Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

denBey der an- dern Frage Einwurff wegen des dritten Artickels.soll, müssen noch erst (jetzo nicht zu gedencken, daß ob wohl der Glaube an Christum der Haupt-Grund unserer Seeligkeit sey, wir dannoch nicht weniger an die übrige Glaubens-Lehren auch des 3ten Articuls, als an diesen verbunden seyn, wovon aber Bellarminus vormahls selbst angezeiget, daß in dreyen Glaubens-Lehren des dritten Articuls als von der Christlichen Kirche, Gemeine der Heiligen, und Vergebung der Sünden unsere und die Catholische Kirche einander contradicirten) vorhero noch zwey Umstände wohl zu Gemüthe gezogen, und was dabey sich ereignet, abgelehnet werden.

Dabey in acht zu nehmende Cautel, wegen des Abendmahls.

Der erste Umstand ist, weiln nach der 2. Thess. 3, 2. der Glaube nicht jedermanns Ding, und nicht bloß in einem menschlichen Gedancken bestehen muß, wie solches Lutherus aus dem Joh. I, 13. in seiner Vorrede über die Epistel an die Römer, und auch in seinem Commentario über das 8. Cap. Genes. wie auch in einer Predigt 1573. zu Wittenberg gehalten, vortreflich ausführet, sondern eine göttliche Krafft und Licht ist, welches in eines bußfertigen Hertzen entzündet wird, welches dann dieses mit sich führet, daß man einen Greuel habe, an dem, was GOtt mißfällig ist, und nach der Lehre Esaiae 1. mit der That und Warheit solches abzulegen oder zu fliehen geflissen sey, wo aber ein solcher Sinn sich nicht findet, man sich nach Act. 7. zum Glauben untüchtig machen könne, ob gleich sonst laut Actor. 17. GOtt jedermann fürhält den Glauben, und Christus laut Joh. 1. gerne alle Menschen erleuchten will, und aber bey der Catholischen Lehre noch einiges sich ereignet, welches GOtt sehr mißfällig und dahero abzuthun sehr nöthig, dessen sich aber würcklich theilhafftig zu machen höchst Seelen-schädlich ist, unter welches die Austheilung des H. Abendmahls unter einerley Gestalt wohl zu rechnen seyn würde, massen dasselbe schlechterdings nach den Worten der Einsetzung Christi unter beyderley Gestalt zu nehmen ist; Als hätte eine solche Princesse, wo sie zur Catholischen Religion sich begeben wolte, ihr die Geniessung des H. Abendmahls sub utraque zu praeserviren, welches denn wohl zu erhalten seyn wird, indem es bey den Catholischen wohl mehrern schon zugestanden ist, und der Bischoff von Tina unter Päbstlicher Vollmacht vormahls allen zustehen wolte; Da denn inzwischen einer Dame der würckliche Genuß solcher beyderley Gestalten, unter welchen es der HERR eingesetzt hat, genug seyn mag, und hingegen denen Doctoribus es auszumachen, überzulassen hätte: Ob aus Nothwendigkeit der Einsetzung Christi, oder Dispensation des Pabsts solches geschehen müsse.

denBey der an- dern Frage Einwurff wegen des dritten Artickels.soll, müssen noch erst (jetzo nicht zu gedencken, daß ob wohl der Glaube an Christum der Haupt-Grund unserer Seeligkeit sey, wir dannoch nicht weniger an die übrige Glaubens-Lehren auch des 3ten Articuls, als an diesen verbunden seyn, wovon aber Bellarminus vormahls selbst angezeiget, daß in dreyen Glaubens-Lehren des dritten Articuls als von der Christlichen Kirche, Gemeine der Heiligen, und Vergebung der Sünden unsere und die Catholische Kirche einander contradicirten) vorhero noch zwey Umstände wohl zu Gemüthe gezogen, und was dabey sich ereignet, abgelehnet werden.

Dabey in acht zu nehmende Cautel, wegen des Abendmahls.

Der erste Umstand ist, weiln nach der 2. Thess. 3, 2. der Glaube nicht jedermanns Ding, und nicht bloß in einem menschlichen Gedancken bestehen muß, wie solches Lutherus aus dem Joh. I, 13. in seiner Vorrede über die Epistel an die Römer, und auch in seinem Commentario über das 8. Cap. Genes. wie auch in einer Predigt 1573. zu Wittenberg gehalten, vortreflich ausführet, sondern eine göttliche Krafft und Licht ist, welches in eines bußfertigen Hertzen entzündet wird, welches dann dieses mit sich führet, daß man einen Greuel habe, an dem, was GOtt mißfällig ist, und nach der Lehre Esaiae 1. mit der That und Warheit solches abzulegen oder zu fliehen geflissen sey, wo aber ein solcher Sinn sich nicht findet, man sich nach Act. 7. zum Glauben untüchtig machen könne, ob gleich sonst laut Actor. 17. GOtt jedermann fürhält den Glauben, und Christus laut Joh. 1. gerne alle Menschen erleuchten will, und aber bey der Catholischen Lehre noch einiges sich ereignet, welches GOtt sehr mißfällig und dahero abzuthun sehr nöthig, dessen sich aber würcklich theilhafftig zu machen höchst Seelen-schädlich ist, unter welches die Austheilung des H. Abendmahls unter einerley Gestalt wohl zu rechnen seyn würde, massen dasselbe schlechterdings nach den Worten der Einsetzung Christi unter beyderley Gestalt zu nehmen ist; Als hätte eine solche Princesse, wo sie zur Catholischen Religion sich begeben wolte, ihr die Geniessung des H. Abendmahls sub utraque zu praeserviren, welches denn wohl zu erhalten seyn wird, indem es bey den Catholischen wohl mehrern schon zugestanden ist, und der Bischoff von Tina unter Päbstlicher Vollmacht vormahls allen zustehen wolte; Da denn inzwischen einer Dame der würckliche Genuß solcher beyderley Gestalten, unter welchen es der HERR eingesetzt hat, genug seyn mag, und hingegen denen Doctoribus es auszumachen, überzulassen hätte: Ob aus Nothwendigkeit der Einsetzung Christi, oder Dispensation des Pabsts solches geschehen müsse.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0040" n="32"/>
den<note place="right">Bey der an-</note>                      <note place="left">dern Frage Einwurff wegen des dritten Artickels.</note>soll,                      müssen noch erst (jetzo nicht zu gedencken, daß ob wohl der Glaube an Christum                      der Haupt-Grund unserer Seeligkeit sey, wir dannoch nicht weniger an die übrige                      Glaubens-Lehren auch des 3ten Articuls, als an diesen verbunden seyn, wovon aber                      Bellarminus vormahls selbst angezeiget, daß in dreyen Glaubens-Lehren des                      dritten Articuls als von der Christlichen Kirche, Gemeine der Heiligen, und                      Vergebung der Sünden unsere und die Catholische Kirche einander contradicirten)                      vorhero noch zwey Umstände wohl zu Gemüthe gezogen, und was dabey sich ereignet,                      abgelehnet werden.</p>
        <note place="left">Dabey in acht zu nehmende Cautel, wegen des Abendmahls.</note>
        <p>Der erste Umstand ist, weiln nach der 2. Thess. 3, 2. der Glaube nicht jedermanns                      Ding, und nicht bloß in einem menschlichen Gedancken bestehen muß, wie solches                      Lutherus aus dem Joh. I, 13. in seiner Vorrede über die Epistel an die Römer,                      und auch in seinem Commentario über das 8. Cap. Genes. wie auch in einer Predigt                      1573. zu Wittenberg gehalten, vortreflich ausführet, sondern eine göttliche                      Krafft und Licht ist, welches in eines bußfertigen Hertzen entzündet wird,                      welches dann dieses mit sich führet, daß man einen Greuel habe, an dem, was GOtt                      mißfällig ist, und nach der Lehre Esaiae 1. mit der That und Warheit solches                      abzulegen oder zu fliehen geflissen sey, wo aber ein solcher Sinn sich nicht                      findet, man sich nach Act. 7. zum Glauben untüchtig machen könne, ob gleich                      sonst laut Actor. 17. GOtt jedermann fürhält den Glauben, und Christus laut Joh.                      1. gerne alle Menschen erleuchten will, und aber bey der Catholischen Lehre noch                      einiges sich ereignet, welches GOtt sehr mißfällig und dahero abzuthun sehr                      nöthig, dessen sich aber würcklich theilhafftig zu machen höchst                      Seelen-schädlich ist, unter welches die Austheilung des H. Abendmahls unter                      einerley Gestalt wohl zu rechnen seyn würde, massen dasselbe schlechterdings                      nach den Worten der Einsetzung Christi unter beyderley Gestalt zu nehmen ist;                      Als hätte eine solche Princesse, wo sie zur Catholischen Religion sich begeben                      wolte, ihr die Geniessung des H. Abendmahls sub utraque zu praeserviren, welches                      denn wohl zu erhalten seyn wird, indem es bey den Catholischen wohl mehrern                      schon zugestanden ist, und der Bischoff von Tina unter Päbstlicher Vollmacht                      vormahls allen zustehen wolte; Da denn inzwischen einer Dame der würckliche                      Genuß solcher beyderley Gestalten, unter welchen es der HERR eingesetzt hat,                      genug seyn mag, und hingegen denen Doctoribus es auszumachen, überzulassen                      hätte: Ob aus Nothwendigkeit der Einsetzung Christi, oder Dispensation des                      Pabsts solches geschehen müsse.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0040] den soll, müssen noch erst (jetzo nicht zu gedencken, daß ob wohl der Glaube an Christum der Haupt-Grund unserer Seeligkeit sey, wir dannoch nicht weniger an die übrige Glaubens-Lehren auch des 3ten Articuls, als an diesen verbunden seyn, wovon aber Bellarminus vormahls selbst angezeiget, daß in dreyen Glaubens-Lehren des dritten Articuls als von der Christlichen Kirche, Gemeine der Heiligen, und Vergebung der Sünden unsere und die Catholische Kirche einander contradicirten) vorhero noch zwey Umstände wohl zu Gemüthe gezogen, und was dabey sich ereignet, abgelehnet werden. Bey der an- dern Frage Einwurff wegen des dritten Artickels. Der erste Umstand ist, weiln nach der 2. Thess. 3, 2. der Glaube nicht jedermanns Ding, und nicht bloß in einem menschlichen Gedancken bestehen muß, wie solches Lutherus aus dem Joh. I, 13. in seiner Vorrede über die Epistel an die Römer, und auch in seinem Commentario über das 8. Cap. Genes. wie auch in einer Predigt 1573. zu Wittenberg gehalten, vortreflich ausführet, sondern eine göttliche Krafft und Licht ist, welches in eines bußfertigen Hertzen entzündet wird, welches dann dieses mit sich führet, daß man einen Greuel habe, an dem, was GOtt mißfällig ist, und nach der Lehre Esaiae 1. mit der That und Warheit solches abzulegen oder zu fliehen geflissen sey, wo aber ein solcher Sinn sich nicht findet, man sich nach Act. 7. zum Glauben untüchtig machen könne, ob gleich sonst laut Actor. 17. GOtt jedermann fürhält den Glauben, und Christus laut Joh. 1. gerne alle Menschen erleuchten will, und aber bey der Catholischen Lehre noch einiges sich ereignet, welches GOtt sehr mißfällig und dahero abzuthun sehr nöthig, dessen sich aber würcklich theilhafftig zu machen höchst Seelen-schädlich ist, unter welches die Austheilung des H. Abendmahls unter einerley Gestalt wohl zu rechnen seyn würde, massen dasselbe schlechterdings nach den Worten der Einsetzung Christi unter beyderley Gestalt zu nehmen ist; Als hätte eine solche Princesse, wo sie zur Catholischen Religion sich begeben wolte, ihr die Geniessung des H. Abendmahls sub utraque zu praeserviren, welches denn wohl zu erhalten seyn wird, indem es bey den Catholischen wohl mehrern schon zugestanden ist, und der Bischoff von Tina unter Päbstlicher Vollmacht vormahls allen zustehen wolte; Da denn inzwischen einer Dame der würckliche Genuß solcher beyderley Gestalten, unter welchen es der HERR eingesetzt hat, genug seyn mag, und hingegen denen Doctoribus es auszumachen, überzulassen hätte: Ob aus Nothwendigkeit der Einsetzung Christi, oder Dispensation des Pabsts solches geschehen müsse.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/40
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/40>, abgerufen am 23.11.2024.