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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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Pfarrer zu Pr. anmelden. Als nun die Frau N. (Maria) die Köchin vermisset, so solte Sie gefraget haben, wo Sie wäre, und als Ihr geantwortet worden, sie wäre entlauffen, ferner gefragt, wer Ihr denn was gethan, da Ihr denn geantwortet worden, sie hätte ein Kind gefunden, und drüber wäre die Frau erschrocken und das Kind aus dem Camin heraus nehmen lassen, in eine Schachtel legen, und in Ihr Gewölbe thun lassen, allwo es hernach gefunden worden. Sonsten berichtet er, daß das Gänse-Mädgen hätte die Tochter bewachen müssen, und hätten sonst niemand in Ihre Kammer zu Ihr gelassen. Das Schlüssel-Loch solte zugestopfft gewesen seyn. Der Tischer hätte Ihn berichtet: die Käse-Mutter hätte der Tochter auf den Leib fühlen müssen; welche gefragt: ob es bald besser mit Ihr werden würde, die aber geantwortet haben solte: Sie müsse noch besser dran. Das solle damahls geschehen seyn, als die andere Jungfer zu St-Gevatter gestanden. Denn die älteste damahls sehr kranck worden. Die Köchin würde es am besten zu erzehlen wissen / ingleichen der Schreiber. Er Praeceptor wäre nur jetzo draussen gewesen, und seine Sachen heraus tragen lassen, so hätten die Leute gesagt, es wäre weder Herr Hanß Heinrich, die Frau (Maria) noch der Schreiber da. Die Tochter wäre nach Dessau in das Calvinische gangen: Sie wäre sonst mittelmäßiger statur, eines bockengrübichten und blassen Angesichts. Die älteste Tochter und die Käse-Mutter wären zuvor uneins gewesen, hernach aber solle die Tochter es selbiger abgebeten und Sie gebraucht haben, und wenn nach der Tochter gefraget worden, hätte die Mutter gesagt, sie hätte das Fieber. Die Köchin hätte das Kind mit einem Brat-Spiesse gesucht. Nun aber hätte der Schencke zu O. gesagt, sie hätten ein klein Vogel-Spießgen hingeleget, und gesaget, daß Sie es damit gesucht. Verichtet weiter, er glaube nicht, daß Anna das Loch, worinnen das Kind gelegt gewesen, gemacht, weil es, wie die Köchin berichtet, ziemlich tieff gewesen. Die Käse-Mutter müste mehr Nachricht wissen, ingl. die Köchin und der Tischer-Geselle. Frau Maria hätte zuvor der Köchin immer geflucht, daher es sie verdrossen, und destomehr Achtung auf die Tochter geben, auch gesagt: es solten Ihr zwey oder drey Nacht schlaffen nicht so lieb seyn, und weil Sie hernach das neugegrabene in Gärtgen gesehen, wäre Sie über die Mauer hineingestiegen.

FOL. 26. Des Land-Richters Registratur von 8. Octobr. wegen der Aufhebung des Kindes, ins Amt geschicket den 11. Octobris: NR. er beschuldigt darinnen die Anna nicht, daß Sie das Kind ermordet, sondern braucht die bescheidene Worte, daß N. Tochter in Vermuthung gewesen, daß Sie Mutter sey. Es ist auch in dieser Registratur nichts zu befinden, daß das Kind bey dem Aufheben Stiche gehabt. FOL. 28. George E. von St. summarische Aussage vom 12. Octobr.

Es wäre vorgestern den 10. dieses bey den Schützen zu Pen. und auf dem Felde geredet

Pfarrer zu Pr. anmelden. Als nun die Frau N. (Maria) die Köchin vermisset, so solte Sie gefraget haben, wo Sie wäre, und als Ihr geantwortet worden, sie wäre entlauffen, ferner gefragt, wer Ihr denn was gethan, da Ihr denn geantwortet worden, sie hätte ein Kind gefunden, und drüber wäre die Frau erschrocken und das Kind aus dem Camin heraus nehmen lassen, in eine Schachtel legen, und in Ihr Gewölbe thun lassen, allwo es hernach gefunden worden. Sonsten berichtet er, daß das Gänse-Mädgen hätte die Tochter bewachen müssen, und hätten sonst niemand in Ihre Kammer zu Ihr gelassen. Das Schlüssel-Loch solte zugestopfft gewesen seyn. Der Tischer hätte Ihn berichtet: die Käse-Mutter hätte der Tochter auf den Leib fühlen müssen; welche gefragt: ob es bald besser mit Ihr werden würde, die aber geantwortet haben solte: Sie müsse noch besser dran. Das solle damahls geschehen seyn, als die andere Jungfer zu St-Gevatter gestanden. Denn die älteste damahls sehr kranck worden. Die Köchin würde es am besten zu erzehlen wissen / ingleichen der Schreiber. Er Praeceptor wäre nur jetzo draussen gewesen, und seine Sachen heraus tragen lassen, so hätten die Leute gesagt, es wäre weder Herr Hanß Heinrich, die Frau (Maria) noch der Schreiber da. Die Tochter wäre nach Dessau in das Calvinische gangen: Sie wäre sonst mittelmäßiger statur, eines bockengrübichten und blassen Angesichts. Die älteste Tochter und die Käse-Mutter wären zuvor uneins gewesen, hernach aber solle die Tochter es selbiger abgebeten und Sie gebraucht haben, und wenn nach der Tochter gefraget worden, hätte die Mutter gesagt, sie hätte das Fieber. Die Köchin hätte das Kind mit einem Brat-Spiesse gesucht. Nun aber hätte der Schencke zu O. gesagt, sie hätten ein klein Vogel-Spießgen hingeleget, und gesaget, daß Sie es damit gesucht. Verichtet weiter, er glaube nicht, daß Anna das Loch, worinnen das Kind gelegt gewesen, gemacht, weil es, wie die Köchin berichtet, ziemlich tieff gewesen. Die Käse-Mutter müste mehr Nachricht wissen, ingl. die Köchin und der Tischer-Geselle. Frau Maria hätte zuvor der Köchin immer geflucht, daher es sie verdrossen, und destomehr Achtung auf die Tochter geben, auch gesagt: es solten Ihr zwey oder drey Nacht schlaffen nicht so lieb seyn, und weil Sie hernach das neugegrabene in Gärtgen gesehen, wäre Sie über die Mauer hineingestiegen.

FOL. 26. Des Land-Richters Registratur von 8. Octobr. wegen der Aufhebung des Kindes, ins Amt geschicket den 11. Octobris: NR. er beschuldigt darinnen die Anna nicht, daß Sie das Kind ermordet, sondern braucht die bescheidene Worte, daß N. Tochter in Vermuthung gewesen, daß Sie Mutter sey. Es ist auch in dieser Registratur nichts zu befinden, daß das Kind bey dem Aufheben Stiche gehabt. FOL. 28. George E. von St. summarische Aussage vom 12. Octobr.

Es wäre vorgestern den 10. dieses bey den Schützen zu Pen. und auf dem Felde geredet

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Pfarrer zu Pr.                      anmelden. Als nun die Frau N. (Maria) die Köchin vermisset, so solte Sie                      gefraget haben, wo Sie wäre, und als Ihr geantwortet worden, sie wäre                      entlauffen, ferner gefragt, wer Ihr denn was gethan, da Ihr denn geantwortet                      worden, sie hätte ein Kind gefunden, und drüber wäre die Frau erschrocken und                      das Kind aus dem Camin heraus nehmen lassen, in eine Schachtel legen, und in Ihr                      Gewölbe thun lassen, allwo es hernach gefunden worden. Sonsten berichtet er, daß                      das Gänse-Mädgen hätte die Tochter bewachen müssen, und hätten sonst niemand in                      Ihre Kammer zu Ihr gelassen. Das Schlüssel-Loch solte zugestopfft gewesen seyn.                      Der Tischer hätte Ihn berichtet: die Käse-Mutter hätte der Tochter auf den Leib                      fühlen müssen; welche gefragt: ob es bald besser mit Ihr werden würde, die aber                      geantwortet haben solte: Sie müsse noch besser dran. Das solle damahls geschehen                      seyn, als die andere Jungfer zu St-Gevatter gestanden. Denn die älteste damahls                      sehr kranck worden. Die Köchin würde es am besten zu erzehlen wissen /                      ingleichen der Schreiber. Er Praeceptor wäre nur jetzo draussen gewesen, und                      seine Sachen heraus tragen lassen, so hätten die Leute gesagt, es wäre weder                      Herr Hanß Heinrich, die Frau (Maria) noch der Schreiber da. Die Tochter wäre                      nach Dessau in das Calvinische gangen: Sie wäre sonst mittelmäßiger statur,                      eines bockengrübichten und blassen Angesichts. Die älteste Tochter und die                      Käse-Mutter wären zuvor uneins gewesen, hernach aber solle die Tochter es                      selbiger abgebeten und Sie gebraucht haben, und wenn nach der Tochter gefraget                      worden, hätte die Mutter gesagt, sie hätte das Fieber. Die Köchin hätte das Kind                      mit einem Brat-Spiesse gesucht. Nun aber hätte der Schencke zu O. gesagt, sie                      hätten ein klein Vogel-Spießgen hingeleget, und gesaget, daß Sie es damit                      gesucht. Verichtet weiter, er glaube nicht, daß Anna das Loch, worinnen das Kind                      gelegt gewesen, gemacht, weil es, wie die Köchin berichtet, ziemlich tieff                      gewesen. Die Käse-Mutter müste mehr Nachricht wissen, ingl. die Köchin und der                      Tischer-Geselle. Frau Maria hätte zuvor der Köchin immer geflucht, daher es sie                      verdrossen, und destomehr Achtung auf die Tochter geben, auch gesagt: es solten                      Ihr zwey oder drey Nacht schlaffen nicht so lieb seyn, und weil Sie hernach das                      neugegrabene in Gärtgen gesehen, wäre Sie über die Mauer hineingestiegen.</p>
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[8/0024] Pfarrer zu Pr. anmelden. Als nun die Frau N. (Maria) die Köchin vermisset, so solte Sie gefraget haben, wo Sie wäre, und als Ihr geantwortet worden, sie wäre entlauffen, ferner gefragt, wer Ihr denn was gethan, da Ihr denn geantwortet worden, sie hätte ein Kind gefunden, und drüber wäre die Frau erschrocken und das Kind aus dem Camin heraus nehmen lassen, in eine Schachtel legen, und in Ihr Gewölbe thun lassen, allwo es hernach gefunden worden. Sonsten berichtet er, daß das Gänse-Mädgen hätte die Tochter bewachen müssen, und hätten sonst niemand in Ihre Kammer zu Ihr gelassen. Das Schlüssel-Loch solte zugestopfft gewesen seyn. Der Tischer hätte Ihn berichtet: die Käse-Mutter hätte der Tochter auf den Leib fühlen müssen; welche gefragt: ob es bald besser mit Ihr werden würde, die aber geantwortet haben solte: Sie müsse noch besser dran. Das solle damahls geschehen seyn, als die andere Jungfer zu St-Gevatter gestanden. Denn die älteste damahls sehr kranck worden. Die Köchin würde es am besten zu erzehlen wissen / ingleichen der Schreiber. Er Praeceptor wäre nur jetzo draussen gewesen, und seine Sachen heraus tragen lassen, so hätten die Leute gesagt, es wäre weder Herr Hanß Heinrich, die Frau (Maria) noch der Schreiber da. Die Tochter wäre nach Dessau in das Calvinische gangen: Sie wäre sonst mittelmäßiger statur, eines bockengrübichten und blassen Angesichts. Die älteste Tochter und die Käse-Mutter wären zuvor uneins gewesen, hernach aber solle die Tochter es selbiger abgebeten und Sie gebraucht haben, und wenn nach der Tochter gefraget worden, hätte die Mutter gesagt, sie hätte das Fieber. Die Köchin hätte das Kind mit einem Brat-Spiesse gesucht. Nun aber hätte der Schencke zu O. gesagt, sie hätten ein klein Vogel-Spießgen hingeleget, und gesaget, daß Sie es damit gesucht. Verichtet weiter, er glaube nicht, daß Anna das Loch, worinnen das Kind gelegt gewesen, gemacht, weil es, wie die Köchin berichtet, ziemlich tieff gewesen. Die Käse-Mutter müste mehr Nachricht wissen, ingl. die Köchin und der Tischer-Geselle. Frau Maria hätte zuvor der Köchin immer geflucht, daher es sie verdrossen, und destomehr Achtung auf die Tochter geben, auch gesagt: es solten Ihr zwey oder drey Nacht schlaffen nicht so lieb seyn, und weil Sie hernach das neugegrabene in Gärtgen gesehen, wäre Sie über die Mauer hineingestiegen. FOL. 26. Des Land-Richters Registratur von 8. Octobr. wegen der Aufhebung des Kindes, ins Amt geschicket den 11. Octobris: NR. er beschuldigt darinnen die Anna nicht, daß Sie das Kind ermordet, sondern braucht die bescheidene Worte, daß N. Tochter in Vermuthung gewesen, daß Sie Mutter sey. Es ist auch in dieser Registratur nichts zu befinden, daß das Kind bey dem Aufheben Stiche gehabt. FOL. 28. George E. von St. summarische Aussage vom 12. Octobr. Es wäre vorgestern den 10. dieses bey den Schützen zu Pen. und auf dem Felde geredet

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in TEI. (2012-11-23T14:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-23T14:00:00Z)

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/24>, abgerufen am 21.11.2024.