Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Kleine Nebenreisen in der Nähe der Capstadt. der West-Seite des Berges in den Ocean hinab. Daherhat man auf der Nord-Ost-Seite früheren Morgen und Sonnenschein, auf der Süd-West-Seite hingegen längeren Abend und späteren Sonnenschein. Auf dem Gipfel des Tafelberges zeigten sich mir also ungefähr um fünf Uhr des Abends gleichsam zwey verschiedne Wel- ten; die westliche hatte noch die schönste Abendsonne und einen hellen Horizont, die östliche aber war schon mit Finsterniß und dickem Nebel bedeckt. Dieser aus der erwärmten Erde aufsteigende Nebel verdickte sich so- gleich in der geschwind abgekühlten Luft, und war daher so stark, daß man vom ganzen Lande gar nichts sehen konnte. Man hätte glauben sollen, eine große dicke Wol- ke zu sehen. Eben dies war auch eine von den Ursachen, warum die Aussichten auf beyden Seiten des Berges, die einen Augenblick vorher gleich waren, jetzt auf eine so sehr in die Augen fallende Art sich von einander un- terschieden. In der Mitte des Maymonaths machte ich in Wenn man in der vorhin erwähnten Vertiefung Kleine Nebenreiſen in der Naͤhe der Capſtadt. der Weſt-Seite des Berges in den Ocean hinab. Daherhat man auf der Nord-Oſt-Seite fruͤheren Morgen und Sonnenſchein, auf der Suͤd-Weſt-Seite hingegen laͤngeren Abend und ſpaͤteren Sonnenſchein. Auf dem Gipfel des Tafelberges zeigten ſich mir alſo ungefaͤhr um fuͤnf Uhr des Abends gleichſam zwey verſchiedne Wel- ten; die weſtliche hatte noch die ſchoͤnſte Abendſonne und einen hellen Horizont, die oͤſtliche aber war ſchon mit Finſterniß und dickem Nebel bedeckt. Dieſer aus der erwaͤrmten Erde aufſteigende Nebel verdickte ſich ſo- gleich in der geſchwind abgekuͤhlten Luft, und war daher ſo ſtark, daß man vom ganzen Lande gar nichts ſehen konnte. Man haͤtte glauben ſollen, eine große dicke Wol- ke zu ſehen. Eben dies war auch eine von den Urſachen, warum die Ausſichten auf beyden Seiten des Berges, die einen Augenblick vorher gleich waren, jetzt auf eine ſo ſehr in die Augen fallende Art ſich von einander un- terſchieden. In der Mitte des Maymonaths machte ich in Wenn man in der vorhin erwaͤhnten Vertiefung <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0235" n="207"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kleine Nebenreiſen in der Naͤhe der <placeName>Capſtadt</placeName>.</hi></fw><lb/> der Weſt-Seite des Berges in den Ocean hinab. Daher<lb/> hat man auf der Nord-Oſt-Seite fruͤheren Morgen und<lb/> Sonnenſchein, auf der Suͤd-Weſt-Seite hingegen<lb/> laͤngeren Abend und ſpaͤteren Sonnenſchein. Auf dem<lb/> Gipfel des <placeName>Tafelberges</placeName> zeigten ſich mir alſo ungefaͤhr um<lb/> fuͤnf Uhr des Abends gleichſam zwey verſchiedne Wel-<lb/> ten; die weſtliche hatte noch die ſchoͤnſte Abendſonne<lb/> und einen hellen Horizont, die oͤſtliche aber war ſchon<lb/> mit Finſterniß und dickem Nebel bedeckt. Dieſer aus<lb/> der erwaͤrmten Erde aufſteigende Nebel verdickte ſich ſo-<lb/> gleich in der geſchwind abgekuͤhlten Luft, und war daher<lb/> ſo ſtark, daß man vom ganzen Lande gar nichts ſehen<lb/> konnte. Man haͤtte glauben ſollen, eine große dicke Wol-<lb/> ke zu ſehen. Eben dies war auch eine von den Urſachen,<lb/> warum die Ausſichten auf beyden Seiten des Berges,<lb/> die einen Augenblick vorher gleich waren, jetzt auf eine<lb/> ſo ſehr in die Augen fallende Art ſich von einander un-<lb/> terſchieden.</p><lb/> <p>In der Mitte des Maymonaths machte ich in<lb/> Herrn <persName>Gordons</persName> und eines vor nicht gar langer Zeit hie-<lb/> her gekommnen engliſchen Gaͤrtners, Nahmens <persName>Maſſon</persName>,<lb/> Geſellſchaft eine Reiſe um die ſaͤmmtlichen zwiſchen <placeName>Cap</placeName><lb/> und der <placeName>falſchen Bay</placeName> liegenden Berge herum. Wir<lb/> waren zu Fuß, und brachten auf dieſer Excurſion ver-<lb/> ſchiedne Tage zu.</p><lb/> <p>Wenn man in der vorhin erwaͤhnten Vertiefung<lb/> zu dem Gipfel des <placeName>Tafelberges</placeName> hinaufſteigt, ſo hat man<lb/> zur Rechten eine andre Vertiefung, die nach der See-<lb/> ſeite hinabgeht. Zur Linken entſpringt eine Quelle, die<lb/> in einem kleinen Bache hinunterfließt; ſie iſt aber mit<lb/> Gebuͤſch ſo bewachſen, daß man ihren Urſprung, der<lb/> ſich unter einer großen Klippe befindet, nicht ſehen kann.<lb/> In allen an und auf dem Berge befindlichen, theils groͤ-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0235]
Kleine Nebenreiſen in der Naͤhe der Capſtadt.
der Weſt-Seite des Berges in den Ocean hinab. Daher
hat man auf der Nord-Oſt-Seite fruͤheren Morgen und
Sonnenſchein, auf der Suͤd-Weſt-Seite hingegen
laͤngeren Abend und ſpaͤteren Sonnenſchein. Auf dem
Gipfel des Tafelberges zeigten ſich mir alſo ungefaͤhr um
fuͤnf Uhr des Abends gleichſam zwey verſchiedne Wel-
ten; die weſtliche hatte noch die ſchoͤnſte Abendſonne
und einen hellen Horizont, die oͤſtliche aber war ſchon
mit Finſterniß und dickem Nebel bedeckt. Dieſer aus
der erwaͤrmten Erde aufſteigende Nebel verdickte ſich ſo-
gleich in der geſchwind abgekuͤhlten Luft, und war daher
ſo ſtark, daß man vom ganzen Lande gar nichts ſehen
konnte. Man haͤtte glauben ſollen, eine große dicke Wol-
ke zu ſehen. Eben dies war auch eine von den Urſachen,
warum die Ausſichten auf beyden Seiten des Berges,
die einen Augenblick vorher gleich waren, jetzt auf eine
ſo ſehr in die Augen fallende Art ſich von einander un-
terſchieden.
In der Mitte des Maymonaths machte ich in
Herrn Gordons und eines vor nicht gar langer Zeit hie-
her gekommnen engliſchen Gaͤrtners, Nahmens Maſſon,
Geſellſchaft eine Reiſe um die ſaͤmmtlichen zwiſchen Cap
und der falſchen Bay liegenden Berge herum. Wir
waren zu Fuß, und brachten auf dieſer Excurſion ver-
ſchiedne Tage zu.
Wenn man in der vorhin erwaͤhnten Vertiefung
zu dem Gipfel des Tafelberges hinaufſteigt, ſo hat man
zur Rechten eine andre Vertiefung, die nach der See-
ſeite hinabgeht. Zur Linken entſpringt eine Quelle, die
in einem kleinen Bache hinunterfließt; ſie iſt aber mit
Gebuͤſch ſo bewachſen, daß man ihren Urſprung, der
ſich unter einer großen Klippe befindet, nicht ſehen kann.
In allen an und auf dem Berge befindlichen, theils groͤ-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |