Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

mir nach meinem Gewissen vertheydigten Wahrheiten, einige Gelegenheitenben Absichten. abzuschneiden, denenselben nach meinem Todte durch Fürbringung unvollkommener Erzehlungen von meinen fatis zu schaden. Meine vornehmste Fatalität ist diejenige, daß ich Anno 1690. durch meine Wiederwärtigen aus Leipzig gejagt worden, und daß ich, wenn GOtt mich nicht sonderbahr geführet, und bey meiner zeitigen Retirade meine Feinde verblendet hätte, mir und denen meinigen vermuthlich was ärgers und betrübters wiederfahren wäre. Nun habe ich zwar allbereit Anno 96. in der kurtzen Apologie, die ich hinter das von dem itzigen Herrn Cantzler Brenneysen in Ost-Frießland damahl edirten Recht Evangelischer Fürsten in Theologischen Streitigkeiten, andrucken lassen, eine summarische Erzehlung wie es damit zugegangen, und mir zu viel geschehen, meine Unschuld kurtz und deutlich vorgestellet, es hat sich auch seit der Zeit so viel mir wissend niemand gefunden, der dieser Apologie wiederspochen hätte; Alleine es haben mich doch bißher zu unterschiedenen mahlen etliche gute Freunde erinnert, daß dasjenige, was mir Anno 1688. und 89 mit der damahligen Philosophischen ingleichen der Theologischen Facultät und dem Ministerio zu Leipzig begegnet, daselbst p. 241. und 242. allzukurtz und oben hin erzehlet worden, und da die darauf folgende persecutiones etwas umbständlicher beschrieben worden, es denenselben ein grosses Licht geben würde, wenn diese Dinge etwas ausführlicher, jedoch ohne Bitterkeit, beschrieben würden, weil sie gleichsam das Fundament der drauf folgenden Verfolgungen wären. Ob nun wohl diese Raison nicht zu verachten, so habe ich doch aus unterschiedenen Ursachen bißhero angestanden dieses ins Werck zu richten: nachdeme ich aber für etlichen Monaten in Erfahrung kommen, daß zu D. E. W. und auch zu J. die damahlen im Nahmen der Theologischen Facultät und des Geistlichen Ministerii zu Leipzig eingegebene Klagen, und die dieser letzten angehängte so genannte Erleuterungen in unterschiedener Leute Händen seyn sollen, und ich mich dannenhero befahren muß, daß etwann ein nach Engelland reisender Passagierer, oder ein Nachrichter unschuldiger Leute diese Dinge über kurtz oder lang an das Tages-Licht bringen; aber dabey meine Antwort auslassen möchte; als habe ich vor nöthig geachtet nunmehro die gantze Beschaffenheit der Sache ex actis, so viel ich derer damahls habe habhafft werden können, und die mir communiciret worden, fideliter zu erzehlen, und die darbey vorfallende Umstände etwas deutlicher zu eröffnen.

mir nach meinem Gewissen vertheydigten Wahrheiten, einige Gelegenheitenben Absichten. abzuschneiden, denenselben nach meinem Todte durch Fürbringung unvollkommener Erzehlungen von meinen fatis zu schaden. Meine vornehmste Fatalität ist diejenige, daß ich Anno 1690. durch meine Wiederwärtigen aus Leipzig gejagt worden, und daß ich, wenn GOtt mich nicht sonderbahr geführet, und bey meiner zeitigen Retirade meine Feinde verblendet hätte, mir und denen meinigen vermuthlich was ärgers und betrübters wiederfahren wäre. Nun habe ich zwar allbereit Anno 96. in der kurtzen Apologie, die ich hinter das von dem itzigen Herrn Cantzler Brenneysen in Ost-Frießland damahl edirten Recht Evangelischer Fürsten in Theologischen Streitigkeiten, andrucken lassen, eine summarische Erzehlung wie es damit zugegangen, und mir zu viel geschehen, meine Unschuld kurtz und deutlich vorgestellet, es hat sich auch seit der Zeit so viel mir wissend niemand gefunden, der dieser Apologie wiederspochen hätte; Alleine es haben mich doch bißher zu unterschiedenen mahlen etliche gute Freunde erinnert, daß dasjenige, was mir Anno 1688. und 89 mit der damahligen Philosophischen ingleichen der Theologischen Facultät und dem Ministerio zu Leipzig begegnet, daselbst p. 241. und 242. allzukurtz und oben hin erzehlet worden, und da die darauf folgende persecutiones etwas umbständlicher beschrieben worden, es denenselben ein grosses Licht geben würde, wenn diese Dinge etwas ausführlicher, jedoch ohne Bitterkeit, beschrieben würden, weil sie gleichsam das Fundament der drauf folgenden Verfolgungen wären. Ob nun wohl diese Raison nicht zu verachten, so habe ich doch aus unterschiedenen Ursachen bißhero angestanden dieses ins Werck zu richten: nachdeme ich aber für etlichen Monaten in Erfahrung kommen, daß zu D. E. W. und auch zu J. die damahlen im Nahmen der Theologischen Facultät und des Geistlichen Ministerii zu Leipzig eingegebene Klagen, und die dieser letzten angehängte so genannte Erleuterungen in unterschiedener Leute Händen seyn sollen, und ich mich dannenhero befahren muß, daß etwann ein nach Engelland reisender Passagierer, oder ein Nachrichter unschuldiger Leute diese Dinge über kurtz oder lang an das Tages-Licht bringen; aber dabey meine Antwort auslassen möchte; als habe ich vor nöthig geachtet nunmehro die gantze Beschaffenheit der Sache ex actis, so viel ich derer damahls habe habhafft werden können, und die mir communiciret worden, fideliter zu erzehlen, und die darbey vorfallende Umstände etwas deutlicher zu eröffnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0009" n="3"/>
mir nach                      meinem Gewissen vertheydigten Wahrheiten, einige Gelegenheiten<note place="right">ben Absichten.</note> abzuschneiden, denenselben nach                      meinem Todte durch Fürbringung unvollkommener Erzehlungen von meinen fatis zu                      schaden. Meine vornehmste Fatalität ist diejenige, daß ich Anno 1690. durch                      meine Wiederwärtigen aus Leipzig gejagt worden, und daß ich, wenn GOtt mich                      nicht sonderbahr geführet, und bey meiner zeitigen Retirade meine Feinde                      verblendet hätte, mir und denen meinigen vermuthlich was ärgers und betrübters                      wiederfahren wäre. Nun habe ich zwar allbereit Anno 96. in der kurtzen Apologie,                      die ich hinter das von dem itzigen Herrn Cantzler Brenneysen in Ost-Frießland                      damahl edirten Recht Evangelischer Fürsten in Theologischen Streitigkeiten,                      andrucken lassen, eine summarische Erzehlung wie es damit zugegangen, und mir zu                      viel geschehen, meine Unschuld kurtz und deutlich vorgestellet, es hat sich auch                      seit der Zeit so viel mir wissend niemand gefunden, der dieser Apologie                      wiederspochen hätte; Alleine es haben mich doch bißher zu unterschiedenen mahlen                      etliche gute Freunde erinnert, daß dasjenige, was mir Anno 1688. und 89 mit der                      damahligen Philosophischen ingleichen der Theologischen Facultät und dem                      Ministerio zu Leipzig begegnet, daselbst p. 241. und 242. allzukurtz und oben                      hin erzehlet worden, und da die darauf folgende persecutiones etwas                      umbständlicher beschrieben worden, es denenselben ein grosses Licht geben würde,                      wenn diese Dinge etwas ausführlicher, jedoch ohne Bitterkeit, beschrieben                      würden, weil sie gleichsam das Fundament der drauf folgenden Verfolgungen wären.                      Ob nun wohl diese Raison nicht zu verachten, so habe ich doch aus                      unterschiedenen Ursachen bißhero angestanden dieses ins Werck zu richten:                      nachdeme ich aber für etlichen Monaten in Erfahrung kommen, daß zu D. E. W. und                      auch zu J. die damahlen im Nahmen der Theologischen Facultät und des Geistlichen                      Ministerii zu Leipzig eingegebene Klagen, und die dieser letzten angehängte so                      genannte Erleuterungen in unterschiedener Leute Händen seyn sollen, und ich mich                      dannenhero befahren muß, daß etwann ein nach Engelland reisender Passagierer,                      oder ein Nachrichter unschuldiger Leute diese Dinge über kurtz oder lang an das                      Tages-Licht bringen; aber dabey meine Antwort auslassen möchte; als habe ich vor                      nöthig geachtet nunmehro die gantze Beschaffenheit der Sache ex actis, so viel                      ich derer damahls habe habhafft werden können, und die mir communiciret worden,                      fideliter zu erzehlen, und die darbey vorfallende Umstände etwas deutlicher zu                      eröffnen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0009] mir nach meinem Gewissen vertheydigten Wahrheiten, einige Gelegenheiten abzuschneiden, denenselben nach meinem Todte durch Fürbringung unvollkommener Erzehlungen von meinen fatis zu schaden. Meine vornehmste Fatalität ist diejenige, daß ich Anno 1690. durch meine Wiederwärtigen aus Leipzig gejagt worden, und daß ich, wenn GOtt mich nicht sonderbahr geführet, und bey meiner zeitigen Retirade meine Feinde verblendet hätte, mir und denen meinigen vermuthlich was ärgers und betrübters wiederfahren wäre. Nun habe ich zwar allbereit Anno 96. in der kurtzen Apologie, die ich hinter das von dem itzigen Herrn Cantzler Brenneysen in Ost-Frießland damahl edirten Recht Evangelischer Fürsten in Theologischen Streitigkeiten, andrucken lassen, eine summarische Erzehlung wie es damit zugegangen, und mir zu viel geschehen, meine Unschuld kurtz und deutlich vorgestellet, es hat sich auch seit der Zeit so viel mir wissend niemand gefunden, der dieser Apologie wiederspochen hätte; Alleine es haben mich doch bißher zu unterschiedenen mahlen etliche gute Freunde erinnert, daß dasjenige, was mir Anno 1688. und 89 mit der damahligen Philosophischen ingleichen der Theologischen Facultät und dem Ministerio zu Leipzig begegnet, daselbst p. 241. und 242. allzukurtz und oben hin erzehlet worden, und da die darauf folgende persecutiones etwas umbständlicher beschrieben worden, es denenselben ein grosses Licht geben würde, wenn diese Dinge etwas ausführlicher, jedoch ohne Bitterkeit, beschrieben würden, weil sie gleichsam das Fundament der drauf folgenden Verfolgungen wären. Ob nun wohl diese Raison nicht zu verachten, so habe ich doch aus unterschiedenen Ursachen bißhero angestanden dieses ins Werck zu richten: nachdeme ich aber für etlichen Monaten in Erfahrung kommen, daß zu D. E. W. und auch zu J. die damahlen im Nahmen der Theologischen Facultät und des Geistlichen Ministerii zu Leipzig eingegebene Klagen, und die dieser letzten angehängte so genannte Erleuterungen in unterschiedener Leute Händen seyn sollen, und ich mich dannenhero befahren muß, daß etwann ein nach Engelland reisender Passagierer, oder ein Nachrichter unschuldiger Leute diese Dinge über kurtz oder lang an das Tages-Licht bringen; aber dabey meine Antwort auslassen möchte; als habe ich vor nöthig geachtet nunmehro die gantze Beschaffenheit der Sache ex actis, so viel ich derer damahls habe habhafft werden können, und die mir communiciret worden, fideliter zu erzehlen, und die darbey vorfallende Umstände etwas deutlicher zu eröffnen. ben Absichten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/9
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/9>, abgerufen am 21.11.2024.