Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.29. Ich hab indessen mir, zur Residentz erkohren: Ein angenehmes N. so nah an N. N. liegt. Ich lebe hier vergnügt: ich schlaff auff weichen Rosen. Die Hand der süssen Ruh, mich in den Schlaff einwiegt. Mein edler Zeit-Vertreib: ist Lesen, Schreiben, Dencken. Die Sinnen sich zu GOtt: der Welt: den Menschen: lencken. 30. Und wann die Arbeit, will ermüden die Gedancken: So wandle ich ins Feld, der Ceres zugeweyht; Ich streiff die Wälder durch: besuche die Wein-Rancken: Des N. N. schöner Strand: giebt mir Ergötzligkeit; Doch wann ich mich ergötz mit diesen Spatzier-Reisen, Such in der Creatur, ich GOtt zugleich zu preisen. 31. Mir fehlt nichts nur ein Freund, von gleich gesinnten Sinnen: Der GOtt zuerst: und sich: wie seinen Nächsten liebt; Derselbe sitzet steiff auff des Gelückes-Zinnen: Dem einen treuen Freund, GOtt zur Gesellschafft giebt. Ein treuer Freund: wird nicht von seinem Freund weg eilen, Er will mit ihm die Gall: und auch den Zucker theilen. 32. Weil nun, mein Freund, du bist von dieser Freunde Arten: So gönne mir die Ehr von deiner Uberkunfft. Ich werd mit offner Brust und Freuden, dich erwarten. Ich nehme dich allein, in meiner Freundschafft-Zunfft. Komm bald: ich bitt dich sehr; ich end hiemit mein Schreiben. Nur schreib ich dieses noch; ich werd dein Diener bleiben. Besondre Anmerckung von der klugen und unklugen Welt. §. XLIIX. Also bleibet solchergestalt nichts mehr übrig, als daß ich über das vorhergehende sonst secundum regulas artis Poeticae wohl ausgearbeitete Poema nur drey kleine Puncte erinnere. Denn erstlich hat der Herr Quaerent in denen beyden letzten Versen des dritten Gesetzes Von des hochweisen Raths zu schnellen übereilen Wird gar nicht vortheilhafft die kluge Welt urtheilen.sich sehr übereilet, daß er uns, als die wir in unserm Responso sehr vortheil- 29. Ich hab indessen mir, zur Residentz erkohren: Ein angenehmes N. so nah an N. N. liegt. Ich lebe hier vergnügt: ich schlaff auff weichen Rosen. Die Hand der süssen Ruh, mich in den Schlaff einwiegt. Mein edler Zeit-Vertreib: ist Lesen, Schreiben, Dencken. Die Sinnen sich zu GOtt: der Welt: den Menschen: lencken. 30. Und wann die Arbeit, will ermüden die Gedancken: So wandle ich ins Feld, der Ceres zugeweyht; Ich streiff die Wälder durch: besuche die Wein-Rancken: Des N. N. schöner Strand: giebt mir Ergötzligkeit; Doch wann ich mich ergötz mit diesen Spatzier-Reisen, Such in der Creatur, ich GOtt zugleich zu preisen. 31. Mir fehlt nichts nur ein Freund, von gleich gesinnten Sinnen: Der GOtt zuerst: und sich: wie seinen Nächsten liebt; Derselbe sitzet steiff auff des Gelückes-Zinnen: Dem einen treuen Freund, GOtt zur Gesellschafft giebt. Ein treuer Freund: wird nicht von seinem Freund weg eilen, Er will mit ihm die Gall: und auch den Zucker theilen. 32. Weil nun, mein Freund, du bist von dieser Freunde Arten: So gönne mir die Ehr von deiner Uberkunfft. Ich werd mit offner Brust und Freuden, dich erwarten. Ich nehme dich allein, in meiner Freundschafft-Zunfft. Komm bald: ich bitt dich sehr; ich end hiemit mein Schreiben. Nur schreib ich dieses noch; ich werd dein Diener bleiben. Besondre Anmerckung von der klugen und unklugen Welt. §. XLIIX. Also bleibet solchergestalt nichts mehr übrig, als daß ich über das vorhergehende sonst secundum regulas artis Poeticae wohl ausgearbeitete Poema nur drey kleine Puncte erinnere. Denn erstlich hat der Herr Quaerent in denen beyden letzten Versen des dritten Gesetzes Von des hochweisen Raths zu schnellen übereilen Wird gar nicht vortheilhafft die kluge Welt urtheilen.sich sehr übereilet, daß er uns, als die wir in unserm Responso sehr vortheil- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0356" n="340"/> </div> <div> <head>29.</head><lb/> <l>Ich hab indessen mir, zur Residentz erkohren: Ein angenehmes N. so nah an N. N. liegt. Ich lebe hier vergnügt: ich schlaff auff weichen Rosen. Die Hand der süssen Ruh, mich in den Schlaff einwiegt. Mein edler Zeit-Vertreib: ist Lesen, Schreiben, Dencken. Die Sinnen sich zu GOtt: der Welt: den Menschen: lencken.</l> </div> <div> <head>30.</head><lb/> <l>Und wann die Arbeit, will ermüden die Gedancken: So wandle ich ins Feld, der Ceres zugeweyht; Ich streiff die Wälder durch: besuche die Wein-Rancken: Des N. N. schöner Strand: giebt mir Ergötzligkeit; Doch wann ich mich ergötz mit diesen Spatzier-Reisen, Such in der Creatur, ich GOtt zugleich zu preisen.</l> </div> <div> <head>31.</head><lb/> <l>Mir fehlt nichts nur ein Freund, von gleich gesinnten Sinnen: Der GOtt zuerst: und sich: wie seinen Nächsten liebt; Derselbe sitzet steiff auff des Gelückes-Zinnen: Dem einen treuen Freund, GOtt zur Gesellschafft giebt. Ein treuer Freund: wird nicht von seinem Freund weg eilen, Er will mit ihm die Gall: und auch den Zucker theilen.</l> </div> <div> <head>32.</head><lb/> <l>Weil nun, mein Freund, du bist von dieser Freunde Arten: So gönne mir die Ehr von deiner Uberkunfft. Ich werd mit offner Brust und Freuden, dich erwarten. Ich nehme dich allein, in meiner Freundschafft-Zunfft. Komm bald: ich bitt dich sehr; ich end hiemit mein Schreiben. Nur schreib ich dieses noch; ich werd dein Diener bleiben.</l> <note place="left">Besondre Anmerckung von der klugen und unklugen Welt.</note> <p>§. XLIIX. Also bleibet solchergestalt nichts mehr übrig, als daß ich über das vorhergehende sonst secundum regulas artis Poeticae wohl ausgearbeitete Poema nur drey kleine Puncte erinnere. Denn erstlich hat der Herr Quaerent in denen beyden letzten Versen des dritten Gesetzes</p> <l>Von des hochweisen Raths zu schnellen übereilen Wird gar nicht vortheilhafft die kluge Welt urtheilen.</l> <p>sich sehr übereilet, daß er uns, als die wir in unserm Responso sehr vortheil- </p> </div> </body> </text> </TEI> [340/0356]
29.
Ich hab indessen mir, zur Residentz erkohren: Ein angenehmes N. so nah an N. N. liegt. Ich lebe hier vergnügt: ich schlaff auff weichen Rosen. Die Hand der süssen Ruh, mich in den Schlaff einwiegt. Mein edler Zeit-Vertreib: ist Lesen, Schreiben, Dencken. Die Sinnen sich zu GOtt: der Welt: den Menschen: lencken. 30.
Und wann die Arbeit, will ermüden die Gedancken: So wandle ich ins Feld, der Ceres zugeweyht; Ich streiff die Wälder durch: besuche die Wein-Rancken: Des N. N. schöner Strand: giebt mir Ergötzligkeit; Doch wann ich mich ergötz mit diesen Spatzier-Reisen, Such in der Creatur, ich GOtt zugleich zu preisen. 31.
Mir fehlt nichts nur ein Freund, von gleich gesinnten Sinnen: Der GOtt zuerst: und sich: wie seinen Nächsten liebt; Derselbe sitzet steiff auff des Gelückes-Zinnen: Dem einen treuen Freund, GOtt zur Gesellschafft giebt. Ein treuer Freund: wird nicht von seinem Freund weg eilen, Er will mit ihm die Gall: und auch den Zucker theilen. 32.
Weil nun, mein Freund, du bist von dieser Freunde Arten: So gönne mir die Ehr von deiner Uberkunfft. Ich werd mit offner Brust und Freuden, dich erwarten. Ich nehme dich allein, in meiner Freundschafft-Zunfft. Komm bald: ich bitt dich sehr; ich end hiemit mein Schreiben. Nur schreib ich dieses noch; ich werd dein Diener bleiben. §. XLIIX. Also bleibet solchergestalt nichts mehr übrig, als daß ich über das vorhergehende sonst secundum regulas artis Poeticae wohl ausgearbeitete Poema nur drey kleine Puncte erinnere. Denn erstlich hat der Herr Quaerent in denen beyden letzten Versen des dritten Gesetzes
Von des hochweisen Raths zu schnellen übereilen Wird gar nicht vortheilhafft die kluge Welt urtheilen. sich sehr übereilet, daß er uns, als die wir in unserm Responso sehr vortheil-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/356 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/356>, abgerufen am 16.02.2025. |