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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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hardi confessio catholica, welcher Autor in allen Articuln, auch so gar in den Streit-Fragen gnugsame und deutliche testimonia veritatis mitten aus den Päbstischen Büchern öffentlich darleget. [fremdsprachliches Material].) Endlich so wollen gern die itzigen Papisten fast in allen streitigen Articuln den statum controversiae viel anders formiren, als beym Bellarmino und Becano zu finden. Sie suchen in allen die moderatesten Expressionen, wovon man itzt gantze Bücher, die von ihrer Seite herauskommen, nachlesen mag. Mentem nostram, sagte einsmahl ein gewisser Pater, in plerisque non recte percipitis, ut habeatis, contra quod facilius disputetis. Was aber von solchen nähern Explicationen zu halten sey, ist schon droben Obs. 1. über dieser Frage vor Augen gestellet. Obs. 3. Aus diesem allen ziehet man abermahl nachfolgende wichtige Consequentien. [fremdsprachliches Material].) Daß GOTT durch das Wort, so von einem Römischen Lehrer von tüchtiger Dexterität geprediget wird, mit seinem Geiste kräfftig sey, und vielleicht offtmahl durchdringender und mächtiger, als bey andern würcke, damit die zwischen lauffende Stoppeln ausgebrannt werden, und nur das Silber und Gold zum Trost der Seelen übrig bleibe. Man erweiset es 1.) aus dem Dicto Matth. 23. v. 2. seq. Auf Mosis Stuhl sitzen sie. Was sie euch sagen, (nehmlich aus dem Mose) das ihr halten sollet, das haltet. 2.) Paulus freuet sich darüber und ist gerne zufrieden, auch mit denen die Christum predigen aus Zanck und nicht lauter. Phil. 1. v. 14. seq. [fremdsprachliches Material].) Daß auch die andern Beneficia der sichtbaren Versammlung in Römischer Kirche verbleiben, die Thesi XIII. erzehlet sind. Den vollen Beweiß dieser Consequence kan man schon droben finden Thesi XIIX. Es hindert hieran nicht, daß die Römische Kirche sich durch heßliche Abusus verdorben hat. Der Menschen Unglaube kan GOttes Glauben nicht aufheben. Rom. 3. v. 3. [fremdsprachliches Material].) Also subsumiret man aus der Thesi XIII. daß die von ihren Geistlichen verrichtete Tauffe und gesprochene Absolution eine volle Krafft habe, daß man die von ihnen zu uns tretende Prediger nicht noch einmahl ordiniren, so wenig als ihre Kinder noch einmahl tauffen müsse. Sie verrichteten aber diese Dinge nicht aus einer vom Pabst dependirenden Macht, sondern als Ministri Ecclesiae universalis. Es hindert nichts, daß man sagen wolte, wenn dem so wäre, so würden die Anathemata der Römischen Kirchen uns treffen, denn 1.) der Binde-Schlüssel ist nicht gegeben, gantze Gemeinen, sondern eintzele Personen, wenn es nöthig ist, damit zu binden, kan also dieser Mißbrauch nichts schaden denen, die von solchen Bann getroffen werden, denn der Schlüssel hat weiter keine Krafft, als so fern man

hardi confessio catholica, welcher Autor in allen Articuln, auch so gar in den Streit-Fragen gnugsame und deutliche testimonia veritatis mitten aus den Päbstischen Büchern öffentlich darleget. [fremdsprachliches Material].) Endlich so wollen gern die itzigen Papisten fast in allen streitigen Articuln den statum controversiae viel anders formiren, als beym Bellarmino und Becano zu finden. Sie suchen in allen die moderatesten Expressionen, wovon man itzt gantze Bücher, die von ihrer Seite herauskommen, nachlesen mag. Mentem nostram, sagte einsmahl ein gewisser Pater, in plerisque non recte percipitis, ut habeatis, contra quod facilius disputetis. Was aber von solchen nähern Explicationen zu halten sey, ist schon droben Obs. 1. über dieser Frage vor Augen gestellet. Obs. 3. Aus diesem allen ziehet man abermahl nachfolgende wichtige Consequentien. [fremdsprachliches Material].) Daß GOTT durch das Wort, so von einem Römischen Lehrer von tüchtiger Dexterität geprediget wird, mit seinem Geiste kräfftig sey, und vielleicht offtmahl durchdringender und mächtiger, als bey andern würcke, damit die zwischen lauffende Stoppeln ausgebrannt werden, und nur das Silber und Gold zum Trost der Seelen übrig bleibe. Man erweiset es 1.) aus dem Dicto Matth. 23. v. 2. seq. Auf Mosis Stuhl sitzen sie. Was sie euch sagen, (nehmlich aus dem Mose) das ihr halten sollet, das haltet. 2.) Paulus freuet sich darüber und ist gerne zufrieden, auch mit denen die Christum predigen aus Zanck und nicht lauter. Phil. 1. v. 14. seq. [fremdsprachliches Material].) Daß auch die andern Beneficia der sichtbaren Versammlung in Römischer Kirche verbleiben, die Thesi XIII. erzehlet sind. Den vollen Beweiß dieser Consequence kan man schon droben finden Thesi XIIX. Es hindert hieran nicht, daß die Römische Kirche sich durch heßliche Abusus verdorben hat. Der Menschen Unglaube kan GOttes Glauben nicht aufheben. Rom. 3. v. 3. [fremdsprachliches Material].) Also subsumiret man aus der Thesi XIII. daß die von ihren Geistlichen verrichtete Tauffe und gesprochene Absolution eine volle Krafft habe, daß man die von ihnen zu uns tretende Prediger nicht noch einmahl ordiniren, so wenig als ihre Kinder noch einmahl tauffen müsse. Sie verrichteten aber diese Dinge nicht aus einer vom Pabst dependirenden Macht, sondern als Ministri Ecclesiae universalis. Es hindert nichts, daß man sagen wolte, wenn dem so wäre, so würden die Anathemata der Römischen Kirchen uns treffen, denn 1.) der Binde-Schlüssel ist nicht gegeben, gantze Gemeinen, sondern eintzele Personen, wenn es nöthig ist, damit zu binden, kan also dieser Mißbrauch nichts schaden denen, die von solchen Bann getroffen werden, denn der Schlüssel hat weiter keine Krafft, als so fern man

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[73/0081] hardi confessio catholica, welcher Autor in allen Articuln, auch so gar in den Streit-Fragen gnugsame und deutliche testimonia veritatis mitten aus den Päbstischen Büchern öffentlich darleget. _ .) Endlich so wollen gern die itzigen Papisten fast in allen streitigen Articuln den statum controversiae viel anders formiren, als beym Bellarmino und Becano zu finden. Sie suchen in allen die moderatesten Expressionen, wovon man itzt gantze Bücher, die von ihrer Seite herauskommen, nachlesen mag. Mentem nostram, sagte einsmahl ein gewisser Pater, in plerisque non recte percipitis, ut habeatis, contra quod facilius disputetis. Was aber von solchen nähern Explicationen zu halten sey, ist schon droben Obs. 1. über dieser Frage vor Augen gestellet. Obs. 3. Aus diesem allen ziehet man abermahl nachfolgende wichtige Consequentien. _ .) Daß GOTT durch das Wort, so von einem Römischen Lehrer von tüchtiger Dexterität geprediget wird, mit seinem Geiste kräfftig sey, und vielleicht offtmahl durchdringender und mächtiger, als bey andern würcke, damit die zwischen lauffende Stoppeln ausgebrannt werden, und nur das Silber und Gold zum Trost der Seelen übrig bleibe. Man erweiset es 1.) aus dem Dicto Matth. 23. v. 2. seq. Auf Mosis Stuhl sitzen sie. Was sie euch sagen, (nehmlich aus dem Mose) das ihr halten sollet, das haltet. 2.) Paulus freuet sich darüber und ist gerne zufrieden, auch mit denen die Christum predigen aus Zanck und nicht lauter. Phil. 1. v. 14. seq. _ .) Daß auch die andern Beneficia der sichtbaren Versammlung in Römischer Kirche verbleiben, die Thesi XIII. erzehlet sind. Den vollen Beweiß dieser Consequence kan man schon droben finden Thesi XIIX. Es hindert hieran nicht, daß die Römische Kirche sich durch heßliche Abusus verdorben hat. Der Menschen Unglaube kan GOttes Glauben nicht aufheben. Rom. 3. v. 3. _ .) Also subsumiret man aus der Thesi XIII. daß die von ihren Geistlichen verrichtete Tauffe und gesprochene Absolution eine volle Krafft habe, daß man die von ihnen zu uns tretende Prediger nicht noch einmahl ordiniren, so wenig als ihre Kinder noch einmahl tauffen müsse. Sie verrichteten aber diese Dinge nicht aus einer vom Pabst dependirenden Macht, sondern als Ministri Ecclesiae universalis. Es hindert nichts, daß man sagen wolte, wenn dem so wäre, so würden die Anathemata der Römischen Kirchen uns treffen, denn 1.) der Binde-Schlüssel ist nicht gegeben, gantze Gemeinen, sondern eintzele Personen, wenn es nöthig ist, damit zu binden, kan also dieser Mißbrauch nichts schaden denen, die von solchen Bann getroffen werden, denn der Schlüssel hat weiter keine Krafft, als so fern man

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/81>, abgerufen am 21.11.2024.