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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Dritte Abtheilung. Dritter Abschnitt.
Weg nahmen wir jetzt weiter durchs Land, über verschied-
ne Flüsse, und zwar zuerst über den Hirschthierfluß
(Haartebeests-Rivier). An diesem Flusse trafen wir
Michael de Plois Hof an, und hier nahmen wir das er-
ste Nacht-Quartier. Ehe wir aber dahin kamen, fuhren
wir einen Berg vorbey, welcher der Schlangenberg (Slan-
gen-Kop
) heißt, und vielleicht der sonderbarste in seiner
Art ist. Er liegt von dem übrigen Gebirge abgesondert,
wie eine isolirte Klippe, und ist nicht sehr hoch. An der
einen Seite ist eine große, tief hineingehende Ritze oder
Spalte, welche diesen Berg merkwürdig macht, weil
jeden Herbst fast alle Schlangen aus der ganzen Gegend
dahinein kriechen und sich versammeln, um da in Ruhe
und Sicherheit zu liegen und ihren Winterschlaf zu hal-
ten. Gegen den Sommer, sobald die Wärme etwas
stark wird, sieht man wieder Schlangen von mancherley
Art, und oft in große Bündel oder Knäuel zusammenge-
wickelt, aus dieser Borste herauskommen, worauf sie
sich über die ganze Ebene ausbreiten, und die eine hiehin,
die andre dahin sich begiebt, um Nahrung zu suchen,
und das Fleisch wieder zu bekommen, das sie in ihrem
Winterlager verlohren haben.

Sonst bemerkte ich noch, daß man hier zu Lande
den Blasenbaum oder Blasenstrauch (Colutea vesicaria)
stößt, und bey Augenkrankheiten gebraucht. Die Birn-
quitten sah ich hier als Hecken gepflanzt.

Vom Hirschthierflusse reiseten wir über den Hexen-
fluß
(Hex-Rivier), den breiten Fluß (Breede-Rivier),
Mattjesthal (Mattjes-Valley oder Kloof) und den
Brandstieg, (Brand-Steeg) weiter, bis wir bey Pe-
ter de Wett
, unweit des warmen Bades, anlangten.
Hier ruheten wir einen Tag aus, um uns des Bades zu
bedienen, und die umliegenden Berge zu besuchen.


Dritte Abtheilung. Dritter Abſchnitt.
Weg nahmen wir jetzt weiter durchs Land, uͤber verſchied-
ne Fluͤſſe, und zwar zuerſt uͤber den Hirſchthierfluß
(Haartebeeſts-Rivier). An dieſem Fluſſe trafen wir
Michael de Plois Hof an, und hier nahmen wir das er-
ſte Nacht-Quartier. Ehe wir aber dahin kamen, fuhren
wir einen Berg vorbey, welcher der Schlangenberg (Slan-
gen-Kop
) heißt, und vielleicht der ſonderbarſte in ſeiner
Art iſt. Er liegt von dem uͤbrigen Gebirge abgeſondert,
wie eine iſolirte Klippe, und iſt nicht ſehr hoch. An der
einen Seite iſt eine große, tief hineingehende Ritze oder
Spalte, welche dieſen Berg merkwuͤrdig macht, weil
jeden Herbſt faſt alle Schlangen aus der ganzen Gegend
dahinein kriechen und ſich verſammeln, um da in Ruhe
und Sicherheit zu liegen und ihren Winterſchlaf zu hal-
ten. Gegen den Sommer, ſobald die Waͤrme etwas
ſtark wird, ſieht man wieder Schlangen von mancherley
Art, und oft in große Buͤndel oder Knaͤuel zuſammenge-
wickelt, aus dieſer Borſte herauskommen, worauf ſie
ſich uͤber die ganze Ebene ausbreiten, und die eine hiehin,
die andre dahin ſich begiebt, um Nahrung zu ſuchen,
und das Fleiſch wieder zu bekommen, das ſie in ihrem
Winterlager verlohren haben.

Sonſt bemerkte ich noch, daß man hier zu Lande
den Blaſenbaum oder Blaſenſtrauch (Colutea veſicaria)
ſtoͤßt, und bey Augenkrankheiten gebraucht. Die Birn-
quitten ſah ich hier als Hecken gepflanzt.

Vom Hirſchthierfluſſe reiſeten wir uͤber den Hexen-
fluß
(Hex-Rivier), den breiten Fluß (Breede-Rivier),
Mattjesthal (Mattjes-Valley oder Kloof) und den
Brandſtieg, (Brand-Steeg) weiter, bis wir bey Pe-
ter de Wett
, unweit des warmen Bades, anlangten.
Hier ruheten wir einen Tag aus, um uns des Bades zu
bedienen, und die umliegenden Berge zu beſuchen.


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[148/0176] Dritte Abtheilung. Dritter Abſchnitt. Weg nahmen wir jetzt weiter durchs Land, uͤber verſchied- ne Fluͤſſe, und zwar zuerſt uͤber den Hirſchthierfluß (Haartebeeſts-Rivier). An dieſem Fluſſe trafen wir Michael de Plois Hof an, und hier nahmen wir das er- ſte Nacht-Quartier. Ehe wir aber dahin kamen, fuhren wir einen Berg vorbey, welcher der Schlangenberg (Slan- gen-Kop) heißt, und vielleicht der ſonderbarſte in ſeiner Art iſt. Er liegt von dem uͤbrigen Gebirge abgeſondert, wie eine iſolirte Klippe, und iſt nicht ſehr hoch. An der einen Seite iſt eine große, tief hineingehende Ritze oder Spalte, welche dieſen Berg merkwuͤrdig macht, weil jeden Herbſt faſt alle Schlangen aus der ganzen Gegend dahinein kriechen und ſich verſammeln, um da in Ruhe und Sicherheit zu liegen und ihren Winterſchlaf zu hal- ten. Gegen den Sommer, ſobald die Waͤrme etwas ſtark wird, ſieht man wieder Schlangen von mancherley Art, und oft in große Buͤndel oder Knaͤuel zuſammenge- wickelt, aus dieſer Borſte herauskommen, worauf ſie ſich uͤber die ganze Ebene ausbreiten, und die eine hiehin, die andre dahin ſich begiebt, um Nahrung zu ſuchen, und das Fleiſch wieder zu bekommen, das ſie in ihrem Winterlager verlohren haben. Sonſt bemerkte ich noch, daß man hier zu Lande den Blaſenbaum oder Blaſenſtrauch (Colutea veſicaria) ſtoͤßt, und bey Augenkrankheiten gebraucht. Die Birn- quitten ſah ich hier als Hecken gepflanzt. Vom Hirſchthierfluſſe reiſeten wir uͤber den Hexen- fluß (Hex-Rivier), den breiten Fluß (Breede-Rivier), Mattjesthal (Mattjes-Valley oder Kloof) und den Brandſtieg, (Brand-Steeg) weiter, bis wir bey Pe- ter de Wett, unweit des warmen Bades, anlangten. Hier ruheten wir einen Tag aus, um uns des Bades zu bedienen, und die umliegenden Berge zu beſuchen.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/176>, abgerufen am 18.05.2024.