Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.Vorrede. Jn dieser hat der Verfertiger alle terminostechnicos deutsch geben wollen/ welches öffters so anmuthig und tunckel heraus kömmt/ daß man sich des Lachens unmöglich enthal- ten kan. Jch will nur itzo das vornehmste in Gestalt eines kurtzen Brieffs/ den ein Sohn an seinen Vater geschrieben/ den Leser zugefal- len vorstellen. Geliebter Vater: Jch habe nun nach angewendeten sauren Fleiß die Verstand- Lehre gelernet/ und habe zu dessen Beweiß ohn- längst öffentlich eine aus die ser Lehre hergenom- mene Streit-Schrifft als ein Beantworter vertheidiget: Unsers Nachbars Söhne sind Ge- gen-Setzer gewesen; der älteste hat folgende Fragen auffgeworffen: 1. Ob der Mensch eine un- terste Art sey/ und ob er nicht vielmehr zu denen Geschlechten oder doch zum wenigsten zu denen untergeordneten Arten gehöre. 2. Was die Ursache sey daß alleine die Menschen und etliche Thiere nicht aber alle Dinge eigentliche einzele wären. 3. Ob das rernünfftliche in der Be- schreibung des Menschen ein theilender oder artmachender Unterscheid sey. 4. Ob Va- ter und Sohn zu dem Orden des Selbständi- gen oder des Gegenblicks gehöre. 5. Ob der Frost und Hitze wiederwärtig oder benehm- lich entgegen gesetzte wären. Er wolte sich zwar auch zu denen Nachorden wenden/ und aus denenselben die Weisen des fördern und hin- B
Vorrede. Jn dieſer hat der Verfertiger alle terminostechnicos deutſch geben wollen/ welches oͤffters ſo anmuthig und tunckel heraus koͤm̃t/ daß man ſich des Lachens unmoͤglich enthal- ten kan. Jch will nur itzo das vornehmſte in Geſtalt eines kurtzen Brieffs/ den ein Sohn an ſeinen Vater geſchrieben/ den Leſer zugefal- len vorſtellen. Geliebter Vater: Jch habe nun nach angewendeten ſauren Fleiß die Verſtand- Lehre gelernet/ und habe zu deſſen Beweiß ohn- laͤngſt oͤffentlich eine aus die ſer Lehre hergenom- mene Streit-Schrifft als ein Beantworter vertheidiget: Unſers Nachbars Soͤhne ſind Ge- gen-Setzer geweſen; der aͤlteſte hat folgende Fragen auffgeworffen: 1. Ob der Menſch eine un- terſte Art ſey/ und ob er nicht vielmehr zu denen Geſchlechten oder doch zum wenigſten zu denen untergeordneten Arten gehoͤre. 2. Was die Urſache ſey daß alleine die Menſchen und etliche Thiere nicht aber alle Dinge eigentliche einzele waͤren. 3. Ob das rernuͤnfftliche in der Be- ſchreibung des Menſchen ein theilender oder artmachender Unterſcheid ſey. 4. Ob Va- ter und Sohn zu dem Orden des Selbſtaͤndi- gen oder des Gegenblicks gehoͤre. 5. Ob der Froſt und Hitze wiederwaͤrtig oder benehm- lich entgegen geſetzte waͤren. Er wolte ſich zwar auch zu denen Nachorden wenden/ und aus denenſelben die Weiſen des foͤrdern und hin- B
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Vorrede.
Jn dieſer hat der Verfertiger alle terminos
technicos deutſch geben wollen/ welches
oͤffters ſo anmuthig und tunckel heraus koͤm̃t/
daß man ſich des Lachens unmoͤglich enthal-
ten kan. Jch will nur itzo das vornehmſte in
Geſtalt eines kurtzen Brieffs/ den ein Sohn
an ſeinen Vater geſchrieben/ den Leſer zugefal-
len vorſtellen. Geliebter Vater: Jch habe nun
nach angewendeten ſauren Fleiß die Verſtand-
Lehre gelernet/ und habe zu deſſen Beweiß ohn-
laͤngſt oͤffentlich eine aus die ſer Lehre hergenom-
mene Streit-Schrifft als ein Beantworter
vertheidiget: Unſers Nachbars Soͤhne ſind Ge-
gen-Setzer geweſen; der aͤlteſte hat folgende
Fragen auffgeworffen: 1. Ob der Menſch eine un-
terſte Art ſey/ und ob er nicht vielmehr zu denen
Geſchlechten oder doch zum wenigſten zu denen
untergeordneten Arten gehoͤre. 2. Was die
Urſache ſey daß alleine die Menſchen und etliche
Thiere nicht aber alle Dinge eigentliche einzele
waͤren. 3. Ob das rernuͤnfftliche in der Be-
ſchreibung des Menſchen ein theilender oder
artmachender Unterſcheid ſey. 4. Ob Va-
ter und Sohn zu dem Orden des Selbſtaͤndi-
gen oder des Gegenblicks gehoͤre. 5. Ob der
Froſt und Hitze wiederwaͤrtig oder benehm-
lich entgegen geſetzte waͤren. Er wolte ſich
zwar auch zu denen Nachorden wenden/ und
aus denenſelben die Weiſen des foͤrdern und
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