Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Dritte Abtheilung. Fünfter Abschnitt. Die auf diese Art entstandnen Ringe werden hernach überden Fuß gezwängt, und die Hottentotten, besonders die Weibsleute, gebrauchen sie in Menge, so daß manch- mahl das halbe Bein und noch wohl mehr damit bedeckt ist. Verschiednemahle sah ich sie auch diese Ringe wa- schen und hernach schmieren. -- Aus der Rinde der Wollblume (Anthyllis), wissen die Hottentotten sich Taue und Stricke zu machen, womit sie sich, wie auf einer Leiter, die Bäume hinauf helfen, wenn sie Honig heraushohlen wollen. Sie ziehen alsdann zuerst um den Stamm eine Schlinge, setzen einen Fuß hinein, ziehen darauf wieder eine Schlinge um den Stamm und zwar weiter oben, und treten hinein, machen sodann die un- tere Schlinge los, und legen sie wieder oben an, womit sie so lange fortfahren, bis sie so hoch sind, als sie wol- len. -- Bisweilen hat es sich in der Gegend, wo ich jetzt war, zugetragen, daß ein Europäer eine Hottentot- tin geheirathet hat, die alsdann getauft ist. Noch öfter aber ist der Fall eingetreten, daß ein Kolonist ohne ordent- liche Ehe mehrere Kinder mit einer Hottentottischen Bey- schläferin gezeuget hat. Die Kinder sind hernach ge- tauft, wenn sie verschiedne Jahre alt waren. Auf unsrer jetzigen Reise wurden wir fast täglich Dritte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt. Die auf dieſe Art entſtandnen Ringe werden hernach uͤberden Fuß gezwaͤngt, und die Hottentotten, beſonders die Weibsleute, gebrauchen ſie in Menge, ſo daß manch- mahl das halbe Bein und noch wohl mehr damit bedeckt iſt. Verſchiednemahle ſah ich ſie auch dieſe Ringe wa- ſchen und hernach ſchmieren. — Aus der Rinde der Wollblume (Anthyllis), wiſſen die Hottentotten ſich Taue und Stricke zu machen, womit ſie ſich, wie auf einer Leiter, die Baͤume hinauf helfen, wenn ſie Honig heraushohlen wollen. Sie ziehen alsdann zuerſt um den Stamm eine Schlinge, ſetzen einen Fuß hinein, ziehen darauf wieder eine Schlinge um den Stamm und zwar weiter oben, und treten hinein, machen ſodann die un- tere Schlinge los, und legen ſie wieder oben an, womit ſie ſo lange fortfahren, bis ſie ſo hoch ſind, als ſie wol- len. — Bisweilen hat es ſich in der Gegend, wo ich jetzt war, zugetragen, daß ein Europaͤer eine Hottentot- tin geheirathet hat, die alsdann getauft iſt. Noch oͤfter aber iſt der Fall eingetreten, daß ein Koloniſt ohne ordent- liche Ehe mehrere Kinder mit einer Hottentottiſchen Bey- ſchlaͤferin gezeuget hat. Die Kinder ſind hernach ge- tauft, wenn ſie verſchiedne Jahre alt waren. Auf unſrer jetzigen Reiſe wurden wir faſt taͤglich <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0192" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> Die auf dieſe Art entſtandnen Ringe werden hernach uͤber<lb/> den Fuß gezwaͤngt, und die Hottentotten, beſonders die<lb/> Weibsleute, gebrauchen ſie in Menge, ſo daß manch-<lb/> mahl das halbe Bein und noch wohl mehr damit bedeckt<lb/> iſt. Verſchiednemahle ſah ich ſie auch dieſe Ringe wa-<lb/> ſchen und hernach ſchmieren. — Aus der Rinde der<lb/> Wollblume (<hi rendition="#aq">Anthyllis</hi>), wiſſen die Hottentotten ſich<lb/> Taue und Stricke zu machen, womit ſie ſich, wie auf<lb/> einer Leiter, die Baͤume hinauf helfen, wenn ſie Honig<lb/> heraushohlen wollen. Sie ziehen alsdann zuerſt um den<lb/> Stamm eine Schlinge, ſetzen einen Fuß hinein, ziehen<lb/> darauf wieder eine Schlinge um den Stamm und zwar<lb/> weiter oben, und treten hinein, machen ſodann die un-<lb/> tere Schlinge los, und legen ſie wieder oben an, womit<lb/> ſie ſo lange fortfahren, bis ſie ſo hoch ſind, als ſie wol-<lb/> len. — Bisweilen hat es ſich in der Gegend, wo ich<lb/> jetzt war, zugetragen, daß ein Europaͤer eine Hottentot-<lb/> tin geheirathet hat, die alsdann getauft iſt. Noch oͤfter<lb/> aber iſt der Fall eingetreten, daß ein Koloniſt ohne ordent-<lb/> liche Ehe mehrere Kinder mit einer Hottentottiſchen Bey-<lb/> ſchlaͤferin gezeuget hat. Die Kinder ſind hernach ge-<lb/> tauft, wenn ſie verſchiedne Jahre alt waren.</p><lb/> <p>Auf unſrer jetzigen Reiſe wurden wir faſt taͤglich<lb/> von haͤufigen und ſtarken Regenſchauern, die nicht ſelten<lb/> mit Donner und Blitz vergeſellſchaftet waren, durchnetzt.<lb/> Da am <placeName>Cap</placeName> um dieſe Jahrszeit immer gutes Wetter iſt,<lb/> ſo ſieht es aus, als wenn der Winter und die Regenzeit<lb/> hier noch gar nicht Abſchied nehmen wollen. Der Regen<lb/> war uns um ſo viel laͤſtiger, da wir theils nicht Gelegen-<lb/> heit hatten, unter Dach zu kommen, und die Sonne<lb/> zwiſchen den Regenſchauern nicht ſo lange ſchien, daß ſie<lb/> unſre naſſen Kleider trocknen konnte; theils auch der Erd-<lb/> boden, beſonders an den Bergen, ſo naß und ſchluͤpfrig<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0192]
Dritte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
Die auf dieſe Art entſtandnen Ringe werden hernach uͤber
den Fuß gezwaͤngt, und die Hottentotten, beſonders die
Weibsleute, gebrauchen ſie in Menge, ſo daß manch-
mahl das halbe Bein und noch wohl mehr damit bedeckt
iſt. Verſchiednemahle ſah ich ſie auch dieſe Ringe wa-
ſchen und hernach ſchmieren. — Aus der Rinde der
Wollblume (Anthyllis), wiſſen die Hottentotten ſich
Taue und Stricke zu machen, womit ſie ſich, wie auf
einer Leiter, die Baͤume hinauf helfen, wenn ſie Honig
heraushohlen wollen. Sie ziehen alsdann zuerſt um den
Stamm eine Schlinge, ſetzen einen Fuß hinein, ziehen
darauf wieder eine Schlinge um den Stamm und zwar
weiter oben, und treten hinein, machen ſodann die un-
tere Schlinge los, und legen ſie wieder oben an, womit
ſie ſo lange fortfahren, bis ſie ſo hoch ſind, als ſie wol-
len. — Bisweilen hat es ſich in der Gegend, wo ich
jetzt war, zugetragen, daß ein Europaͤer eine Hottentot-
tin geheirathet hat, die alsdann getauft iſt. Noch oͤfter
aber iſt der Fall eingetreten, daß ein Koloniſt ohne ordent-
liche Ehe mehrere Kinder mit einer Hottentottiſchen Bey-
ſchlaͤferin gezeuget hat. Die Kinder ſind hernach ge-
tauft, wenn ſie verſchiedne Jahre alt waren.
Auf unſrer jetzigen Reiſe wurden wir faſt taͤglich
von haͤufigen und ſtarken Regenſchauern, die nicht ſelten
mit Donner und Blitz vergeſellſchaftet waren, durchnetzt.
Da am Cap um dieſe Jahrszeit immer gutes Wetter iſt,
ſo ſieht es aus, als wenn der Winter und die Regenzeit
hier noch gar nicht Abſchied nehmen wollen. Der Regen
war uns um ſo viel laͤſtiger, da wir theils nicht Gelegen-
heit hatten, unter Dach zu kommen, und die Sonne
zwiſchen den Regenſchauern nicht ſo lange ſchien, daß ſie
unſre naſſen Kleider trocknen konnte; theils auch der Erd-
boden, beſonders an den Bergen, ſo naß und ſchluͤpfrig
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