Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.Herren, so theils der Evangelisch Lutherischen, theils der Reformirten Religion zugethan, dergleichen Heyrath vor ihre resp. Kinder oder niecen gar emsig negotiiret, auch was die Aenderung der Religion betrifft, darinn keine difficultät würden gemachet haben, überdieß auch in verschiedenen deshalb von Lutherischen Theologis gemachten Responsis Beyfall gefunden, der Printzeßn, wie auch dero Fürstlichen Eltern von allen oberzehlten part geben, und nachdem sie bey denenselben eben keine repugnance gefunden, der Sache in so weit ihren Lauff gelassen, daß sie ihres hohen Orts derselben keine Hinderung geben wollen, zumahl da sie davor halten müssen, daß, da diese Heyrath ihro zu einer Zeit proponiret worden, da so viel grosse Herren von beyderseits Evangelischen Religionen selbige wiewohl vergebens ambiret, GOtt, als dessen Wege wunderbar, sich derselben etwan gebrauchen möchte, um ihro eine zeithero durch viele Fatalitäten gedrucktes Hauß wiederum empor zu bringen, es sich auch wohl fügen könnte, daß dieses mit der Zeit ein Mittel sey, wodurch die in denen O. Landen der Evangelischen Religion wegen gedruckte Unterthanen einsten eine mehrere Gewissens Freyheit erlangen könnten. Weiln aber diese Heyrath so fort nicht zum Schluß kommen, sondern annoch auf der Ungewißheit beruhet, so haben des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit nöthig befunden, die gantze Sache zu menagiren, welches auch in soweit reusfiret, daß ungeachtet verschiedene am Hoffe davon Nachricht erlanget, selbige es dennoch geheim gehalten, und sich nicht getrauet, es weiter public zu machen; als aber der Hoff-Prediger und Hoff-Caplan davon Nachricht erhalten, haben sie nicht allein die Printzeßin gar eyffrig zu sprechen gesucht, sondern auch in ihren Predigten scharff gegen die Catholischen loß gezogen, was die Veränderung der Religion vor eine böse Sache sey, und wie übel diejenigen thäten, so andre dazu persuadirten, weitleufftig vorgestellet, dieser letztern consilia mit Ahitophels Rathschlägen verglichen, und ob sie wohl endlich noch so viel Bescheidenheit gehabt, daß sie des Hertzogs, der Printzessin, und anderer hohen Interessenten Nahmen nicht genennet, so haben sie doch die Sache dergestalt deutlich beschrieben, daß nicht allein diejenigen, so von der vorseyenden Heyrath Wissenschafft gehabt, leicht gemercket, wer darunter gemeynet, sondern auch andern, so noch nichts davon gewust, supcon und Anlaß zu weiterer Nachforschung gegeben, und nachdem gedachte Predigten continuiret, die Sache gegen das Absehen in wenig Zeit public gemachet worden. Als nun des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit leicht urtheilen können, daß der Hoff-Predi- Herren, so theils der Evangelisch Lutherischen, theils der Reformirten Religion zugethan, dergleichen Heyrath vor ihre resp. Kinder oder niecen gar emsig negotiiret, auch was die Aenderung der Religion betrifft, darinn keine difficultät würden gemachet haben, überdieß auch in verschiedenen deshalb von Lutherischen Theologis gemachten Responsis Beyfall gefunden, der Printzeßn, wie auch dero Fürstlichen Eltern von allen oberzehlten part geben, und nachdem sie bey denenselben eben keine repugnance gefunden, der Sache in so weit ihren Lauff gelassen, daß sie ihres hohen Orts derselben keine Hinderung geben wollen, zumahl da sie davor halten müssen, daß, da diese Heyrath ihro zu einer Zeit proponiret worden, da so viel grosse Herren von beyderseits Evangelischen Religionen selbige wiewohl vergebens ambiret, GOtt, als dessen Wege wunderbar, sich derselben etwan gebrauchen möchte, um ihro eine zeithero durch viele Fatalitäten gedrucktes Hauß wiederum empor zu bringen, es sich auch wohl fügen könnte, daß dieses mit der Zeit ein Mittel sey, wodurch die in denen O. Landen der Evangelischen Religion wegen gedruckte Unterthanen einsten eine mehrere Gewissens Freyheit erlangen könnten. Weiln aber diese Heyrath so fort nicht zum Schluß kommen, sondern annoch auf der Ungewißheit beruhet, so haben des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit nöthig befunden, die gantze Sache zu menagiren, welches auch in soweit reusfiret, daß ungeachtet verschiedene am Hoffe davon Nachricht erlanget, selbige es dennoch geheim gehalten, und sich nicht getrauet, es weiter public zu machen; als aber der Hoff-Prediger und Hoff-Caplan davon Nachricht erhalten, haben sie nicht allein die Printzeßin gar eyffrig zu sprechen gesucht, sondern auch in ihren Predigten scharff gegen die Catholischen loß gezogen, was die Veränderung der Religion vor eine böse Sache sey, und wie übel diejenigen thäten, so andre dazu persuadirten, weitleufftig vorgestellet, dieser letztern consilia mit Ahitophels Rathschlägen verglichen, und ob sie wohl endlich noch so viel Bescheidenheit gehabt, daß sie des Hertzogs, der Printzessin, und anderer hohen Interessenten Nahmen nicht genennet, so haben sie doch die Sache dergestalt deutlich beschrieben, daß nicht allein diejenigen, so von der vorseyenden Heyrath Wissenschafft gehabt, leicht gemercket, wer darunter gemeynet, sondern auch andern, so noch nichts davon gewust, supçon und Anlaß zu weiterer Nachforschung gegeben, und nachdem gedachte Predigten continuiret, die Sache gegen das Absehen in wenig Zeit public gemachet worden. Als nun des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit leicht urtheilen können, daß der Hoff-Predi- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0112" n="104"/> Herren, so theils der Evangelisch Lutherischen, theils der Reformirten Religion zugethan, dergleichen Heyrath vor ihre resp. Kinder oder niecen gar emsig negotiiret, auch was die Aenderung der Religion betrifft, darinn keine difficultät würden gemachet haben, überdieß auch in verschiedenen deshalb von Lutherischen Theologis gemachten Responsis Beyfall gefunden, der Printzeßn, wie auch dero Fürstlichen Eltern von allen oberzehlten part geben, und nachdem sie bey denenselben eben keine repugnance gefunden, der Sache in so weit ihren Lauff gelassen, daß sie ihres hohen Orts derselben keine Hinderung geben wollen, zumahl da sie davor halten müssen, daß, da diese Heyrath ihro zu einer Zeit proponiret worden, da so viel grosse Herren von beyderseits Evangelischen Religionen selbige wiewohl vergebens ambiret, GOtt, als dessen Wege wunderbar, sich derselben etwan gebrauchen möchte, um ihro eine zeithero durch viele Fatalitäten gedrucktes Hauß wiederum empor zu bringen, es sich auch wohl fügen könnte, daß dieses mit der Zeit ein Mittel sey, wodurch die in denen O. Landen der Evangelischen Religion wegen gedruckte Unterthanen einsten eine mehrere Gewissens Freyheit erlangen könnten. Weiln aber diese Heyrath so fort nicht zum Schluß kommen, sondern annoch auf der Ungewißheit beruhet, so haben des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit nöthig befunden, die gantze Sache zu menagiren, welches auch in soweit reusfiret, daß ungeachtet verschiedene am Hoffe davon Nachricht erlanget, selbige es dennoch geheim gehalten, und sich nicht getrauet, es weiter public zu machen; als aber der Hoff-Prediger und Hoff-Caplan davon Nachricht erhalten, haben sie nicht allein die Printzeßin gar eyffrig zu sprechen gesucht, sondern auch in ihren Predigten scharff gegen die Catholischen loß gezogen, was die Veränderung der Religion vor eine böse Sache sey, und wie übel diejenigen thäten, so andre dazu persuadirten, weitleufftig vorgestellet, dieser letztern consilia mit Ahitophels Rathschlägen verglichen, und ob sie wohl endlich noch so viel Bescheidenheit gehabt, daß sie des Hertzogs, der Printzessin, und anderer hohen Interessenten Nahmen nicht genennet, so haben sie doch die Sache dergestalt deutlich beschrieben, daß nicht allein diejenigen, so von der vorseyenden Heyrath Wissenschafft gehabt, leicht gemercket, wer darunter gemeynet, sondern auch andern, so noch nichts davon gewust, supçon und Anlaß zu weiterer Nachforschung gegeben, und nachdem gedachte Predigten continuiret, die Sache gegen das Absehen in wenig Zeit public gemachet worden. Als nun des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit leicht urtheilen können, daß der Hoff-Predi- </p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0112]
Herren, so theils der Evangelisch Lutherischen, theils der Reformirten Religion zugethan, dergleichen Heyrath vor ihre resp. Kinder oder niecen gar emsig negotiiret, auch was die Aenderung der Religion betrifft, darinn keine difficultät würden gemachet haben, überdieß auch in verschiedenen deshalb von Lutherischen Theologis gemachten Responsis Beyfall gefunden, der Printzeßn, wie auch dero Fürstlichen Eltern von allen oberzehlten part geben, und nachdem sie bey denenselben eben keine repugnance gefunden, der Sache in so weit ihren Lauff gelassen, daß sie ihres hohen Orts derselben keine Hinderung geben wollen, zumahl da sie davor halten müssen, daß, da diese Heyrath ihro zu einer Zeit proponiret worden, da so viel grosse Herren von beyderseits Evangelischen Religionen selbige wiewohl vergebens ambiret, GOtt, als dessen Wege wunderbar, sich derselben etwan gebrauchen möchte, um ihro eine zeithero durch viele Fatalitäten gedrucktes Hauß wiederum empor zu bringen, es sich auch wohl fügen könnte, daß dieses mit der Zeit ein Mittel sey, wodurch die in denen O. Landen der Evangelischen Religion wegen gedruckte Unterthanen einsten eine mehrere Gewissens Freyheit erlangen könnten. Weiln aber diese Heyrath so fort nicht zum Schluß kommen, sondern annoch auf der Ungewißheit beruhet, so haben des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit nöthig befunden, die gantze Sache zu menagiren, welches auch in soweit reusfiret, daß ungeachtet verschiedene am Hoffe davon Nachricht erlanget, selbige es dennoch geheim gehalten, und sich nicht getrauet, es weiter public zu machen; als aber der Hoff-Prediger und Hoff-Caplan davon Nachricht erhalten, haben sie nicht allein die Printzeßin gar eyffrig zu sprechen gesucht, sondern auch in ihren Predigten scharff gegen die Catholischen loß gezogen, was die Veränderung der Religion vor eine böse Sache sey, und wie übel diejenigen thäten, so andre dazu persuadirten, weitleufftig vorgestellet, dieser letztern consilia mit Ahitophels Rathschlägen verglichen, und ob sie wohl endlich noch so viel Bescheidenheit gehabt, daß sie des Hertzogs, der Printzessin, und anderer hohen Interessenten Nahmen nicht genennet, so haben sie doch die Sache dergestalt deutlich beschrieben, daß nicht allein diejenigen, so von der vorseyenden Heyrath Wissenschafft gehabt, leicht gemercket, wer darunter gemeynet, sondern auch andern, so noch nichts davon gewust, supçon und Anlaß zu weiterer Nachforschung gegeben, und nachdem gedachte Predigten continuiret, die Sache gegen das Absehen in wenig Zeit public gemachet worden. Als nun des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit leicht urtheilen können, daß der Hoff-Predi-
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/112>, abgerufen am 16.02.2025. |