Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Von politischen Einrichtungen am Cap.
Waaren, welche hier den meisten Abgang finden, sind
sonst graues ungeschornes Tuch für den gemeinen Mann,
Breter, Planken, Balken, Kupfer, Messing, Spa-
den, Hering, besonders aber Theer, Kohlen und Eisen,
welche letzteren Waaren hier theuer bezahlt werden. Die
Compagnie bekommt für hundert Pfund Eisen acht Reichs-
thaler, ob es gleich kaltbrüchig und schlechter als das
Schwedische ist. Für alle diejenigen Waaren, die von
Privat-Personen verkauft werden, müssen dem Fiscale
fünf Procent entrichtet werden. Das Geld für die in
Auctionen erstandnen Waaren wird nicht eher als nach
sechs Wochen bezahlt. Diese häufigen Auctionen, wo
alle Arten von Waaren feil sind, machen die Jahrmärkte
ganz entbehrlich; man weiß auch weder zu Cap noch auf
dem Lande von irgend einem Jahrmarkte. Um sowohl
auf solchen Auctionen das nöthige zu erhandeln, als
auch alles übrige, was man auf einem Schiffe nöthig
hat, zur rechten Zeit zu kaufen, muß jede Nation, de-
ren Schiffe hier vor Anker gehen, zu Cap einen Com-
missionair haben, der dies besorgt; dieser pflegt denn
aber auch für seinen Theil dazu beyzutragen, daß die
Schiffe alles sehr theuer bezahlen müssen.

Unter allen Ausländern waren jetzt die Franzosen
die, welche zu Cap am wenigsten in Ansehen standen.
Zum Theil rührte dies daher, weil sie meistentheils ohne
Geld hieher kamen, und in der Nothwendigkeit waren,
alles auf Credit und Wechsel zu nehmen. Zum Theil
war die Ursache auch, weil die Einwohner befürchteten,
die Franzosen hätten die Absicht, im Fall der Entstehung
eines Krieges, sich des Ortes zu bemächtigen. In Anse-
hung der Engländer hingegen sind sie in dieser Rücksicht
unbesorgt. Einen Französischen Officier, wenn er auch
noch so nett gekleidet und geputzt war, und zum Zeichen

Von politiſchen Einrichtungen am Cap.
Waaren, welche hier den meiſten Abgang finden, ſind
ſonſt graues ungeſchornes Tuch fuͤr den gemeinen Mann,
Breter, Planken, Balken, Kupfer, Meſſing, Spa-
den, Hering, beſonders aber Theer, Kohlen und Eiſen,
welche letzteren Waaren hier theuer bezahlt werden. Die
Compagnie bekommt fuͤr hundert Pfund Eiſen acht Reichs-
thaler, ob es gleich kaltbruͤchig und ſchlechter als das
Schwediſche iſt. Fuͤr alle diejenigen Waaren, die von
Privat-Perſonen verkauft werden, muͤſſen dem Fiſcale
fuͤnf Procent entrichtet werden. Das Geld fuͤr die in
Auctionen erſtandnen Waaren wird nicht eher als nach
ſechs Wochen bezahlt. Dieſe haͤufigen Auctionen, wo
alle Arten von Waaren feil ſind, machen die Jahrmaͤrkte
ganz entbehrlich; man weiß auch weder zu Cap noch auf
dem Lande von irgend einem Jahrmarkte. Um ſowohl
auf ſolchen Auctionen das noͤthige zu erhandeln, als
auch alles uͤbrige, was man auf einem Schiffe noͤthig
hat, zur rechten Zeit zu kaufen, muß jede Nation, de-
ren Schiffe hier vor Anker gehen, zu Cap einen Com-
miſſionair haben, der dies beſorgt; dieſer pflegt denn
aber auch fuͤr ſeinen Theil dazu beyzutragen, daß die
Schiffe alles ſehr theuer bezahlen muͤſſen.

Unter allen Auslaͤndern waren jetzt die Franzoſen
die, welche zu Cap am wenigſten in Anſehen ſtanden.
Zum Theil ruͤhrte dies daher, weil ſie meiſtentheils ohne
Geld hieher kamen, und in der Nothwendigkeit waren,
alles auf Credit und Wechſel zu nehmen. Zum Theil
war die Urſache auch, weil die Einwohner befuͤrchteten,
die Franzoſen haͤtten die Abſicht, im Fall der Entſtehung
eines Krieges, ſich des Ortes zu bemaͤchtigen. In Anſe-
hung der Englaͤnder hingegen ſind ſie in dieſer Ruͤckſicht
unbeſorgt. Einen Franzoͤſiſchen Officier, wenn er auch
noch ſo nett gekleidet und geputzt war, und zum Zeichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0263" n="235"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von politi&#x017F;chen Einrichtungen am <placeName>Cap</placeName>.</hi></fw><lb/>
Waaren, welche hier den mei&#x017F;ten Abgang finden, &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t graues unge&#x017F;chornes Tuch fu&#x0364;r den gemeinen Mann,<lb/>
Breter, Planken, Balken, Kupfer, Me&#x017F;&#x017F;ing, Spa-<lb/>
den, Hering, be&#x017F;onders aber Theer, Kohlen und Ei&#x017F;en,<lb/>
welche letzteren Waaren hier theuer bezahlt werden. Die<lb/>
Compagnie bekommt fu&#x0364;r hundert Pfund Ei&#x017F;en acht Reichs-<lb/>
thaler, ob es gleich kaltbru&#x0364;chig und &#x017F;chlechter als das<lb/>
Schwedi&#x017F;che i&#x017F;t. Fu&#x0364;r alle diejenigen Waaren, die von<lb/>
Privat-Per&#x017F;onen verkauft werden, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en dem Fi&#x017F;cale<lb/>
fu&#x0364;nf Procent entrichtet werden. Das Geld fu&#x0364;r die in<lb/>
Auctionen er&#x017F;tandnen Waaren wird nicht eher als nach<lb/>
&#x017F;echs Wochen bezahlt. Die&#x017F;e ha&#x0364;ufigen Auctionen, wo<lb/>
alle Arten von Waaren feil &#x017F;ind, machen die Jahrma&#x0364;rkte<lb/>
ganz entbehrlich; man weiß auch weder zu <placeName>Cap</placeName> noch auf<lb/>
dem Lande von irgend einem Jahrmarkte. Um &#x017F;owohl<lb/>
auf &#x017F;olchen Auctionen das no&#x0364;thige zu erhandeln, als<lb/>
auch alles u&#x0364;brige, was man auf einem Schiffe no&#x0364;thig<lb/>
hat, zur rechten Zeit zu kaufen, muß jede Nation, de-<lb/>
ren Schiffe hier vor Anker gehen, zu <placeName>Cap</placeName> einen Com-<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;ionair haben, der dies be&#x017F;orgt; die&#x017F;er pflegt denn<lb/>
aber auch fu&#x0364;r &#x017F;einen Theil dazu beyzutragen, daß die<lb/>
Schiffe alles &#x017F;ehr theuer bezahlen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Unter allen Ausla&#x0364;ndern waren jetzt die Franzo&#x017F;en<lb/>
die, welche zu <placeName>Cap</placeName> am wenig&#x017F;ten in An&#x017F;ehen &#x017F;tanden.<lb/>
Zum Theil ru&#x0364;hrte dies daher, weil &#x017F;ie mei&#x017F;tentheils ohne<lb/>
Geld hieher kamen, und in der Nothwendigkeit waren,<lb/>
alles auf Credit und Wech&#x017F;el zu nehmen. Zum Theil<lb/>
war die Ur&#x017F;ache auch, weil die Einwohner befu&#x0364;rchteten,<lb/>
die Franzo&#x017F;en ha&#x0364;tten die Ab&#x017F;icht, im Fall der Ent&#x017F;tehung<lb/>
eines Krieges, &#x017F;ich des Ortes zu bema&#x0364;chtigen. In An&#x017F;e-<lb/>
hung der Engla&#x0364;nder hingegen &#x017F;ind &#x017F;ie in die&#x017F;er Ru&#x0364;ck&#x017F;icht<lb/>
unbe&#x017F;orgt. Einen Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Officier, wenn er auch<lb/>
noch &#x017F;o nett gekleidet und geputzt war, und zum Zeichen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0263] Von politiſchen Einrichtungen am Cap. Waaren, welche hier den meiſten Abgang finden, ſind ſonſt graues ungeſchornes Tuch fuͤr den gemeinen Mann, Breter, Planken, Balken, Kupfer, Meſſing, Spa- den, Hering, beſonders aber Theer, Kohlen und Eiſen, welche letzteren Waaren hier theuer bezahlt werden. Die Compagnie bekommt fuͤr hundert Pfund Eiſen acht Reichs- thaler, ob es gleich kaltbruͤchig und ſchlechter als das Schwediſche iſt. Fuͤr alle diejenigen Waaren, die von Privat-Perſonen verkauft werden, muͤſſen dem Fiſcale fuͤnf Procent entrichtet werden. Das Geld fuͤr die in Auctionen erſtandnen Waaren wird nicht eher als nach ſechs Wochen bezahlt. Dieſe haͤufigen Auctionen, wo alle Arten von Waaren feil ſind, machen die Jahrmaͤrkte ganz entbehrlich; man weiß auch weder zu Cap noch auf dem Lande von irgend einem Jahrmarkte. Um ſowohl auf ſolchen Auctionen das noͤthige zu erhandeln, als auch alles uͤbrige, was man auf einem Schiffe noͤthig hat, zur rechten Zeit zu kaufen, muß jede Nation, de- ren Schiffe hier vor Anker gehen, zu Cap einen Com- miſſionair haben, der dies beſorgt; dieſer pflegt denn aber auch fuͤr ſeinen Theil dazu beyzutragen, daß die Schiffe alles ſehr theuer bezahlen muͤſſen. Unter allen Auslaͤndern waren jetzt die Franzoſen die, welche zu Cap am wenigſten in Anſehen ſtanden. Zum Theil ruͤhrte dies daher, weil ſie meiſtentheils ohne Geld hieher kamen, und in der Nothwendigkeit waren, alles auf Credit und Wechſel zu nehmen. Zum Theil war die Urſache auch, weil die Einwohner befuͤrchteten, die Franzoſen haͤtten die Abſicht, im Fall der Entſtehung eines Krieges, ſich des Ortes zu bemaͤchtigen. In Anſe- hung der Englaͤnder hingegen ſind ſie in dieſer Ruͤckſicht unbeſorgt. Einen Franzoͤſiſchen Officier, wenn er auch noch ſo nett gekleidet und geputzt war, und zum Zeichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/263
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/263>, abgerufen am 26.06.2024.