Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.miren, aber Bevölkerung und Konsumtion werden dann Diesem gemäß finden wir auch in der Wirklichkeit Ein Getreidemangel, selbst eine Hungersnoth in Wir finden in unsern Tagen bei allen europäischen Daß nun der Ackerbau durch hohe Getreidepreise miren, aber Bevoͤlkerung und Konſumtion werden dann Dieſem gemaͤß finden wir auch in der Wirklichkeit Ein Getreidemangel, ſelbſt eine Hungersnoth in Wir finden in unſern Tagen bei allen europaͤiſchen Daß nun der Ackerbau durch hohe Getreidepreiſe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0281" n="267"/> miren, aber Bevoͤlkerung und Konſumtion werden dann<lb/> raſch zunehmen, die kultivirte Ebene muß ſich dann er-<lb/> weitern, mit der Erweiterung ſteigt der Lieferungspreis<lb/> und ſteigt bis dahin, daß er mit dem Preiſe, den das<lb/> Volk zahlen kann, zuſammenfaͤllt.</p><lb/> <p>Dieſem gemaͤß finden wir auch in der Wirklichkeit<lb/> in allen reichen Laͤndern hohe, und in allen armen Laͤn-<lb/> dern niedrige Kornpreiſe.</p><lb/> <p>Ein Getreidemangel, ſelbſt eine Hungersnoth in<lb/> dem noͤrdlichen Norwegen bringt keine hohen Kornpreiſe<lb/> weder in den uͤbrigen europaͤiſchen Laͤndern, noch in Nor-<lb/> wegen ſelbſt hervor, weil das Volk zu arm iſt um hohe<lb/> Preiſe bezahlen zu koͤnnen. Dagegen ſteigert ein maͤßiger<lb/> Kornbedarf in London den Getreidepreis durch ganz Eu-<lb/> ropa, und aus allen Haͤfen des Kontinents eilen dann<lb/> Schiffe mit Getreide nach dieſem Weltmarkt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Wir finden in unſern Tagen bei allen europaͤiſchen<lb/> Staaten ein Streben, durch hohe Zoͤlle oder durch gaͤnz-<lb/> liche Einfuhrverbote, das fremde Getreide vom inlaͤn-<lb/> diſchen Markt zu entfernen, um durch kuͤnſtlich erzeugte<lb/> hohe Preiſe den inlaͤndiſchen Ackerbau zu heben.</p><lb/> <p>Daß nun der Ackerbau durch hohe Getreidepreiſe<lb/> intenſive und extenſive gehoben wird, iſt voͤllig begruͤndet<lb/> und geht auch aus allen unſern bisherigen Unterſuchun-<lb/> gen hervor; aber man hat es uͤberſehen, daß, wenn man<lb/> hohe Getreidepreiſe erzwingen will, man auch zugleich<lb/> das Volk reich machen muß, um dieſe hohen Preiſe zah-<lb/> len zu koͤnnen. Geſchieht dies nicht gleichzeitig, ſo iſt<lb/> die Erhoͤhung des Getreidepreiſes nur von kurzer Dauer,<lb/> und der Preis ſinkt dann nach einigen Jahren wieder, ſo<lb/> weit bis er mit den Zahlmitteln der Konſumenten im<lb/> Gleichgewicht iſt. Durch die kuͤnſtliche Steigerung der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [267/0281]
miren, aber Bevoͤlkerung und Konſumtion werden dann
raſch zunehmen, die kultivirte Ebene muß ſich dann er-
weitern, mit der Erweiterung ſteigt der Lieferungspreis
und ſteigt bis dahin, daß er mit dem Preiſe, den das
Volk zahlen kann, zuſammenfaͤllt.
Dieſem gemaͤß finden wir auch in der Wirklichkeit
in allen reichen Laͤndern hohe, und in allen armen Laͤn-
dern niedrige Kornpreiſe.
Ein Getreidemangel, ſelbſt eine Hungersnoth in
dem noͤrdlichen Norwegen bringt keine hohen Kornpreiſe
weder in den uͤbrigen europaͤiſchen Laͤndern, noch in Nor-
wegen ſelbſt hervor, weil das Volk zu arm iſt um hohe
Preiſe bezahlen zu koͤnnen. Dagegen ſteigert ein maͤßiger
Kornbedarf in London den Getreidepreis durch ganz Eu-
ropa, und aus allen Haͤfen des Kontinents eilen dann
Schiffe mit Getreide nach dieſem Weltmarkt.
Wir finden in unſern Tagen bei allen europaͤiſchen
Staaten ein Streben, durch hohe Zoͤlle oder durch gaͤnz-
liche Einfuhrverbote, das fremde Getreide vom inlaͤn-
diſchen Markt zu entfernen, um durch kuͤnſtlich erzeugte
hohe Preiſe den inlaͤndiſchen Ackerbau zu heben.
Daß nun der Ackerbau durch hohe Getreidepreiſe
intenſive und extenſive gehoben wird, iſt voͤllig begruͤndet
und geht auch aus allen unſern bisherigen Unterſuchun-
gen hervor; aber man hat es uͤberſehen, daß, wenn man
hohe Getreidepreiſe erzwingen will, man auch zugleich
das Volk reich machen muß, um dieſe hohen Preiſe zah-
len zu koͤnnen. Geſchieht dies nicht gleichzeitig, ſo iſt
die Erhoͤhung des Getreidepreiſes nur von kurzer Dauer,
und der Preis ſinkt dann nach einigen Jahren wieder, ſo
weit bis er mit den Zahlmitteln der Konſumenten im
Gleichgewicht iſt. Durch die kuͤnſtliche Steigerung der
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