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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Zweyte Abtheilung. Erster Abschnitt.
haber, der hernach am Lande nur als Sergeant diente,
wie dies allezeit so gebräuchlich ist.

In meinem Vaterlande stand jetzt der schönste
Frühling bevor; hier auf der Süd-Seite des Aequators
aber näherte sich im Gegentheil der Winter. In meh-
reren Monathen konnte ich also noch nicht mit Nutzen die
inneren Gegenden des Landes durchreisen, sondern mußte
dazu den Anfang des Septembers abwarten. Die Zwi-
schenzeit glaubte ich nicht besser anwenden zu können, als
wenn ich die hiesigen Einrichtungen, besonders die Verfas-
sung der Compagnie kennen zu lernen suchte; die Ge-
wächse und Thiere in der Nähe der Stadt, und die nächsten
Gebirge mir genauer bekannt machte, und kleine Reisen in
demjenigen Lande vornähme, welches ich künftig ganz zu
durchwandern und mit Aufmerksamkeit zu besehen und zu
untersuchen hoffte.

Das Vorgebirge der guten Hoffnung ist die äußer-
ste Landspitze, nicht nur des südlichen Afrika, sondern
der ganzen alten südlichen Welt, und unter allen Vor-
gebirgen oder Landspitzen in der ganzen Welt das be-
rühmteste und vornehmste. Bartholomäus Dias, ein
Portugiese, war bekanntlich der erste, welcher es im Jahr
1487 entdeckte, und König Emanuel gab ihm den Nah-
men, welchen es noch jetzt führt: Vasco de Gama be-
suchte es zum andernmahl 1497, und zwar auf Befehl
eben dieses Königs. Den von de la Caille angestellten
Beobachtungen zufolge liegt es unter dem 33. Grade und
35 Minuten südlicher Breite, und dem 35. Grade und
2 Minuten der Länge.

Der Fuß der Berge oder Anhöhen um die Stadt
besteht aus rothgeflammter Lehmerde. Diese Farbe rührt
daher, daß das Wasser in den Ritzen herunterfließt, und
dieselben mit der eisenartigen Säure, welche es enthält,

auf

Zweyte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
haber, der hernach am Lande nur als Sergeant diente,
wie dies allezeit ſo gebraͤuchlich iſt.

In meinem Vaterlande ſtand jetzt der ſchoͤnſte
Fruͤhling bevor; hier auf der Suͤd-Seite des Aequators
aber naͤherte ſich im Gegentheil der Winter. In meh-
reren Monathen konnte ich alſo noch nicht mit Nutzen die
inneren Gegenden des Landes durchreiſen, ſondern mußte
dazu den Anfang des Septembers abwarten. Die Zwi-
ſchenzeit glaubte ich nicht beſſer anwenden zu koͤnnen, als
wenn ich die hieſigen Einrichtungen, beſonders die Verfaſ-
ſung der Compagnie kennen zu lernen ſuchte; die Ge-
waͤchſe und Thiere in der Naͤhe der Stadt, und die naͤchſten
Gebirge mir genauer bekannt machte, und kleine Reiſen in
demjenigen Lande vornaͤhme, welches ich kuͤnftig ganz zu
durchwandern und mit Aufmerkſamkeit zu beſehen und zu
unterſuchen hoffte.

Das Vorgebirge der guten Hoffnung iſt die aͤußer-
ſte Landſpitze, nicht nur des ſuͤdlichen Afrika, ſondern
der ganzen alten ſuͤdlichen Welt, und unter allen Vor-
gebirgen oder Landſpitzen in der ganzen Welt das be-
ruͤhmteſte und vornehmſte. Bartholomaͤus Dias, ein
Portugieſe, war bekanntlich der erſte, welcher es im Jahr
1487 entdeckte, und Koͤnig Emanuel gab ihm den Nah-
men, welchen es noch jetzt fuͤhrt: Vaſco de Gama be-
ſuchte es zum andernmahl 1497, und zwar auf Befehl
eben dieſes Koͤnigs. Den von de la Caille angeſtellten
Beobachtungen zufolge liegt es unter dem 33. Grade und
35 Minuten ſuͤdlicher Breite, und dem 35. Grade und
2 Minuten der Laͤnge.

Der Fuß der Berge oder Anhoͤhen um die Stadt
beſteht aus rothgeflammter Lehmerde. Dieſe Farbe ruͤhrt
daher, daß das Waſſer in den Ritzen herunterfließt, und
dieſelben mit der eiſenartigen Saͤure, welche es enthaͤlt,

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[96/0124] Zweyte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. haber, der hernach am Lande nur als Sergeant diente, wie dies allezeit ſo gebraͤuchlich iſt. In meinem Vaterlande ſtand jetzt der ſchoͤnſte Fruͤhling bevor; hier auf der Suͤd-Seite des Aequators aber naͤherte ſich im Gegentheil der Winter. In meh- reren Monathen konnte ich alſo noch nicht mit Nutzen die inneren Gegenden des Landes durchreiſen, ſondern mußte dazu den Anfang des Septembers abwarten. Die Zwi- ſchenzeit glaubte ich nicht beſſer anwenden zu koͤnnen, als wenn ich die hieſigen Einrichtungen, beſonders die Verfaſ- ſung der Compagnie kennen zu lernen ſuchte; die Ge- waͤchſe und Thiere in der Naͤhe der Stadt, und die naͤchſten Gebirge mir genauer bekannt machte, und kleine Reiſen in demjenigen Lande vornaͤhme, welches ich kuͤnftig ganz zu durchwandern und mit Aufmerkſamkeit zu beſehen und zu unterſuchen hoffte. Das Vorgebirge der guten Hoffnung iſt die aͤußer- ſte Landſpitze, nicht nur des ſuͤdlichen Afrika, ſondern der ganzen alten ſuͤdlichen Welt, und unter allen Vor- gebirgen oder Landſpitzen in der ganzen Welt das be- ruͤhmteſte und vornehmſte. Bartholomaͤus Dias, ein Portugieſe, war bekanntlich der erſte, welcher es im Jahr 1487 entdeckte, und Koͤnig Emanuel gab ihm den Nah- men, welchen es noch jetzt fuͤhrt: Vaſco de Gama be- ſuchte es zum andernmahl 1497, und zwar auf Befehl eben dieſes Koͤnigs. Den von de la Caille angeſtellten Beobachtungen zufolge liegt es unter dem 33. Grade und 35 Minuten ſuͤdlicher Breite, und dem 35. Grade und 2 Minuten der Laͤnge. Der Fuß der Berge oder Anhoͤhen um die Stadt beſteht aus rothgeflammter Lehmerde. Dieſe Farbe ruͤhrt daher, daß das Waſſer in den Ritzen herunterfließt, und dieſelben mit der eiſenartigen Saͤure, welche es enthaͤlt, auf

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/124>, abgerufen am 21.11.2024.