wird, gerinnt und Klumpen bildet. Hernach wird, ohne daß man den Schlauch rein macht, alle Tage neue Milch zugegossen, die ebenfalls bald sauer wird. Das Reinmachen des Schlauchs nehmen die Hottentotten höchstens nur nach mehreren Monathen, oft kaum in ei- nem oder zwey Jahren vor. -- Butter machen die Hottentotten von ihrer Milch selten, und wenn sie es thun, so haben sie bloß die Absicht, sich damit zu schmie- ren. Die Maquas- Hottentotten verrichten das But- tern auf die Art, daß sie süße Milch in einen ledernen Schlauch gießen, welchen zwey Hottentotten an den beyden Enden halten, und worin die Milch von einem Ende nach dem andern so lange hin und her geschüttelt wird, bis sie sich zu Butter formirt.
Wir reiseten weiter über die sehr hohen Berge nach dem langen Thale (Lange Kloof) zu dem Bauer Mat- thias Sonntag. An den Bergen sahen wir allenthalben Wolken hangen, die mit ihren feuchten Dünsten, ob es gleich nicht regnete, uns ganz durchnetzten. Dieje- nigen Seiten der Berge, welche wir passirten, waren bisweilen so steil, und der Weg so schmal, daß wir nicht ohne Lebensgefahr hinüber kamen, und Grauen uns überfiel, wenn wir hinabsahen. Das auf der andern Seite belegne Land, oder das lange Thal, ist sehr hoch gegen dasjenige, aus welchem wir kamen; die dasigen Berge sind folglich niedrig in Vergleichung mit der entsetz- lichen Höhe, welche sie auf der andern Seite nach dem Meere zu haben.
Auf diesem Hofe sah ich Seife aus der Lauge des Kannabusches oder Salzkrauts (Salsola aphylla), machen. Die Lauge wird so lange gekocht, bis sie dick wird; alsdann gießt man Hammelfett zu, und fährt damit fort, bis die Masse die gehörige Consistenz be-
Reiſe v. Houtniquas bis an den Camtourfluß.
wird, gerinnt und Klumpen bildet. Hernach wird, ohne daß man den Schlauch rein macht, alle Tage neue Milch zugegoſſen, die ebenfalls bald ſauer wird. Das Reinmachen des Schlauchs nehmen die Hottentotten hoͤchſtens nur nach mehreren Monathen, oft kaum in ei- nem oder zwey Jahren vor. — Butter machen die Hottentotten von ihrer Milch ſelten, und wenn ſie es thun, ſo haben ſie bloß die Abſicht, ſich damit zu ſchmie- ren. Die Maquas- Hottentotten verrichten das But- tern auf die Art, daß ſie ſuͤße Milch in einen ledernen Schlauch gießen, welchen zwey Hottentotten an den beyden Enden halten, und worin die Milch von einem Ende nach dem andern ſo lange hin und her geſchuͤttelt wird, bis ſie ſich zu Butter formirt.
Wir reiſeten weiter uͤber die ſehr hohen Berge nach dem langen Thale (Lange Kloof) zu dem Bauer Mat- thias Sonntag. An den Bergen ſahen wir allenthalben Wolken hangen, die mit ihren feuchten Duͤnſten, ob es gleich nicht regnete, uns ganz durchnetzten. Dieje- nigen Seiten der Berge, welche wir paſſirten, waren bisweilen ſo ſteil, und der Weg ſo ſchmal, daß wir nicht ohne Lebensgefahr hinuͤber kamen, und Grauen uns uͤberfiel, wenn wir hinabſahen. Das auf der andern Seite belegne Land, oder das lange Thal, iſt ſehr hoch gegen dasjenige, aus welchem wir kamen; die daſigen Berge ſind folglich niedrig in Vergleichung mit der entſetz- lichen Hoͤhe, welche ſie auf der andern Seite nach dem Meere zu haben.
Auf dieſem Hofe ſah ich Seife aus der Lauge des Kannabuſches oder Salzkrauts (Salſola aphylla), machen. Die Lauge wird ſo lange gekocht, bis ſie dick wird; alsdann gießt man Hammelfett zu, und faͤhrt damit fort, bis die Maſſe die gehoͤrige Conſiſtenz be-
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Reiſe v. Houtniquas bis an den Camtourfluß.
wird, gerinnt und Klumpen bildet. Hernach wird,
ohne daß man den Schlauch rein macht, alle Tage neue
Milch zugegoſſen, die ebenfalls bald ſauer wird. Das
Reinmachen des Schlauchs nehmen die Hottentotten
hoͤchſtens nur nach mehreren Monathen, oft kaum in ei-
nem oder zwey Jahren vor. — Butter machen die
Hottentotten von ihrer Milch ſelten, und wenn ſie es
thun, ſo haben ſie bloß die Abſicht, ſich damit zu ſchmie-
ren. Die Maquas- Hottentotten verrichten das But-
tern auf die Art, daß ſie ſuͤße Milch in einen ledernen
Schlauch gießen, welchen zwey Hottentotten an den
beyden Enden halten, und worin die Milch von einem
Ende nach dem andern ſo lange hin und her geſchuͤttelt
wird, bis ſie ſich zu Butter formirt.
Wir reiſeten weiter uͤber die ſehr hohen Berge nach
dem langen Thale (Lange Kloof) zu dem Bauer Mat-
thias Sonntag. An den Bergen ſahen wir allenthalben
Wolken hangen, die mit ihren feuchten Duͤnſten, ob
es gleich nicht regnete, uns ganz durchnetzten. Dieje-
nigen Seiten der Berge, welche wir paſſirten, waren
bisweilen ſo ſteil, und der Weg ſo ſchmal, daß wir nicht
ohne Lebensgefahr hinuͤber kamen, und Grauen uns
uͤberfiel, wenn wir hinabſahen. Das auf der andern
Seite belegne Land, oder das lange Thal, iſt ſehr hoch
gegen dasjenige, aus welchem wir kamen; die daſigen
Berge ſind folglich niedrig in Vergleichung mit der entſetz-
lichen Hoͤhe, welche ſie auf der andern Seite nach dem
Meere zu haben.
Auf dieſem Hofe ſah ich Seife aus der Lauge
des Kannabuſches oder Salzkrauts (Salſola aphylla),
machen. Die Lauge wird ſo lange gekocht, bis ſie dick
wird; alsdann gießt man Hammelfett zu, und faͤhrt
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/209>, abgerufen am 16.02.2025.
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