Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Einige kleine Reisen vom Cap ins Land.
hat sogar einmahl an einem Orte von viertehalb Tonnen
Aussaat hundert und zehn Tonnen gedroschen.

Am Ende des Junius besuchte ich Paradys, nebst
einigen andern der Compagnie gehörigen Höfen, die
unterhalb des Tafelberges liegen. In dieser Gegend liegt
auch Rondbusch, ein Sommer-Lustplatz des Gouver-
neurs. Längs dieser Ost-Seite des Tafelberges wehen die
Süd-Ost-Winde bey weitem nicht so stark, als am Cap;
daher wachsen hier auch Wälder und Büsche. Die
gemeine Tanne (Pinus sylvestris) steht hier unter
andern Bäumen, und erhebt sich mit schönen Kro-
nen. Die wilden Weintrauben (Wilde Druyfen,
Vitis vitiginea
) prangten jetzt mit ihren rothen Bee-
ren, die wie Kirschen aussehen, und gegessen
werden.

Im Anfange des Julius nahm ich einen Spatzier-
gang nach Constantia und den umherliegenden Höfen
vor, der mich einige Tage beschäfftigte. Auch hier
fließen an verschiedenen Stellen zwischen den Thälern
Bäche von den Bergen herunter, so daß man um
diese Jahrszeit kaum überkommen kann. -- So-
wohl hier, als näher nach dem Cap, fand ich Eisen-
steine (Yzer-Klippen). -- Die Wolken sah ich
hier gegen einander ziehen; die unteren kamen aus
Südost, und die oberen gingen nach Süd-Ost: dies
war in der That ein schöner Anblick. -- Das Vieh,
welches sonst hier zu Lande durchgängig unter freyem
Himmel liegt, treibt man hier des Nachts unter Dach,
in eine Art Schauer, das vorn offen ist.

Drey Wochen hernach machte ich eine Prome-
nade nach Paarl und Stellenbosch. Bey dieser Ge-
legenheit sah ich den Kapokvogel. So nennt man
hier einen sehr kleinen Vogel, der ein ungemein künst-

Thunbergs Reise. Erster Theil. J

Einige kleine Reiſen vom Cap ins Land.
hat ſogar einmahl an einem Orte von viertehalb Tonnen
Ausſaat hundert und zehn Tonnen gedroſchen.

Am Ende des Junius beſuchte ich Paradys, nebſt
einigen andern der Compagnie gehoͤrigen Hoͤfen, die
unterhalb des Tafelberges liegen. In dieſer Gegend liegt
auch Rondbuſch, ein Sommer-Luſtplatz des Gouver-
neurs. Laͤngs dieſer Oſt-Seite des Tafelberges wehen die
Suͤd-Oſt-Winde bey weitem nicht ſo ſtark, als am Cap;
daher wachſen hier auch Waͤlder und Buͤſche. Die
gemeine Tanne (Pinus ſylveſtris) ſteht hier unter
andern Baͤumen, und erhebt ſich mit ſchoͤnen Kro-
nen. Die wilden Weintrauben (Wilde Druyfen,
Vitis vitiginea
) prangten jetzt mit ihren rothen Bee-
ren, die wie Kirſchen ausſehen, und gegeſſen
werden.

Im Anfange des Julius nahm ich einen Spatzier-
gang nach Conſtantia und den umherliegenden Hoͤfen
vor, der mich einige Tage beſchaͤfftigte. Auch hier
fließen an verſchiedenen Stellen zwiſchen den Thaͤlern
Baͤche von den Bergen herunter, ſo daß man um
dieſe Jahrszeit kaum uͤberkommen kann. — So-
wohl hier, als naͤher nach dem Cap, fand ich Eiſen-
ſteine (Yzer-Klippen). — Die Wolken ſah ich
hier gegen einander ziehen; die unteren kamen aus
Suͤdoſt, und die oberen gingen nach Suͤd-Oſt: dies
war in der That ein ſchoͤner Anblick. — Das Vieh,
welches ſonſt hier zu Lande durchgaͤngig unter freyem
Himmel liegt, treibt man hier des Nachts unter Dach,
in eine Art Schauer, das vorn offen iſt.

Drey Wochen hernach machte ich eine Prome-
nade nach Paarl und Stellenboſch. Bey dieſer Ge-
legenheit ſah ich den Kapokvogel. So nennt man
hier einen ſehr kleinen Vogel, der ein ungemein kuͤnſt-

Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. J
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0157" n="129"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einige kleine Rei&#x017F;en vom <placeName>Cap</placeName> ins Land.</hi></fw><lb/>
hat &#x017F;ogar einmahl an einem Orte von viertehalb Tonnen<lb/>
Aus&#x017F;aat hundert und zehn Tonnen gedro&#x017F;chen.</p><lb/>
          <p>Am Ende des Junius be&#x017F;uchte ich Paradys, neb&#x017F;t<lb/>
einigen andern der Compagnie geho&#x0364;rigen Ho&#x0364;fen, die<lb/>
unterhalb des <placeName>Tafelberges</placeName> liegen. In die&#x017F;er Gegend liegt<lb/>
auch <placeName>Rondbu&#x017F;ch</placeName>, ein Sommer-Lu&#x017F;tplatz des Gouver-<lb/>
neurs. La&#x0364;ngs die&#x017F;er O&#x017F;t-Seite des <placeName>Tafelberges</placeName> wehen die<lb/>
Su&#x0364;d-O&#x017F;t-Winde bey weitem nicht &#x017F;o &#x017F;tark, als am <placeName>Cap</placeName>;<lb/>
daher wach&#x017F;en hier auch Wa&#x0364;lder und Bu&#x0364;&#x017F;che. Die<lb/>
gemeine Tanne (<hi rendition="#aq">Pinus &#x017F;ylve&#x017F;tris</hi>) &#x017F;teht hier unter<lb/>
andern Ba&#x0364;umen, und erhebt &#x017F;ich mit &#x017F;cho&#x0364;nen Kro-<lb/>
nen. Die wilden Weintrauben (<hi rendition="#aq">Wilde Druyfen,<lb/>
Vitis vitiginea</hi>) prangten jetzt mit ihren rothen Bee-<lb/>
ren, die wie Kir&#x017F;chen aus&#x017F;ehen, und gege&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werden.</p><lb/>
          <p>Im Anfange des Julius nahm ich einen Spatzier-<lb/>
gang nach <placeName>Con&#x017F;tantia</placeName> und den umherliegenden Ho&#x0364;fen<lb/>
vor, der mich einige Tage be&#x017F;cha&#x0364;fftigte. Auch hier<lb/>
fließen an ver&#x017F;chiedenen Stellen zwi&#x017F;chen den Tha&#x0364;lern<lb/>
Ba&#x0364;che von den Bergen herunter, &#x017F;o daß man um<lb/>
die&#x017F;e Jahrszeit kaum u&#x0364;berkommen kann. &#x2014; So-<lb/>
wohl hier, als na&#x0364;her nach dem <placeName>Cap</placeName>, fand ich Ei&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;teine (<hi rendition="#aq">Yzer-Klippen</hi>). &#x2014; Die Wolken &#x017F;ah ich<lb/>
hier gegen einander ziehen; die unteren kamen aus<lb/>
Su&#x0364;do&#x017F;t, und die oberen gingen nach Su&#x0364;d-O&#x017F;t: dies<lb/>
war in der That ein &#x017F;cho&#x0364;ner Anblick. &#x2014; Das Vieh,<lb/>
welches &#x017F;on&#x017F;t hier zu Lande durchga&#x0364;ngig unter freyem<lb/>
Himmel liegt, treibt man hier des Nachts unter Dach,<lb/>
in eine Art Schauer, das vorn offen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Drey Wochen hernach machte ich eine Prome-<lb/>
nade nach <placeName>Paarl</placeName> und <placeName>Stellenbo&#x017F;ch</placeName>. Bey die&#x017F;er Ge-<lb/>
legenheit &#x017F;ah ich den Kapokvogel. So nennt man<lb/>
hier einen &#x017F;ehr kleinen Vogel, der ein ungemein ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g"><persName>Thunbergs</persName></hi> Rei&#x017F;e. Er&#x017F;ter Theil. J</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0157] Einige kleine Reiſen vom Cap ins Land. hat ſogar einmahl an einem Orte von viertehalb Tonnen Ausſaat hundert und zehn Tonnen gedroſchen. Am Ende des Junius beſuchte ich Paradys, nebſt einigen andern der Compagnie gehoͤrigen Hoͤfen, die unterhalb des Tafelberges liegen. In dieſer Gegend liegt auch Rondbuſch, ein Sommer-Luſtplatz des Gouver- neurs. Laͤngs dieſer Oſt-Seite des Tafelberges wehen die Suͤd-Oſt-Winde bey weitem nicht ſo ſtark, als am Cap; daher wachſen hier auch Waͤlder und Buͤſche. Die gemeine Tanne (Pinus ſylveſtris) ſteht hier unter andern Baͤumen, und erhebt ſich mit ſchoͤnen Kro- nen. Die wilden Weintrauben (Wilde Druyfen, Vitis vitiginea) prangten jetzt mit ihren rothen Bee- ren, die wie Kirſchen ausſehen, und gegeſſen werden. Im Anfange des Julius nahm ich einen Spatzier- gang nach Conſtantia und den umherliegenden Hoͤfen vor, der mich einige Tage beſchaͤfftigte. Auch hier fließen an verſchiedenen Stellen zwiſchen den Thaͤlern Baͤche von den Bergen herunter, ſo daß man um dieſe Jahrszeit kaum uͤberkommen kann. — So- wohl hier, als naͤher nach dem Cap, fand ich Eiſen- ſteine (Yzer-Klippen). — Die Wolken ſah ich hier gegen einander ziehen; die unteren kamen aus Suͤdoſt, und die oberen gingen nach Suͤd-Oſt: dies war in der That ein ſchoͤner Anblick. — Das Vieh, welches ſonſt hier zu Lande durchgaͤngig unter freyem Himmel liegt, treibt man hier des Nachts unter Dach, in eine Art Schauer, das vorn offen iſt. Drey Wochen hernach machte ich eine Prome- nade nach Paarl und Stellenboſch. Bey dieſer Ge- legenheit ſah ich den Kapokvogel. So nennt man hier einen ſehr kleinen Vogel, der ein ungemein kuͤnſt- Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. J

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/157
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/157>, abgerufen am 21.11.2024.