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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.

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sen gerathen, seine Haußhaltung verbessert und vielen besorglichen Inconvenientien vorgebauet werden dürffte, zumahl da 2. Caja quoad effectus juris pro civiliter mortua billig zu aestimiren in dem Sie wegen ihrer Lähmnis an Gliedern, continuirlicher Bettlagerkeit und unheilsamen Kranckheit weder die Haußhaltung zu führen noch Sempronio ehelich zu begegnen capabel, also daß Sempronius finem matrimonii neque primarium neque secundarium bey Ihr assequiren kan, wie denn 3. Sempronius als ein eckelhaffter und furchtsamer Mann metu contagii leicht auch inficiret und angestecket werden könte. Es wollen 4. die JCti auf gleichen Schlag, wenn eine Ehefrau mit dem morbo gallico afficiret wird, propter metum contagii das divortium dem Marito concediren und verstatten, dem dieser affectus cancrinus contagiosus & incurabilis gar ähnlich kömmt, und pflichten 5. dieser Meynung die bewehrtesten JCti mit bey. Nam si uxor fuerit leprosa, Lutherus marito sano permisit novum matrimonium. Bruckner in decis. matrimonial. Cap. 23. n. 25. Idem statuit, si lue Venerea laboret, Dedeken. vol. 3. lib. 4. sect. 10. Num. 1. Dessen Worte Ich kürtzlich hierher tragen muß: Sarcerius im Buch von dem Ehestande hat etlicher Herren Theologen Bedencken in zweyen Fällen als wegen des Aussatzes und denn wegen der fressenden Frantzosen (so ein Ehegemahl dergestalt dadurch verderbet, daß es dem andern die schuldige Pflicht nicht leisten kan) zusammen gebracht und getragen, daß dem gesunden Theil wegen seines Gewissens zu helffen, und Ihm sich anderweit zu verehelichen zu erlauben seyn solle, damir Er in Hurerey nicht verderbe; Gleich ergestalt wird in casu furoris insanabilis geschlossen, jedoch dergestalt / daß der krancke Ehegatte mit nothwendiger Unterhaltung gebührlich zuversehen. Gleicher Meynung ist Beust. de Matrim. cap. XI. cujus haec sunt verba; Sed hic quaeritur quid illis respondendum sit, qui se continere non possunt, & quaerunt Consilium a Consistoriis ut ipsarum conscientiis consulatur. Et Sarcer in libell. de causis matrimon. p. 189. & 230. collegit nonnullorum Theologorum judicia in duobus casibus, nempe in casu leprae & in casu morbi incurabilis, ubi concludit, parti recte valenti permittendum esse hoc casu aliud matrimonium inire, si se continere nequeat, quod & in casu furoris insanabilis fieri posse idem Sarcerius statuit, ita tamen, ut personae aegrae quae restitui non potest, de alimentis & aliis rebus necessariis provideatur. Et ita etiam sentit Bruckner d. c. 23. n. 34. qui Renneman. Richter. Danaeum & Aretium allegat consentientes. Ob nun wohl hierwieder eingewendet werden könte 1. quod non sint separandi, quos Deus conjuxit, 2. weil man zu rechte nur gewisse Ursachen hat, weßwegen zur Erscheidung geschritten werden könne, darunter Morbus, etiamsi incurabilis & contagiosus nicht zu rechnen, und also müste 3.

sen gerathen, seine Haußhaltung verbessert und vielen besorglichen Inconvenientien vorgebauet werden dürffte, zumahl da 2. Caja quoad effectus juris pro civiliter mortua billig zu aestimiren in dem Sie wegen ihrer Lähmnis an Gliedern, continuirlicher Bettlagerkeit und unheilsamen Kranckheit weder die Haußhaltung zu führen noch Sempronio ehelich zu begegnen capabel, also daß Sempronius finem matrimonii neque primarium neque secundarium bey Ihr assequiren kan, wie denn 3. Sempronius als ein eckelhaffter und furchtsamer Mann metu contagii leicht auch inficiret und angestecket werden könte. Es wollen 4. die JCti auf gleichen Schlag, wenn eine Ehefrau mit dem morbo gallico afficiret wird, propter metum contagii das divortium dem Marito concediren und verstatten, dem dieser affectus cancrinus contagiosus & incurabilis gar ähnlich kömmt, und pflichten 5. dieser Meynung die bewehrtesten JCti mit bey. Nam si uxor fuerit leprosa, Lutherus marito sano permisit novum matrimonium. Bruckner in decis. matrimonial. Cap. 23. n. 25. Idem statuit, si lue Venerea laboret, Dedeken. vol. 3. lib. 4. sect. 10. Num. 1. Dessen Worte Ich kürtzlich hierher tragen muß: Sarcerius im Buch von dem Ehestande hat etlicher Herren Theologen Bedencken in zweyen Fällen als wegen des Aussatzes und denn wegen der fressenden Frantzosen (so ein Ehegemahl dergestalt dadurch verderbet, daß es dem andern die schuldige Pflicht nicht leisten kan) zusammen gebracht und getragen, daß dem gesunden Theil wegen seines Gewissens zu helffen, und Ihm sich anderweit zu verehelichen zu erlauben seyn solle, damir Er in Hurerey nicht verderbe; Gleich ergestalt wird in casu furoris insanabilis geschlossen, jedoch dergestalt / daß der krancke Ehegatte mit nothwendiger Unterhaltung gebührlich zuversehen. Gleicher Meynung ist Beust. de Matrim. cap. XI. cujus haec sunt verba; Sed hic quaeritur quid illis respondendum sit, qui se continere non possunt, & quaerunt Consilium a Consistoriis ut ipsarum conscientiis consulatur. Et Sarcer in libell. de causis matrimon. p. 189. & 230. collegit nonnullorum Theologorum judicia in duobus casibus, nempe in casu leprae & in casu morbi incurabilis, ubi concludit, parti recte valenti permittendum esse hoc casu aliud matrimonium inire, si se continere nequeat, quod & in casu furoris insanabilis fieri posse idem Sarcerius statuit, ita tamen, ut personae aegrae quae restitui non potest, de alimentis & aliis rebus necessariis provideatur. Et ita etiam sentit Bruckner d. c. 23. n. 34. qui Renneman. Richter. Danaeum & Aretium allegat consentientes. Ob nun wohl hierwieder eingewendet werden könte 1. quod non sint separandi, quos Deus conjuxit, 2. weil man zu rechte nur gewisse Ursachen hat, weßwegen zur Erscheidung geschritten werden könne, darunter Morbus, etiamsi incurabilis & contagiosus nicht zu rechnen, und also müste 3.

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sen gerathen, seine Haußhaltung verbessert und                      vielen besorglichen Inconvenientien vorgebauet werden dürffte, zumahl da 2. Caja                      quoad effectus juris pro civiliter mortua billig zu aestimiren in dem Sie wegen                      ihrer Lähmnis an Gliedern, continuirlicher Bettlagerkeit und unheilsamen                      Kranckheit weder die Haußhaltung zu führen noch Sempronio ehelich zu begegnen                      capabel, also daß Sempronius finem matrimonii neque primarium neque secundarium                      bey Ihr assequiren kan, wie denn 3. Sempronius als ein eckelhaffter und                      furchtsamer Mann metu contagii leicht auch inficiret und angestecket werden                      könte. Es wollen 4. die JCti auf gleichen Schlag, wenn eine Ehefrau mit dem                      morbo gallico afficiret wird, propter metum contagii das divortium dem Marito                      concediren und verstatten, dem dieser affectus cancrinus contagiosus &amp;                      incurabilis gar ähnlich kömmt, und pflichten 5. dieser Meynung die bewehrtesten                      JCti mit bey. Nam si uxor fuerit leprosa, Lutherus marito sano permisit novum                      matrimonium. Bruckner <hi rendition="#i">in decis. matrimonial. Cap. 23. n.                      25.</hi> Idem statuit, si lue Venerea laboret, Dedeken. <hi rendition="#i">vol.                          3. lib. 4. sect. 10. Num. 1.</hi> Dessen Worte Ich kürtzlich hierher tragen                      muß: <hi rendition="#i">Sarcerius</hi> im Buch von dem Ehestande hat etlicher                      Herren <hi rendition="#i">Theolog</hi>en Bedencken in zweyen Fällen als wegen                      des Aussatzes und denn wegen der fressenden Frantzosen (so ein Ehegemahl                      dergestalt dadurch verderbet, daß es dem andern die schuldige Pflicht nicht                      leisten kan) zusammen gebracht und getragen, daß dem gesunden Theil wegen seines                      Gewissens zu helffen, und Ihm sich anderweit zu verehelichen zu erlauben seyn                      solle, damir Er in Hurerey nicht verderbe; Gleich ergestalt wird <hi rendition="#i">in casu furoris insanabilis</hi> geschlossen, jedoch                      dergestalt / daß der krancke Ehegatte mit nothwendiger Unterhaltung gebührlich                      zuversehen. Gleicher Meynung ist Beust. <hi rendition="#i">de Matrim. cap.                      XI.</hi> cujus haec sunt verba; Sed hic quaeritur quid illis respondendum sit,                      qui se continere non possunt, &amp; quaerunt Consilium a Consistoriis ut                      ipsarum conscientiis consulatur. Et Sarcer in libell. de causis matrimon. p.                      189. &amp; 230. collegit nonnullorum Theologorum judicia in duobus casibus,                      nempe in casu leprae &amp; in casu morbi incurabilis, ubi concludit, parti                      recte valenti permittendum esse hoc casu aliud matrimonium inire, si se                      continere nequeat, quod &amp; in casu furoris insanabilis fieri posse idem                      Sarcerius statuit, ita tamen, ut personae aegrae quae restitui non potest, de                      alimentis &amp; aliis rebus necessariis provideatur. Et ita etiam sentit                      Bruckner <hi rendition="#i">d. c. 23. n. 34.</hi> qui Renneman. Richter. Danaeum                      &amp; Aretium allegat consentientes. Ob nun wohl hierwieder eingewendet                      werden könte 1. quod non sint separandi, quos Deus conjuxit, 2. weil man zu                      rechte nur gewisse Ursachen hat, weßwegen zur Erscheidung geschritten werden                      könne, darunter Morbus, etiamsi incurabilis &amp; contagiosus nicht zu                      rechnen, und also müste 3.
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[354/0360] sen gerathen, seine Haußhaltung verbessert und vielen besorglichen Inconvenientien vorgebauet werden dürffte, zumahl da 2. Caja quoad effectus juris pro civiliter mortua billig zu aestimiren in dem Sie wegen ihrer Lähmnis an Gliedern, continuirlicher Bettlagerkeit und unheilsamen Kranckheit weder die Haußhaltung zu führen noch Sempronio ehelich zu begegnen capabel, also daß Sempronius finem matrimonii neque primarium neque secundarium bey Ihr assequiren kan, wie denn 3. Sempronius als ein eckelhaffter und furchtsamer Mann metu contagii leicht auch inficiret und angestecket werden könte. Es wollen 4. die JCti auf gleichen Schlag, wenn eine Ehefrau mit dem morbo gallico afficiret wird, propter metum contagii das divortium dem Marito concediren und verstatten, dem dieser affectus cancrinus contagiosus & incurabilis gar ähnlich kömmt, und pflichten 5. dieser Meynung die bewehrtesten JCti mit bey. Nam si uxor fuerit leprosa, Lutherus marito sano permisit novum matrimonium. Bruckner in decis. matrimonial. Cap. 23. n. 25. Idem statuit, si lue Venerea laboret, Dedeken. vol. 3. lib. 4. sect. 10. Num. 1. Dessen Worte Ich kürtzlich hierher tragen muß: Sarcerius im Buch von dem Ehestande hat etlicher Herren Theologen Bedencken in zweyen Fällen als wegen des Aussatzes und denn wegen der fressenden Frantzosen (so ein Ehegemahl dergestalt dadurch verderbet, daß es dem andern die schuldige Pflicht nicht leisten kan) zusammen gebracht und getragen, daß dem gesunden Theil wegen seines Gewissens zu helffen, und Ihm sich anderweit zu verehelichen zu erlauben seyn solle, damir Er in Hurerey nicht verderbe; Gleich ergestalt wird in casu furoris insanabilis geschlossen, jedoch dergestalt / daß der krancke Ehegatte mit nothwendiger Unterhaltung gebührlich zuversehen. Gleicher Meynung ist Beust. de Matrim. cap. XI. cujus haec sunt verba; Sed hic quaeritur quid illis respondendum sit, qui se continere non possunt, & quaerunt Consilium a Consistoriis ut ipsarum conscientiis consulatur. Et Sarcer in libell. de causis matrimon. p. 189. & 230. collegit nonnullorum Theologorum judicia in duobus casibus, nempe in casu leprae & in casu morbi incurabilis, ubi concludit, parti recte valenti permittendum esse hoc casu aliud matrimonium inire, si se continere nequeat, quod & in casu furoris insanabilis fieri posse idem Sarcerius statuit, ita tamen, ut personae aegrae quae restitui non potest, de alimentis & aliis rebus necessariis provideatur. Et ita etiam sentit Bruckner d. c. 23. n. 34. qui Renneman. Richter. Danaeum & Aretium allegat consentientes. Ob nun wohl hierwieder eingewendet werden könte 1. quod non sint separandi, quos Deus conjuxit, 2. weil man zu rechte nur gewisse Ursachen hat, weßwegen zur Erscheidung geschritten werden könne, darunter Morbus, etiamsi incurabilis & contagiosus nicht zu rechnen, und also müste 3.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/360>, abgerufen am 21.11.2024.