Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritte Abtheilung. Erster Abschnitt.
mit, imgleichen Schießgewehr, und eine Menge Pul-
verkugeln und Hagel von verschiedner Gattung. Mit
Schuhen versorgte ich mich auf vier Monathe, und
dieser Artikel betrug nicht wenig, weil das in Indien be-
reitete Leder gar nicht stark ist, und die Schuh außerdem
von den scharfen Steinen in den Gebirgen ganz entzwey
geschnitten und sehr bald abgenutzt werden.

Meine Reise-Equipage bestand in einem Reitpfer-
de, einem Karren oder Wagen, der nach Art eines
Rüstwagens mit Segeltuch überzogen war, und sechs
Ochsen, welche die ganze Reise über vorgespannt werden
sollten. Drey Reisegefährten gesellten sich zu mir: der
oben bereits erwähnte Gärtner Auge, welcher schon acht-
zehn, theils längere, theils kürzere Reisen ins Land ge-
macht hatte, und jetzt mein treuer und sicherer Wegwei-
ser seyn wollte; Herr Immelmann, ein junger Mann,
Sohn eines Lieutenants; und ein Sergeant, Nahmens
Leonhardi, welcher diese beschwerliche Reise in der Absicht
machte, um theils große Thiere, theils Vögel zu schie-
ßen, und endlich zwey zahme Hottentotten, von denen
der eine unser Fuhrmann und der andre unser Ochsenlei-
ter seyn sollte.

Wer hier zu Lande reiset, richtet das Fuhrwerk un-
gefähr auf folgende Art ein. Man fährt auf einem gro-
ßen Wagen, der hundert und zwanzig bis hundert und
vierzig, ja wohl gar zweyhundert Reichsthaler kostet,
und mit einem Zelte von Sackleinwand oder Segeltuch
versehen ist. Vor diesen Wagen werden zehn bis zwölf
Ochsen gespannt, die ein Fuhrmann mit einer langen
Peitsche antreibt, und ein andrer Kerl durch Flüsse und
vor Höfen vorbey, oder nach Höfen hin lenkt. Die
Pferde sind hier zu dergleichen Gebrauch zu schwach,
und finden auch in diesem ganzen Theile von Afrika we-

Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
mit, imgleichen Schießgewehr, und eine Menge Pul-
verkugeln und Hagel von verſchiedner Gattung. Mit
Schuhen verſorgte ich mich auf vier Monathe, und
dieſer Artikel betrug nicht wenig, weil das in Indien be-
reitete Leder gar nicht ſtark iſt, und die Schuh außerdem
von den ſcharfen Steinen in den Gebirgen ganz entzwey
geſchnitten und ſehr bald abgenutzt werden.

Meine Reiſe-Equipage beſtand in einem Reitpfer-
de, einem Karren oder Wagen, der nach Art eines
Ruͤſtwagens mit Segeltuch uͤberzogen war, und ſechs
Ochſen, welche die ganze Reiſe uͤber vorgeſpannt werden
ſollten. Drey Reiſegefaͤhrten geſellten ſich zu mir: der
oben bereits erwaͤhnte Gaͤrtner Auge, welcher ſchon acht-
zehn, theils laͤngere, theils kuͤrzere Reiſen ins Land ge-
macht hatte, und jetzt mein treuer und ſicherer Wegwei-
ſer ſeyn wollte; Herr Immelmann, ein junger Mann,
Sohn eines Lieutenants; und ein Sergeant, Nahmens
Leonhardi, welcher dieſe beſchwerliche Reiſe in der Abſicht
machte, um theils große Thiere, theils Voͤgel zu ſchie-
ßen, und endlich zwey zahme Hottentotten, von denen
der eine unſer Fuhrmann und der andre unſer Ochſenlei-
ter ſeyn ſollte.

Wer hier zu Lande reiſet, richtet das Fuhrwerk un-
gefaͤhr auf folgende Art ein. Man faͤhrt auf einem gro-
ßen Wagen, der hundert und zwanzig bis hundert und
vierzig, ja wohl gar zweyhundert Reichsthaler koſtet,
und mit einem Zelte von Sackleinwand oder Segeltuch
verſehen iſt. Vor dieſen Wagen werden zehn bis zwoͤlf
Ochſen geſpannt, die ein Fuhrmann mit einer langen
Peitſche antreibt, und ein andrer Kerl durch Fluͤſſe und
vor Hoͤfen vorbey, oder nach Hoͤfen hin lenkt. Die
Pferde ſind hier zu dergleichen Gebrauch zu ſchwach,
und finden auch in dieſem ganzen Theile von Afrika we-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0160" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritte Abtheilung. Er&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
mit, imgleichen Schießgewehr, und eine Menge Pul-<lb/>
verkugeln und Hagel von ver&#x017F;chiedner Gattung. Mit<lb/>
Schuhen ver&#x017F;orgte ich mich auf vier Monathe, und<lb/>
die&#x017F;er Artikel betrug nicht wenig, weil das in <placeName>Indien</placeName> be-<lb/>
reitete Leder gar nicht &#x017F;tark i&#x017F;t, und die Schuh außerdem<lb/>
von den &#x017F;charfen Steinen in den Gebirgen ganz entzwey<lb/>
ge&#x017F;chnitten und &#x017F;ehr bald abgenutzt werden.</p><lb/>
          <p>Meine Rei&#x017F;e-Equipage be&#x017F;tand in einem Reitpfer-<lb/>
de, einem Karren oder Wagen, der nach Art eines<lb/>
Ru&#x0364;&#x017F;twagens mit Segeltuch u&#x0364;berzogen war, und &#x017F;echs<lb/>
Och&#x017F;en, welche die ganze Rei&#x017F;e u&#x0364;ber vorge&#x017F;pannt werden<lb/>
&#x017F;ollten. Drey Rei&#x017F;egefa&#x0364;hrten ge&#x017F;ellten &#x017F;ich zu mir: der<lb/>
oben bereits erwa&#x0364;hnte Ga&#x0364;rtner Auge, welcher &#x017F;chon acht-<lb/>
zehn, theils la&#x0364;ngere, theils ku&#x0364;rzere Rei&#x017F;en ins Land ge-<lb/>
macht hatte, und jetzt mein treuer und &#x017F;icherer Wegwei-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;eyn wollte; Herr <persName>Immelmann</persName>, ein junger Mann,<lb/>
Sohn eines Lieutenants; und ein Sergeant, Nahmens<lb/><persName>Leonhardi</persName>, welcher die&#x017F;e be&#x017F;chwerliche Rei&#x017F;e in der Ab&#x017F;icht<lb/>
machte, um theils große Thiere, theils Vo&#x0364;gel zu &#x017F;chie-<lb/>
ßen, und endlich zwey zahme Hottentotten, von denen<lb/>
der eine un&#x017F;er Fuhrmann und der andre un&#x017F;er Och&#x017F;enlei-<lb/>
ter &#x017F;eyn &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p>Wer hier zu Lande rei&#x017F;et, richtet das Fuhrwerk un-<lb/>
gefa&#x0364;hr auf folgende Art ein. Man fa&#x0364;hrt auf einem gro-<lb/>
ßen Wagen, der hundert und zwanzig bis hundert und<lb/>
vierzig, ja wohl gar zweyhundert Reichsthaler ko&#x017F;tet,<lb/>
und mit einem Zelte von Sackleinwand oder Segeltuch<lb/>
ver&#x017F;ehen i&#x017F;t. Vor die&#x017F;en Wagen werden zehn bis zwo&#x0364;lf<lb/>
Och&#x017F;en ge&#x017F;pannt, die ein Fuhrmann mit einer langen<lb/>
Peit&#x017F;che antreibt, und ein andrer Kerl durch Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
vor Ho&#x0364;fen vorbey, oder nach Ho&#x0364;fen hin lenkt. Die<lb/>
Pferde &#x017F;ind hier zu dergleichen Gebrauch zu &#x017F;chwach,<lb/>
und finden auch in die&#x017F;em ganzen Theile von <placeName>Afrika</placeName> we-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0160] Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. mit, imgleichen Schießgewehr, und eine Menge Pul- verkugeln und Hagel von verſchiedner Gattung. Mit Schuhen verſorgte ich mich auf vier Monathe, und dieſer Artikel betrug nicht wenig, weil das in Indien be- reitete Leder gar nicht ſtark iſt, und die Schuh außerdem von den ſcharfen Steinen in den Gebirgen ganz entzwey geſchnitten und ſehr bald abgenutzt werden. Meine Reiſe-Equipage beſtand in einem Reitpfer- de, einem Karren oder Wagen, der nach Art eines Ruͤſtwagens mit Segeltuch uͤberzogen war, und ſechs Ochſen, welche die ganze Reiſe uͤber vorgeſpannt werden ſollten. Drey Reiſegefaͤhrten geſellten ſich zu mir: der oben bereits erwaͤhnte Gaͤrtner Auge, welcher ſchon acht- zehn, theils laͤngere, theils kuͤrzere Reiſen ins Land ge- macht hatte, und jetzt mein treuer und ſicherer Wegwei- ſer ſeyn wollte; Herr Immelmann, ein junger Mann, Sohn eines Lieutenants; und ein Sergeant, Nahmens Leonhardi, welcher dieſe beſchwerliche Reiſe in der Abſicht machte, um theils große Thiere, theils Voͤgel zu ſchie- ßen, und endlich zwey zahme Hottentotten, von denen der eine unſer Fuhrmann und der andre unſer Ochſenlei- ter ſeyn ſollte. Wer hier zu Lande reiſet, richtet das Fuhrwerk un- gefaͤhr auf folgende Art ein. Man faͤhrt auf einem gro- ßen Wagen, der hundert und zwanzig bis hundert und vierzig, ja wohl gar zweyhundert Reichsthaler koſtet, und mit einem Zelte von Sackleinwand oder Segeltuch verſehen iſt. Vor dieſen Wagen werden zehn bis zwoͤlf Ochſen geſpannt, die ein Fuhrmann mit einer langen Peitſche antreibt, und ein andrer Kerl durch Fluͤſſe und vor Hoͤfen vorbey, oder nach Hoͤfen hin lenkt. Die Pferde ſind hier zu dergleichen Gebrauch zu ſchwach, und finden auch in dieſem ganzen Theile von Afrika we-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/160
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/160>, abgerufen am 21.11.2024.