Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.haben müssen. Sufficit ergo, daß Sie alle drey ausgesagt, se credere, vulnera per hoc instrumentum POTVISSE infligi. Die Indicia particularia & specialia graviren theils die Mutter, Frauen Marien, theils die Tochter, Annen, so das Kind gebohren. Contra die Mutter könte ein Indicium daher genommen werden, daß die Köchin Ihr der Frau diese Ermordung Schuld giebet. Vol. 1. fol. 35. b. verb. Als man Sie nun auch befraget, auff wen Sie es dächte, der das Kind umbgebracht und vergraben hätte; hat Sie geantwortet, Sie könte es auff niemand dencken, als auff die Frau selberinmassen auch der Herr Amtmann zu Z. dergleichen an den Amtsverwalter zu P. berichtet. Vol. 1. fol. 13. a. Sonst habe ich von Ihr der Köchin mit Bestürtzung vernommen, daß die Mutter von der Geburth des Kindes Wissenschafft gehabt, auch gar dabey gewesen, und da nicht selbst das Kind umbbracht, doch darzu geholffen,Alleine der Köchin Aussagen sind (1) suspect de mendacio per ea, quae supra ad indicium commune secundum jam notata sunt(2) factum homicidium infantis praesupponentia, welches dannenhero aliunde erwiesen werden muß (3) non asserentia, sed de credulitate, iam vero testis de credulitate nihil probat, nec etiam proprie dicitur testis Justus Reuberus de testibus Part. 3. n. 130. seqq. Johannes Campegius de testibus reg. 209. Prosp. Farinacius quaest. 69. n. 62. seqq.& imo ne quidem indicium efficacissimum facit, sed saltem quale quale Campegius d. l. fallent. 5. Farinacius d. l. n. 106.Zum (II.) scheinet Frau Maria graviret zu werden, durch Daniel H. summarische Aussage Vol. 1. fol. 12. a. b. berichtet Herr Daniel H. es hätte George S. von St. erzehlet, er wäre heute zu L. auf der Jagd gewesen, da hätte der Schirrmeister von Gr. erwehnet, Herrn H. H. älteste Tochter hätte gesagt: Sie solten nur Ihr Kind nicht umbbringen, sie wolte Sich gerne in einen Hirten-Hause behelffen.Aber diese Aussage ist gar nichts nütze, quia (1) est de auditu & quidem multipliciter alieno (2) weil Sie auch mit George S. und des Schirrmeisters depositionibus, die doch ebenmäßig de auditu alieno sind, gantz nicht übereinkommet, auch diese von umbbringen gantz nichts vermelden Vol. 1. fol. 28. a. George S. von St. berichtet, -- es wäre geredet worden, daß Herrn Hanß Henrichs Schirrmeister erzehlet haben solte, dessen Tochter hätte gesagt, sie solten Ihr nur das Kind nicht nehmen, Sie wolte gerne das väterliche Hauß meiden, und es in einen Hirten-Häußlein ernehren, die Mutter aber solle es ihr genommen haben (quamvis & haec depositio nihil probet. Praeterquam enim quod non jurata sit, est irerum de auditu alieno & quidem incerto. Sequitur enim) wer es aber eigentlich geredet, wisse er nicht, denn es hätte iederman davon gesagt. Item der Schirrmeister fol. 29. a. Er habe freylich die Leute davon reden hören, daß die jungehaben müssen. Sufficit ergo, daß Sie alle drey ausgesagt, se credere, vulnera per hoc instrumentum POTVISSE infligi. Die Indicia particularia & specialia graviren theils die Mutter, Frauen Marien, theils die Tochter, Annen, so das Kind gebohren. Contra die Mutter könte ein Indicium daher genommen werden, daß die Köchin Ihr der Frau diese Ermordung Schuld giebet. Vol. 1. fol. 35. b. verb. Als man Sie nun auch befraget, auff wen Sie es dächte, der das Kind umbgebracht und vergraben hätte; hat Sie geantwortet, Sie könte es auff niemand dencken, als auff die Frau selberinmassen auch der Herr Amtmann zu Z. dergleichen an den Amtsverwalter zu P. berichtet. Vol. 1. fol. 13. a. Sonst habe ich von Ihr der Köchin mit Bestürtzung vernommen, daß die Mutter von der Geburth des Kindes Wissenschafft gehabt, auch gar dabey gewesen, und da nicht selbst das Kind umbbracht, doch darzu geholffen,Alleine der Köchin Aussagen sind (1) suspect de mendacio per ea, quae supra ad indicium commune secundum jam notata sunt(2) factum homicidium infantis praesupponentia, welches dannenhero aliunde erwiesen werden muß (3) non asserentia, sed de credulitate, iam vero testis de credulitate nihil probat, nec etiam proprie dicitur testis Justus Reuberus de testibus Part. 3. n. 130. seqq. Johannes Campegius de testibus reg. 209. Prosp. Farinacius quaest. 69. n. 62. seqq.& imo ne quidem indicium efficacissimum facit, sed saltem quale quale Campegius d. l. fallent. 5. Farinacius d. l. n. 106.Zum (II.) scheinet Frau Maria graviret zu werden, durch Daniel H. summarische Aussage Vol. 1. fol. 12. a. b. berichtet Herr Daniel H. es hätte George S. von St. erzehlet, er wäre heute zu L. auf der Jagd gewesen, da hätte der Schirrmeister von Gr. erwehnet, Herrn H. H. älteste Tochter hätte gesagt: Sie solten nur Ihr Kind nicht umbbringen, sie wolte Sich gerne in einen Hirten-Hause behelffen.Aber diese Aussage ist gar nichts nütze, quia (1) est de auditu & quidem multipliciter alieno (2) weil Sie auch mit George S. und des Schirrmeisters depositionibus, die doch ebenmäßig de auditu alieno sind, gantz nicht übereinkommet, auch diese von umbbringen gantz nichts vermelden Vol. 1. fol. 28. a. George S. von St. berichtet, — es wäre geredet worden, daß Herrn Hanß Henrichs Schirrmeister erzehlet haben solte, dessen Tochter hätte gesagt, sie solten Ihr nur das Kind nicht nehmen, Sie wolte gerne das väterliche Hauß meiden, und es in einen Hirten-Häußlein ernehren, die Mutter aber solle es ihr genommen haben (quamvis & haec depositio nihil probet. Praeterquam enim quod non jurata sit, est irerum de auditu alieno & quidem incerto. Sequitur enim) wer es aber eigentlich geredet, wisse er nicht, denn es hätte iederman davon gesagt. Item der Schirrmeister fol. 29. a. Er habe freylich die Leute davon reden hören, daß die junge<TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0071" n="55"/> haben müssen. Sufficit ergo, daß Sie alle drey ausgesagt, se credere, vulnera per hoc instrumentum POTVISSE infligi.</p> <p>Die Indicia particularia & specialia graviren theils die Mutter, Frauen Marien, theils die Tochter, Annen, so das Kind gebohren.</p> <p>Contra die Mutter könte ein Indicium daher genommen werden, daß die Köchin Ihr der Frau diese Ermordung Schuld giebet.</p> <l>Vol. 1. fol. 35. b. verb. Als man Sie nun auch befraget, auff wen Sie es dächte, der das Kind umbgebracht und vergraben hätte; hat Sie geantwortet, Sie könte es auff niemand dencken, als auff die Frau selber</l> <p>inmassen auch der Herr Amtmann zu Z. dergleichen an den Amtsverwalter zu P. berichtet.</p> <l>Vol. 1. fol. 13. a. Sonst habe ich von Ihr der Köchin mit Bestürtzung vernommen, daß die Mutter von der Geburth des Kindes Wissenschafft gehabt, auch gar dabey gewesen, und da nicht selbst das Kind umbbracht, doch darzu geholffen,</l> <p>Alleine der Köchin Aussagen sind (1) suspect de mendacio</p> <l>per ea, quae supra ad indicium commune secundum jam notata sunt</l> <p>(2) factum homicidium infantis praesupponentia, welches dannenhero aliunde erwiesen werden muß (3) non asserentia, sed de credulitate, iam vero testis de credulitate nihil probat, nec etiam proprie dicitur testis</p> <l>Justus Reuberus de testibus Part. 3. n. 130. seqq. Johannes Campegius de testibus reg. 209. Prosp. Farinacius quaest. 69. n. 62. seqq.</l> <p>& imo ne quidem indicium efficacissimum facit, sed saltem quale quale</p> <l>Campegius d. l. fallent. 5. 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George S. von St. berichtet, — es wäre geredet worden, daß Herrn Hanß Henrichs Schirrmeister erzehlet haben solte, dessen Tochter hätte gesagt, sie solten Ihr nur das Kind nicht nehmen, Sie wolte gerne das väterliche Hauß meiden, und es in einen Hirten-Häußlein ernehren, die Mutter aber solle es ihr genommen haben (quamvis & haec depositio nihil probet. Praeterquam enim quod non jurata sit, est irerum de auditu alieno & quidem incerto. Sequitur enim) wer es aber eigentlich geredet, wisse er nicht, denn es hätte iederman davon gesagt.</l> <l>Item der Schirrmeister fol. 29. a. Er habe freylich die Leute davon reden hören, daß die junge </l> </div> </body> </text> </TEI> [55/0071]
haben müssen. Sufficit ergo, daß Sie alle drey ausgesagt, se credere, vulnera per hoc instrumentum POTVISSE infligi.
Die Indicia particularia & specialia graviren theils die Mutter, Frauen Marien, theils die Tochter, Annen, so das Kind gebohren.
Contra die Mutter könte ein Indicium daher genommen werden, daß die Köchin Ihr der Frau diese Ermordung Schuld giebet.
Vol. 1. fol. 35. b. verb. Als man Sie nun auch befraget, auff wen Sie es dächte, der das Kind umbgebracht und vergraben hätte; hat Sie geantwortet, Sie könte es auff niemand dencken, als auff die Frau selber inmassen auch der Herr Amtmann zu Z. dergleichen an den Amtsverwalter zu P. berichtet.
Vol. 1. fol. 13. a. Sonst habe ich von Ihr der Köchin mit Bestürtzung vernommen, daß die Mutter von der Geburth des Kindes Wissenschafft gehabt, auch gar dabey gewesen, und da nicht selbst das Kind umbbracht, doch darzu geholffen, Alleine der Köchin Aussagen sind (1) suspect de mendacio
per ea, quae supra ad indicium commune secundum jam notata sunt (2) factum homicidium infantis praesupponentia, welches dannenhero aliunde erwiesen werden muß (3) non asserentia, sed de credulitate, iam vero testis de credulitate nihil probat, nec etiam proprie dicitur testis
Justus Reuberus de testibus Part. 3. n. 130. seqq. Johannes Campegius de testibus reg. 209. Prosp. Farinacius quaest. 69. n. 62. seqq. & imo ne quidem indicium efficacissimum facit, sed saltem quale quale
Campegius d. l. fallent. 5. Farinacius d. l. n. 106. Zum (II.) scheinet Frau Maria graviret zu werden, durch Daniel H. summarische Aussage
Vol. 1. fol. 12. a. b. berichtet Herr Daniel H. es hätte George S. von St. erzehlet, er wäre heute zu L. auf der Jagd gewesen, da hätte der Schirrmeister von Gr. erwehnet, Herrn H. H. älteste Tochter hätte gesagt: Sie solten nur Ihr Kind nicht umbbringen, sie wolte Sich gerne in einen Hirten-Hause behelffen. Aber diese Aussage ist gar nichts nütze, quia (1) est de auditu & quidem multipliciter alieno (2) weil Sie auch mit George S. und des Schirrmeisters depositionibus, die doch ebenmäßig de auditu alieno sind, gantz nicht übereinkommet, auch diese von umbbringen gantz nichts vermelden
Vol. 1. fol. 28. a. George S. von St. berichtet, — es wäre geredet worden, daß Herrn Hanß Henrichs Schirrmeister erzehlet haben solte, dessen Tochter hätte gesagt, sie solten Ihr nur das Kind nicht nehmen, Sie wolte gerne das väterliche Hauß meiden, und es in einen Hirten-Häußlein ernehren, die Mutter aber solle es ihr genommen haben (quamvis & haec depositio nihil probet. Praeterquam enim quod non jurata sit, est irerum de auditu alieno & quidem incerto. Sequitur enim) wer es aber eigentlich geredet, wisse er nicht, denn es hätte iederman davon gesagt. Item der Schirrmeister fol. 29. a. Er habe freylich die Leute davon reden hören, daß die junge
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