det. Um mich vor einem solchen unangenehmen Vor- falle in Zukunft sicher zu stellen, schenkte mir der be- kannte Capitain Eckeberg, dessen Sparrmann in seiner Reisebeschreibung so rühmlich erwähnt, und der dies Jahr eins der Schwedischen Schiffe hieher geführt hatte, eine zuverlässige Schwedische Büchse, die seit dieser Zeit, so- wohl in Afrika als auf Java meine treue und stete Ge- fährtin war, und mir unbeschreibliche Dienste leistete. Die Ursache, warum solche Unglücksfälle hier mehr, als anderswo sich zutragen, ist die, weil man hier nicht sehr viele vorzüglich gute und sichere Flinten und Jagdbüchsen hat, und die, welche dergleichen besitzen, sie fast nie zu verkaufen pflegen.
Jetzt komme ich zu der Beschreibung eines viel schreck- lichern Unglücks, und zwar von ganz andrer Art, wo- bey ich aber auch die meinem Herzen so angenehme Ge- legenheit haben werde, einer die größte Bewunderung verdienenden Handlung der Edelmüthigkeit und Men- schenliebe zu erwähnen. Am ersten Junius, es war der Montag nach Pfingsten, machte sich ein sehr starker Nord-West-Wind auf, den heftige Orkane und ge- waltiger Regen begleiteten. In der folgenden Nacht verlohr eins von den vieren noch auf der Rhede liegen- den, der Compagnie gehörigen Schiffen, Jonge Tho- mas genannt, nach und nach alle seine Anker, und wurde darauf in der Gegend des Salzflusses (Zout- Rivier) gegen den Strand auf den Sand getrieben. Der Stoß war so heftig, daß es seiner schweren Ladung wegen in der Mitte in zwey Stücke zerbrach. Zugleich stieg das Meer auf dieser Seite so hoch, daß die Wel- len in einer unglaublichen Höhe über den Strand gingen, und der Salzfluß so anschwoll, daß man ihn kaum pas-
Vierte Abtheilung. Achter Abſchnitt.
det. Um mich vor einem ſolchen unangenehmen Vor- falle in Zukunft ſicher zu ſtellen, ſchenkte mir der be- kannte Capitain Eckeberg, deſſen Sparrmann in ſeiner Reiſebeſchreibung ſo ruͤhmlich erwaͤhnt, und der dies Jahr eins der Schwediſchen Schiffe hieher gefuͤhrt hatte, eine zuverlaͤſſige Schwediſche Buͤchſe, die ſeit dieſer Zeit, ſo- wohl in Afrika als auf Java meine treue und ſtete Ge- faͤhrtin war, und mir unbeſchreibliche Dienſte leiſtete. Die Urſache, warum ſolche Ungluͤcksfaͤlle hier mehr, als anderswo ſich zutragen, iſt die, weil man hier nicht ſehr viele vorzuͤglich gute und ſichere Flinten und Jagdbuͤchſen hat, und die, welche dergleichen beſitzen, ſie faſt nie zu verkaufen pflegen.
Jetzt komme ich zu der Beſchreibung eines viel ſchreck- lichern Ungluͤcks, und zwar von ganz andrer Art, wo- bey ich aber auch die meinem Herzen ſo angenehme Ge- legenheit haben werde, einer die groͤßte Bewunderung verdienenden Handlung der Edelmuͤthigkeit und Men- ſchenliebe zu erwaͤhnen. Am erſten Junius, es war der Montag nach Pfingſten, machte ſich ein ſehr ſtarker Nord-Weſt-Wind auf, den heftige Orkane und ge- waltiger Regen begleiteten. In der folgenden Nacht verlohr eins von den vieren noch auf der Rhede liegen- den, der Compagnie gehoͤrigen Schiffen, Jonge Tho- mas genannt, nach und nach alle ſeine Anker, und wurde darauf in der Gegend des Salzfluſſes (Zout- Rivier) gegen den Strand auf den Sand getrieben. Der Stoß war ſo heftig, daß es ſeiner ſchweren Ladung wegen in der Mitte in zwey Stuͤcke zerbrach. Zugleich ſtieg das Meer auf dieſer Seite ſo hoch, daß die Wel- len in einer unglaublichen Hoͤhe uͤber den Strand gingen, und der Salzfluß ſo anſchwoll, daß man ihn kaum paſ-
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Vierte Abtheilung. Achter Abſchnitt.
det. Um mich vor einem ſolchen unangenehmen Vor-
falle in Zukunft ſicher zu ſtellen, ſchenkte mir der be-
kannte Capitain Eckeberg, deſſen Sparrmann in ſeiner
Reiſebeſchreibung ſo ruͤhmlich erwaͤhnt, und der dies Jahr
eins der Schwediſchen Schiffe hieher gefuͤhrt hatte, eine
zuverlaͤſſige Schwediſche Buͤchſe, die ſeit dieſer Zeit, ſo-
wohl in Afrika als auf Java meine treue und ſtete Ge-
faͤhrtin war, und mir unbeſchreibliche Dienſte leiſtete.
Die Urſache, warum ſolche Ungluͤcksfaͤlle hier mehr, als
anderswo ſich zutragen, iſt die, weil man hier nicht ſehr
viele vorzuͤglich gute und ſichere Flinten und Jagdbuͤchſen
hat, und die, welche dergleichen beſitzen, ſie faſt nie
zu verkaufen pflegen.
Jetzt komme ich zu der Beſchreibung eines viel ſchreck-
lichern Ungluͤcks, und zwar von ganz andrer Art, wo-
bey ich aber auch die meinem Herzen ſo angenehme Ge-
legenheit haben werde, einer die groͤßte Bewunderung
verdienenden Handlung der Edelmuͤthigkeit und Men-
ſchenliebe zu erwaͤhnen. Am erſten Junius, es war
der Montag nach Pfingſten, machte ſich ein ſehr ſtarker
Nord-Weſt-Wind auf, den heftige Orkane und ge-
waltiger Regen begleiteten. In der folgenden Nacht
verlohr eins von den vieren noch auf der Rhede liegen-
den, der Compagnie gehoͤrigen Schiffen, Jonge Tho-
mas genannt, nach und nach alle ſeine Anker, und
wurde darauf in der Gegend des Salzfluſſes (Zout-
Rivier) gegen den Strand auf den Sand getrieben.
Der Stoß war ſo heftig, daß es ſeiner ſchweren Ladung
wegen in der Mitte in zwey Stuͤcke zerbrach. Zugleich
ſtieg das Meer auf dieſer Seite ſo hoch, daß die Wel-
len in einer unglaublichen Hoͤhe uͤber den Strand gingen,
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/308>, abgerufen am 16.06.2024.
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