärtig oder benehm-
lich entgegen gesetzte
wären. Er wolte sich
zwar auch zu denen Nachorden wenden/ und
aus denenselben die Weisen des fördern und

hin-
B

Vorrede.
Jn dieſer hat der Verfertiger alle terminos
technicos
deutſch geben wollen/ welches
oͤffters ſo anmuthig und tunckel heraus koͤm̃t/
daß man ſich des Lachens unmoͤglich enthal-
ten kan. Jch will nur itzo das vornehmſte in
Geſtalt eines kurtzen Brieffs/ den ein Sohn
an ſeinen Vater geſchrieben/ den Leſer zugefal-
len vorſtellen. Geliebter Vater: Jch habe nun
nach angewendeten ſauren Fleiß die Verſtand-
Lehre
gelernet/ und habe zu deſſen Beweiß ohn-
laͤngſt oͤffentlich eine aus die ſer Lehre hergenom-
mene Streit-Schrifft als ein Beantworter
vertheidiget: Unſers Nachbars Soͤhne ſind Ge-
gen-Setzer
geweſen; der aͤlteſte hat folgende
Fragen auffgeworffen: 1. Ob der Menſch eine un-
terſte Art
ſey/ und ob er nicht vielmehr zu denen
Geſchlechten oder doch zum wenigſten zu denen
untergeordneten Arten gehoͤre. 2. Was die
Urſache ſey daß alleine die Menſchen und etliche
Thiere nicht aber alle Dinge eigentliche einzele
waͤren. 3. Ob das rernuͤnfftliche in der Be-
ſchreibung des Menſchen ein theilender oder
artmachender Unterſcheid ſey. 4. Ob Va-
ter und Sohn zu dem Orden des Selbſtaͤndi-
gen
oder des Gegenblicks gehoͤre. 5. Ob der
Froſt und Hitze wiederwaͤrtig oder benehm-
lich entgegen geſetzte
waͤren. Er wolte ſich
zwar auch zu denen Nachorden wenden/ und
aus denenſelben die Weiſen des foͤrdern und

hin-
B
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0035" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
Jn die&#x017F;er hat der Verfertiger alle <hi rendition="#aq">terminos<lb/>
technicos</hi> deut&#x017F;ch geben wollen/ welches<lb/>
o&#x0364;ffters &#x017F;o anmuthig und tunckel heraus ko&#x0364;m&#x0303;t/<lb/>
daß man &#x017F;ich des Lachens unmo&#x0364;glich enthal-<lb/>
ten kan. Jch will nur itzo das vornehm&#x017F;te in<lb/>
Ge&#x017F;talt eines kurtzen Brieffs/ den ein Sohn<lb/>
an &#x017F;einen Vater ge&#x017F;chrieben/ den Le&#x017F;er zugefal-<lb/>
len vor&#x017F;tellen. Geliebter Vater: Jch habe nun<lb/>
nach angewendeten &#x017F;auren Fleiß die <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;tand-<lb/>
Lehre</hi> gelernet/ und habe zu de&#x017F;&#x017F;en Beweiß ohn-<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;t o&#x0364;ffentlich eine aus die &#x017F;er Lehre hergenom-<lb/>
mene <hi rendition="#fr">Streit-Schrifft</hi> als ein <hi rendition="#fr">Beantworter</hi><lb/>
vertheidiget: Un&#x017F;ers Nachbars So&#x0364;hne &#x017F;ind <hi rendition="#fr">Ge-<lb/>
gen-Setzer</hi> gewe&#x017F;en; der a&#x0364;lte&#x017F;te hat folgende<lb/>
Fragen auffgeworffen: 1. Ob der Men&#x017F;ch eine <hi rendition="#fr">un-<lb/>
ter&#x017F;te Art</hi> &#x017F;ey/ und ob er nicht vielmehr zu denen<lb/><hi rendition="#fr">Ge&#x017F;chlechten</hi> oder doch zum wenig&#x017F;ten zu denen<lb/><hi rendition="#fr">untergeordneten Arten</hi> geho&#x0364;re. 2. Was die<lb/>
Ur&#x017F;ache &#x017F;ey daß alleine die Men&#x017F;chen und etliche<lb/>
Thiere nicht aber alle Dinge <hi rendition="#fr">eigentliche einzele</hi><lb/>
wa&#x0364;ren. 3. Ob das <hi rendition="#fr">rernu&#x0364;nfftliche</hi> in der Be-<lb/>
&#x017F;chreibung des Men&#x017F;chen ein <hi rendition="#fr">theilender</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">artmachender Unter&#x017F;cheid</hi> &#x017F;ey. 4. Ob Va-<lb/>
ter und Sohn zu dem <hi rendition="#fr">Orden des Selb&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
gen</hi> oder <hi rendition="#fr">des Gegenblicks</hi> geho&#x0364;re. 5. Ob der<lb/>
Fro&#x017F;t und Hitze <hi rendition="#fr">wiederwa&#x0364;rtig</hi> oder <hi rendition="#fr">benehm-<lb/>
lich entgegen ge&#x017F;etzte</hi> wa&#x0364;ren. Er wolte &#x017F;ich<lb/>
zwar auch zu denen <hi rendition="#fr">Nachorden</hi> wenden/ und<lb/>
aus denen&#x017F;elben die <hi rendition="#fr">Wei&#x017F;en des fo&#x0364;rdern und</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">hin-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[17/0035] Vorrede. Jn dieſer hat der Verfertiger alle terminos technicos deutſch geben wollen/ welches oͤffters ſo anmuthig und tunckel heraus koͤm̃t/ daß man ſich des Lachens unmoͤglich enthal- ten kan. Jch will nur itzo das vornehmſte in Geſtalt eines kurtzen Brieffs/ den ein Sohn an ſeinen Vater geſchrieben/ den Leſer zugefal- len vorſtellen. Geliebter Vater: Jch habe nun nach angewendeten ſauren Fleiß die Verſtand- Lehre gelernet/ und habe zu deſſen Beweiß ohn- laͤngſt oͤffentlich eine aus die ſer Lehre hergenom- mene Streit-Schrifft als ein Beantworter vertheidiget: Unſers Nachbars Soͤhne ſind Ge- gen-Setzer geweſen; der aͤlteſte hat folgende Fragen auffgeworffen: 1. Ob der Menſch eine un- terſte Art ſey/ und ob er nicht vielmehr zu denen Geſchlechten oder doch zum wenigſten zu denen untergeordneten Arten gehoͤre. 2. Was die Urſache ſey daß alleine die Menſchen und etliche Thiere nicht aber alle Dinge eigentliche einzele waͤren. 3. Ob das rernuͤnfftliche in der Be- ſchreibung des Menſchen ein theilender oder artmachender Unterſcheid ſey. 4. Ob Va- ter und Sohn zu dem Orden des Selbſtaͤndi- gen oder des Gegenblicks gehoͤre. 5. Ob der Froſt und Hitze wiederwaͤrtig oder benehm- lich entgegen geſetzte waͤren. Er wolte ſich zwar auch zu denen Nachorden wenden/ und aus denenſelben die Weiſen des foͤrdern und hin- B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/35
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/35>, abgerufen am 23.11.2024.