Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.tigkeit. Fände es sich z. B. daß die Produktion der Obgleich unsere bisherigen Untersuchungen das Re- a. Wenn auch die jetzige hohe Nutzung der feinen tigkeit. Faͤnde es ſich z. B. daß die Produktion der Obgleich unſere bisherigen Unterſuchungen das Re- a. Wenn auch die jetzige hohe Nutzung der feinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0242" n="228"/> tigkeit. Faͤnde es ſich z. B. daß die Produktion der<lb/> Wolle von der hoͤchſten Qualitaͤt an gewiſſe Gegenden<lb/> oder gar an einzelne Guͤter gebunden waͤre: ſo wuͤrden<lb/> dieſe Gegenden oder dieſe Guͤter, eben ſo wie die Wein-<lb/> berge, die einen ausgezeichnet ſchoͤnen Wein liefern, ſtets<lb/> eine hohe Rente abwerfen, weil die Hervorbringung dieſer<lb/> Wollgattung dann nicht willkuͤrlich vermehrt werden koͤnnte.</p><lb/> <p>Obgleich unſere bisherigen Unterſuchungen das Re-<lb/> ſultat gegeben haben, daß, wenn einſt die Seltenheit der<lb/> feinen Heerden aufgehoͤrt hat, und die Wollproduktion<lb/> mit dem Bedarf in Gleichgewicht getreten iſt, die feinen<lb/> Schaͤfereien dann einen mindern Ertrag als die Kuͤhe<lb/> und vielleicht gar einen geringern Ertrag als die groben<lb/> Schaͤfereien geben werden: ſo darf uns dies, aus mehre-<lb/> ren Gruͤnden, doch nicht von den fernern Beſtrebungen<lb/> zur Veredlung und Verbeſſerung unſerer Heerden abhalten.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">a.</hi> Wenn auch die jetzige hohe Nutzung der feinen<lb/> Schaͤfereien nur waͤhrend der Uebergangsperiode ſtatt fin-<lb/> det, und aufhoͤrt, ſo bald der beharrende Zuſtand einge-<lb/> treten iſt: ſo erfordert doch, wie die Erfahrung bereits<lb/> gelehrt hat, dieſer Uebergang einen ſehr langen Zeitraum.<lb/> Sachſen hat nun ſchon ſeit 60 Jahren, das uͤbrige oͤſtliche<lb/> Deutſchland ſeit ungefaͤhr 30 Jahren die Fruͤchte dieſes<lb/> Uebergangs genoſſen, und leicht moͤglich koͤnnen noch 30<lb/> Jahre verfließen, ehe dieſer Uebergang ganz vollendet iſt.<lb/> Denn eines Theils wird mit dem Sinken der Wollpreiſe<lb/> der Verbrauch der wollenen Waaren noch immer zuneh-<lb/> men, die Nachfrage nach feiner Wolle wird alſo noch<lb/> wachſen, und wird ſelbſt durch die ſteigende Produktion<lb/> noch nicht ſobald befriedigt werden; andern Theils wird<lb/> durch die vielen Fehler, die bisher bei den Kreuzungen<lb/> der Heerden gemacht ſind, und die auch ferner wohl nicht<lb/> ausbleiben werden, die Vermehrung der hochfeinen Schafe<lb/> gar ſehr verzoͤgert.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [228/0242]
tigkeit. Faͤnde es ſich z. B. daß die Produktion der
Wolle von der hoͤchſten Qualitaͤt an gewiſſe Gegenden
oder gar an einzelne Guͤter gebunden waͤre: ſo wuͤrden
dieſe Gegenden oder dieſe Guͤter, eben ſo wie die Wein-
berge, die einen ausgezeichnet ſchoͤnen Wein liefern, ſtets
eine hohe Rente abwerfen, weil die Hervorbringung dieſer
Wollgattung dann nicht willkuͤrlich vermehrt werden koͤnnte.
Obgleich unſere bisherigen Unterſuchungen das Re-
ſultat gegeben haben, daß, wenn einſt die Seltenheit der
feinen Heerden aufgehoͤrt hat, und die Wollproduktion
mit dem Bedarf in Gleichgewicht getreten iſt, die feinen
Schaͤfereien dann einen mindern Ertrag als die Kuͤhe
und vielleicht gar einen geringern Ertrag als die groben
Schaͤfereien geben werden: ſo darf uns dies, aus mehre-
ren Gruͤnden, doch nicht von den fernern Beſtrebungen
zur Veredlung und Verbeſſerung unſerer Heerden abhalten.
a. Wenn auch die jetzige hohe Nutzung der feinen
Schaͤfereien nur waͤhrend der Uebergangsperiode ſtatt fin-
det, und aufhoͤrt, ſo bald der beharrende Zuſtand einge-
treten iſt: ſo erfordert doch, wie die Erfahrung bereits
gelehrt hat, dieſer Uebergang einen ſehr langen Zeitraum.
Sachſen hat nun ſchon ſeit 60 Jahren, das uͤbrige oͤſtliche
Deutſchland ſeit ungefaͤhr 30 Jahren die Fruͤchte dieſes
Uebergangs genoſſen, und leicht moͤglich koͤnnen noch 30
Jahre verfließen, ehe dieſer Uebergang ganz vollendet iſt.
Denn eines Theils wird mit dem Sinken der Wollpreiſe
der Verbrauch der wollenen Waaren noch immer zuneh-
men, die Nachfrage nach feiner Wolle wird alſo noch
wachſen, und wird ſelbſt durch die ſteigende Produktion
noch nicht ſobald befriedigt werden; andern Theils wird
durch die vielen Fehler, die bisher bei den Kreuzungen
der Heerden gemacht ſind, und die auch ferner wohl nicht
ausbleiben werden, die Vermehrung der hochfeinen Schafe
gar ſehr verzoͤgert.
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