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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

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sein schnurbärtiger Führer wendete mit seinen
vier Schimmeln in vollem Trabe um, daß der
Magister, mit verzerrtem Gesichte, eilig wie-
der zurück sprang. Mit majestätischem An-
stande stieg nun die einnehmende Willhelmine
von dem sammtenen Sitze. Zum ersten-
male -- aber auch zum letzten, verrieth sich
der kleine vorgestreckte Fuß bis an die Höhe
des gestickten Strumpfbandes; denn so bald
sie ausgesliegen war, umrauschte ein buntfar-
biger Stoff die verdeckten Schönheiten. Ei-
ne schneeweiße türkische Feder blähte sich auf
ihre gekräuselten Haare, und bog sich neugie-
rig über ihren wallenden Busen, der unter
den feinen Spitzen aus Brabant hervorblickte,
wie der volle Mond hinter den Sprößlingen
eines jungen Orangenwäldchens. Nach ihr
sprang der ansehnliche Hofmarschall unter die
Menge der erstaunten Bauern, die heute Ar-
beit und Tagelohn vergaßen, um das Fest ihres
Hirten zu begaffen. Ein gewässertes Band
hieng schief über den Lazurblauen Sammt sei-

nes

ſein ſchnurbaͤrtiger Fuͤhrer wendete mit ſeinen
vier Schimmeln in vollem Trabe um, daß der
Magiſter, mit verzerrtem Geſichte, eilig wie-
der zuruͤck ſprang. Mit majeſtaͤtiſchem An-
ſtande ſtieg nun die einnehmende Willhelmine
von dem ſammtenen Sitze. Zum erſten-
male — aber auch zum letzten, verrieth ſich
der kleine vorgeſtreckte Fuß bis an die Hoͤhe
des geſtickten Strumpfbandes; denn ſo bald
ſie ausgeſliegen war, umrauſchte ein buntfar-
biger Stoff die verdeckten Schoͤnheiten. Ei-
ne ſchneeweiße tuͤrkiſche Feder blaͤhte ſich auf
ihre gekraͤuſelten Haare, und bog ſich neugie-
rig uͤber ihren wallenden Buſen, der unter
den feinen Spitzen aus Brabant hervorblickte,
wie der volle Mond hinter den Sproͤßlingen
eines jungen Orangenwaͤldchens. Nach ihr
ſprang der anſehnliche Hofmarſchall unter die
Menge der erſtaunten Bauern, die heute Ar-
beit und Tagelohn vergaßen, um das Feſt ihres
Hirten zu begaffen. Ein gewaͤſſertes Band
hieng ſchief uͤber den Lazurblauen Sammt ſei-

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[66/0070] ſein ſchnurbaͤrtiger Fuͤhrer wendete mit ſeinen vier Schimmeln in vollem Trabe um, daß der Magiſter, mit verzerrtem Geſichte, eilig wie- der zuruͤck ſprang. Mit majeſtaͤtiſchem An- ſtande ſtieg nun die einnehmende Willhelmine von dem ſammtenen Sitze. Zum erſten- male — aber auch zum letzten, verrieth ſich der kleine vorgeſtreckte Fuß bis an die Hoͤhe des geſtickten Strumpfbandes; denn ſo bald ſie ausgeſliegen war, umrauſchte ein buntfar- biger Stoff die verdeckten Schoͤnheiten. Ei- ne ſchneeweiße tuͤrkiſche Feder blaͤhte ſich auf ihre gekraͤuſelten Haare, und bog ſich neugie- rig uͤber ihren wallenden Buſen, der unter den feinen Spitzen aus Brabant hervorblickte, wie der volle Mond hinter den Sproͤßlingen eines jungen Orangenwaͤldchens. Nach ihr ſprang der anſehnliche Hofmarſchall unter die Menge der erſtaunten Bauern, die heute Ar- beit und Tagelohn vergaßen, um das Feſt ihres Hirten zu begaffen. Ein gewaͤſſertes Band hieng ſchief uͤber den Lazurblauen Sammt ſei- nes

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Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/70>, abgerufen am 22.12.2024.