Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Zweyte Abtheilung. Erster Abschnitt. ben. Die vom Wasser ausgeworfnen großen Schnecken-häuser sammelt man sorgfältig auf, legt sie in großen Haufen bey einander, und läßt sie trocknen. Aus die- sen sowohl als jenen kleinern Schneckenhäusern brennt man hernach Kalk, den man beym Bauen gebraucht. Zu diesem Ende errichtet man einen Holzstoß von dün- nen Zweigen und Sträuchen, worauf die Schnecken- häuser gelegt und verbrannt werden. Auf der Robben- insel (Robben-Eyland) werden vorzüglich viele folcher Schneckenhäuser gesammelt, und Kalk in großer Menge daraus zum eignen Gebrauch der Compagnie gebrannt; man gebraucht zu dieser Arbeit die dasigen Gefangnen oder sogenannten Banditen. Andrer Kalk findet sich eben so wenig, als Berge, die Kalk enthalten, im ganzen Lande. Von den Sitten und der Lebensart der Einwohner Dagegen will ich jetzt eins und das andre erzählen, Zweyte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. ben. Die vom Waſſer ausgeworfnen großen Schnecken-haͤuſer ſammelt man ſorgfaͤltig auf, legt ſie in großen Haufen bey einander, und laͤßt ſie trocknen. Aus die- ſen ſowohl als jenen kleinern Schneckenhaͤuſern brennt man hernach Kalk, den man beym Bauen gebraucht. Zu dieſem Ende errichtet man einen Holzſtoß von duͤn- nen Zweigen und Straͤuchen, worauf die Schnecken- haͤuſer gelegt und verbrannt werden. Auf der Robben- inſel (Robben-Eyland) werden vorzuͤglich viele folcher Schneckenhaͤuſer geſammelt, und Kalk in großer Menge daraus zum eignen Gebrauch der Compagnie gebrannt; man gebraucht zu dieſer Arbeit die daſigen Gefangnen oder ſogenannten Banditen. Andrer Kalk findet ſich eben ſo wenig, als Berge, die Kalk enthalten, im ganzen Lande. Von den Sitten und der Lebensart der Einwohner Dagegen will ich jetzt eins und das andre erzaͤhlen, <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0144" n="116"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweyte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> ben. Die vom Waſſer ausgeworfnen großen Schnecken-<lb/> haͤuſer ſammelt man ſorgfaͤltig auf, legt ſie in großen<lb/> Haufen bey einander, und laͤßt ſie trocknen. Aus die-<lb/> ſen ſowohl als jenen kleinern Schneckenhaͤuſern brennt<lb/> man hernach Kalk, den man beym Bauen gebraucht.<lb/> Zu dieſem Ende errichtet man einen Holzſtoß von duͤn-<lb/> nen Zweigen und Straͤuchen, worauf die Schnecken-<lb/> haͤuſer gelegt und verbrannt werden. Auf der <placeName>Robben-<lb/> inſel</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Robben-Eyland</placeName></hi>) werden vorzuͤglich viele folcher<lb/> Schneckenhaͤuſer geſammelt, und Kalk in großer Menge<lb/> daraus zum eignen Gebrauch der Compagnie gebrannt;<lb/> man gebraucht zu dieſer Arbeit die daſigen Gefangnen<lb/> oder ſogenannten Banditen. Andrer Kalk findet ſich<lb/> eben ſo wenig, als Berge, die Kalk enthalten, im<lb/> ganzen Lande.</p><lb/> <p>Von den Sitten und der Lebensart der Einwohner<lb/> zu <placeName>Cap</placeName> will ich hier nicht reden. Das eine bemerke ich<lb/> nur, daß die Muͤtter in dieſer Stadt ſelten ihren Kin-<lb/> dern Ammen halten, ſondern ſie ſelbſt ſaͤugen; welches<lb/> ich auch als die Urſache anſehe, warum die Weiber<lb/> hier faſt durchgaͤngig ein leichtes Wochenbette haben.</p><lb/> <p>Dagegen will ich jetzt eins und das andre erzaͤhlen,<lb/> was ich in dieſer Zeit meines Aufenthalts zu <placeName>Cap</placeName> zu ſehen<lb/> Gelegenheit hatte. Das erſte mag folgendes ſeyn. Man<lb/> brachte neun und funfzig Hottentotten, theils Maͤnner,<lb/> theils Weiber, theils Kinder, ungefaͤhr hundert und<lb/> funfzig Meilen weit, als Gefangne nach der Stadt.<lb/> Dieſe Hottentotten hatten in jenen entlegenen Gegenden<lb/> gegen die da wohnenden Koloniſten verſchiedne Gewalt-<lb/> thaͤtigkeiten ausgeuͤbt. Ein Hottentotten-Capitain,<lb/> Nahmens <persName>Kes</persName>, hatte ſie in einer großen Kluft zwiſchen<lb/> Bergen greifen laſſen, wo ſie ſich verſteckt, und gegen<lb/> ein wider ſie ausgeſchicktes Commando Bauern und Sol-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0144]
Zweyte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
ben. Die vom Waſſer ausgeworfnen großen Schnecken-
haͤuſer ſammelt man ſorgfaͤltig auf, legt ſie in großen
Haufen bey einander, und laͤßt ſie trocknen. Aus die-
ſen ſowohl als jenen kleinern Schneckenhaͤuſern brennt
man hernach Kalk, den man beym Bauen gebraucht.
Zu dieſem Ende errichtet man einen Holzſtoß von duͤn-
nen Zweigen und Straͤuchen, worauf die Schnecken-
haͤuſer gelegt und verbrannt werden. Auf der Robben-
inſel (Robben-Eyland) werden vorzuͤglich viele folcher
Schneckenhaͤuſer geſammelt, und Kalk in großer Menge
daraus zum eignen Gebrauch der Compagnie gebrannt;
man gebraucht zu dieſer Arbeit die daſigen Gefangnen
oder ſogenannten Banditen. Andrer Kalk findet ſich
eben ſo wenig, als Berge, die Kalk enthalten, im
ganzen Lande.
Von den Sitten und der Lebensart der Einwohner
zu Cap will ich hier nicht reden. Das eine bemerke ich
nur, daß die Muͤtter in dieſer Stadt ſelten ihren Kin-
dern Ammen halten, ſondern ſie ſelbſt ſaͤugen; welches
ich auch als die Urſache anſehe, warum die Weiber
hier faſt durchgaͤngig ein leichtes Wochenbette haben.
Dagegen will ich jetzt eins und das andre erzaͤhlen,
was ich in dieſer Zeit meines Aufenthalts zu Cap zu ſehen
Gelegenheit hatte. Das erſte mag folgendes ſeyn. Man
brachte neun und funfzig Hottentotten, theils Maͤnner,
theils Weiber, theils Kinder, ungefaͤhr hundert und
funfzig Meilen weit, als Gefangne nach der Stadt.
Dieſe Hottentotten hatten in jenen entlegenen Gegenden
gegen die da wohnenden Koloniſten verſchiedne Gewalt-
thaͤtigkeiten ausgeuͤbt. Ein Hottentotten-Capitain,
Nahmens Kes, hatte ſie in einer großen Kluft zwiſchen
Bergen greifen laſſen, wo ſie ſich verſteckt, und gegen
ein wider ſie ausgeſchicktes Commando Bauern und Sol-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |