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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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FOL. 10. Hat besagter Amtmann eod. 9. Octobr. unerwartet der Fürstl. resolution einen Steck-Brieff wieder Annen ausgefertiget, darinnen unter andern abermahls gedacht wird, daß Selbige das Kind, wie vermuthet werde, umgebracht habe. Eodem dato ist Herr D. Johann Schreyer, Stadt-Physicus zu Z. (der a Regimine mit abgeschickt gewesen) Herr D. G. W. W. Stadt-Physicus, und C. S. Amts-Barbierer allhier zu P. requiriret worden, das Kind zu besichtigen. FOL. 11. Eodem 9. Octobr. ist der Käse-Mutter summarische Aussage.

Berichtet, es hätte die Köchin gestern, als Sie nicht zu Hause gewesen, das Kind in kleinen Garten bey dem Kutsch-Stall aufgegraben, und ins Ofen-Loch getragen, und solte es die innge N. (Anna) selbst aus dem Ofen-Loch gehohlet, und in das Gewölbe getragen haben, massen Sie es auch in Ofen-Loch liegen gesehen, und hätte es der Herr und die Frau auch gewust. Gestern wäre die junge N. (Anna) noch zu Hause gewesen, und mit gessen, wo Sie aber hernach hinkommen, wisse Sie nicht. Ingleichen wäre der Herr Abends zu Hause gewesen, wo er aber hinkommen, wisse sie auch nicht. Ohngefähr würde es künfftigen Dienstag 3. Wochen werden, daß die älteste Tochter sehr kranck worden, und wäre die Mutter zu N. zum Kindtauffen gewesen, und des Nachts zu Hause kommen, ob Sie aber damahls das Kind bekommen, könne sie nicht wissen: Es solte es der Hauß-Knecht, Toffel R. von Z. gethan haben, so ein garstiger Kerl, und einen Buckel hätte. Heute vor 8. Tagen wäre die junge N. (Anna) wieder in der Kirchen gewesen, und hätte sich gar galant angezogen gehabt, die Trescher hätten Sie gestern zu Mittage hinten zum Wasser-Thore hinaus gehen sehen, über die Brücke, wohin aber, wisse Sie nicht.

FOL. 12. Sind andre Zeugen-Aussagen, die den 11. Octobr. abgehöret worden.

Herr Daniel H. berichtet, es hätte Georg S. von St. erzehlet, er wäre heute zu L. gewesen, da hätte der Schirrmeister von G. erwehnet, Herrn N. älteste Tochter hätte gesagt: Sie solten nur Ihr Kind nicht umbbringen, sie wolte sich gerne in einem Hirten-Hause behelffen.

Herr M. Christian M. Praeceptor in Amte allhier berichtet, es wäre geredet worden, Hr. N. hätte von seiner Köchin ein Grabscheid gefordert, und als Sie Ihm eines gegeben, hätte er gesagt, es wäre schon gut, Sie solte nur hingehen.

FOL. 13. ist ein Brieff von Herrn Amtm. von Z. an den Amtm. zu P. darinnen unter andern folgendes.

Sonst habe ich von Ihr (der Köchin) mit Bestürtzung vernommen, daß die Mutter von der Geburt des Kindes Wissenschafft gehabt, auch gar dabey gewesen, und da nicht selbst das Kind umbgebracht, doch dazu geholffen.

FOL. 10. Hat besagter Amtmann eod. 9. Octobr. unerwartet der Fürstl. resolution einen Steck-Brieff wieder Annen ausgefertiget, darinnen unter andern abermahls gedacht wird, daß Selbige das Kind, wie vermuthet werde, umgebracht habe. Eodem dato ist Herr D. Johann Schreyer, Stadt-Physicus zu Z. (der à Regimine mit abgeschickt gewesen) Herr D. G. W. W. Stadt-Physicus, und C. S. Amts-Barbierer allhier zu P. requiriret worden, das Kind zu besichtigen. FOL. 11. Eodem 9. Octobr. ist der Käse-Mutter summarische Aussage.

Berichtet, es hätte die Köchin gestern, als Sie nicht zu Hause gewesen, das Kind in kleinen Garten bey dem Kutsch-Stall aufgegraben, und ins Ofen-Loch getragen, und solte es die innge N. (Anna) selbst aus dem Ofen-Loch gehohlet, und in das Gewölbe getragen haben, massen Sie es auch in Ofen-Loch liegen gesehen, und hätte es der Herr und die Frau auch gewust. Gestern wäre die junge N. (Anna) noch zu Hause gewesen, und mit gessen, wo Sie aber hernach hinkommen, wisse Sie nicht. Ingleichen wäre der Herr Abends zu Hause gewesen, wo er aber hinkommen, wisse sie auch nicht. Ohngefähr würde es künfftigen Dienstag 3. Wochen werden, daß die älteste Tochter sehr kranck worden, und wäre die Mutter zu N. zum Kindtauffen gewesen, und des Nachts zu Hause kommen, ob Sie aber damahls das Kind bekommen, könne sie nicht wissen: Es solte es der Hauß-Knecht, Toffel R. von Z. gethan haben, so ein garstiger Kerl, und einen Buckel hätte. Heute vor 8. Tagen wäre die junge N. (Anna) wieder in der Kirchen gewesen, und hätte sich gar galant angezogen gehabt, die Trescher hätten Sie gestern zu Mittage hinten zum Wasser-Thore hinaus gehen sehen, über die Brücke, wohin aber, wisse Sie nicht.

FOL. 12. Sind andre Zeugen-Aussagen, die den 11. Octobr. abgehöret worden.

Herr Daniel H. berichtet, es hätte Georg S. von St. erzehlet, er wäre heute zu L. gewesen, da hätte der Schirrmeister von G. erwehnet, Herrn N. älteste Tochter hätte gesagt: Sie solten nur Ihr Kind nicht umbbringen, sie wolte sich gerne in einem Hirten-Hause behelffen.

Herr M. Christian M. Praeceptor in Amte allhier berichtet, es wäre geredet worden, Hr. N. hätte von seiner Köchin ein Grabscheid gefordert, und als Sie Ihm eines gegeben, hätte er gesagt, es wäre schon gut, Sie solte nur hingehen.

FOL. 13. ist ein Brieff von Herrn Amtm. von Z. an den Amtm. zu P. darinnen unter andern folgendes.

Sonst habe ich von Ihr (der Köchin) mit Bestürtzung vernommen, daß die Mutter von der Geburt des Kindes Wissenschafft gehabt, auch gar dabey gewesen, und da nicht selbst das Kind umbgebracht, doch dazu geholffen.

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        <p>Herr M. Christian M. Praeceptor in Amte allhier berichtet, es wäre geredet                      worden, Hr. N. hätte von seiner Köchin ein Grabscheid gefordert, und als Sie Ihm                      eines gegeben, hätte er gesagt, es wäre schon gut, Sie solte nur hingehen.</p>
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[6/0022] FOL. 10. Hat besagter Amtmann eod. 9. Octobr. unerwartet der Fürstl. resolution einen Steck-Brieff wieder Annen ausgefertiget, darinnen unter andern abermahls gedacht wird, daß Selbige das Kind, wie vermuthet werde, umgebracht habe. Eodem dato ist Herr D. Johann Schreyer, Stadt-Physicus zu Z. (der à Regimine mit abgeschickt gewesen) Herr D. G. W. W. Stadt-Physicus, und C. S. Amts-Barbierer allhier zu P. requiriret worden, das Kind zu besichtigen. FOL. 11. Eodem 9. Octobr. ist der Käse-Mutter summarische Aussage. Berichtet, es hätte die Köchin gestern, als Sie nicht zu Hause gewesen, das Kind in kleinen Garten bey dem Kutsch-Stall aufgegraben, und ins Ofen-Loch getragen, und solte es die innge N. (Anna) selbst aus dem Ofen-Loch gehohlet, und in das Gewölbe getragen haben, massen Sie es auch in Ofen-Loch liegen gesehen, und hätte es der Herr und die Frau auch gewust. Gestern wäre die junge N. (Anna) noch zu Hause gewesen, und mit gessen, wo Sie aber hernach hinkommen, wisse Sie nicht. Ingleichen wäre der Herr Abends zu Hause gewesen, wo er aber hinkommen, wisse sie auch nicht. Ohngefähr würde es künfftigen Dienstag 3. Wochen werden, daß die älteste Tochter sehr kranck worden, und wäre die Mutter zu N. zum Kindtauffen gewesen, und des Nachts zu Hause kommen, ob Sie aber damahls das Kind bekommen, könne sie nicht wissen: Es solte es der Hauß-Knecht, Toffel R. von Z. gethan haben, so ein garstiger Kerl, und einen Buckel hätte. Heute vor 8. Tagen wäre die junge N. (Anna) wieder in der Kirchen gewesen, und hätte sich gar galant angezogen gehabt, die Trescher hätten Sie gestern zu Mittage hinten zum Wasser-Thore hinaus gehen sehen, über die Brücke, wohin aber, wisse Sie nicht. FOL. 12. Sind andre Zeugen-Aussagen, die den 11. Octobr. abgehöret worden. Herr Daniel H. berichtet, es hätte Georg S. von St. erzehlet, er wäre heute zu L. gewesen, da hätte der Schirrmeister von G. erwehnet, Herrn N. älteste Tochter hätte gesagt: Sie solten nur Ihr Kind nicht umbbringen, sie wolte sich gerne in einem Hirten-Hause behelffen. Herr M. Christian M. Praeceptor in Amte allhier berichtet, es wäre geredet worden, Hr. N. hätte von seiner Köchin ein Grabscheid gefordert, und als Sie Ihm eines gegeben, hätte er gesagt, es wäre schon gut, Sie solte nur hingehen. FOL. 13. ist ein Brieff von Herrn Amtm. von Z. an den Amtm. zu P. darinnen unter andern folgendes. Sonst habe ich von Ihr (der Köchin) mit Bestürtzung vernommen, daß die Mutter von der Geburt des Kindes Wissenschafft gehabt, auch gar dabey gewesen, und da nicht selbst das Kind umbgebracht, doch dazu geholffen.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/22>, abgerufen am 21.11.2024.